Record-Studie

Rosiglitazon und das kardiovaskuläre Risiko

Stuttgart - 19.06.2009, 00:00 Uhr


Rosiglitazon steht im Verdacht, das kardiovaskuläre Risiko bei Typ-2-Diabetikern zu erhöhen. Nach den neuesten Ergebnissen der Record-Studie scheint das nicht der Fall zu sein, doch die Studie hat Schwachstellen.

Die seit 2001 laufende Record-Studie (Rosiglitazone Evaluated for Cardiac Outcomes and Regulation of Glycaemia in Diabetes) sollte klären, ob unter Rosiglitazon das kardiovaskuläre Risiko tatsächlich erhöht ist. Die Ergenisse dieser open label durchgeführten Multicenterstudie sind nun im Lancet publiziert worden. An ihr nahmen 4447 Typ-2-Diabetiker teil, die mit einer Metformin- oder Sulfonylharnstoff-Monotherapie nur einen durchschnittlichen HbA1c-Wert von 7,9 erreichen konnten. Sie erhielten randomisiert entweder zusätzlich Rosiglitazon (n = 2220) oder eine Metformin-/Sufonylharnstoff-Kombinationstherapie (n = 2227). Die mittlere Behandlungsdauer betrug 5,5 Jahre.

Primärer Endpunkt der Studie war eine Klinikeinweisung aufgrund kardiovaskulärer Komplikationen oder kardiovaskulärer Tod. Dieser Endpunkt wurde von 321 Patienten der Rosiglitazon- und 323 Patienten der Kontrollgruppe erreicht. Danach ist die Rosiglitazon-Behandlung mit keinem höheren kardiovaskulären Risiko verbunden als eine kombinierte Metformin-/Sulfonylharnstoff-Therapie. Mit einer Hazard Ratio von 0,99 wird das Kriterium der Non-Inferiorität (Nicht-Unterlegenheit) erfüllt.

Während der Hersteller von Rosiglitazon in den Ergebnissen der Record-Studie eine Bestätigung für die kardiovaskuläre Sicherheit von Rosiglitazon sieht, werden in einem zeitgleich im Lancet publizierten Kommentar von Ravi Retnakaran und Bernard Zinman Zweifel an der Aussagekraft geäußert. Sie kritisieren das Open-label-Studiendesign, bei dem im Gegensatz zu Doppelblindstudien Prüfer und Studienteilnehmer über die Studienmedikation informiert sind. Darüber hinaus merken sie an, dass die kardiovaskuläre Ereignisrate in der Record-Studie deutlich hinter der erwarteten zurückgeblieben sei. Bezüglich des Parameters Herzinfarkt seien die Ergebnisse nicht schlüssig. Denn in dem sekundären Endpunkt Herzinfarkt schneidet die Rosiglitazon-Gruppe schlechter ab als die Kontrollgruppe. Dass der Unterschied nicht statistisch signifikant war, kann nach Ansicht der Kommentatoren an der Begleitmedikation gelegen haben. Denn unter Rosiglitazon seien höhere LDL-Cholesterin-Werte verzeichnet worden, die zu einem verstärkten Einsatz von Statinen in der Rosiglitazon-Gruppe geführt hätten. Das könnte das Ergebnis verfälscht haben. Bei gleicher Begleitmedikation, also dem Verzicht auf Statine, hätte der Herzinfarktanstieg in der Rosiglitazon-Gruppe durchaus höher ausfallen können.

Quelle

Home PD et al.: Rosiglitazone evaluated for cardiovascular outcomes in oral agent combination therapy for type 2 diabetes (Record): a multicentral, randomised, open-label trial. Lancet 2009; Early online publication vom 5. Juni 2009.

Retnakaran R, Zinman B: Thiazolidinediones and clinical outcome in type 2 diabetes. Lancet 2009; Early online publication vom 5. Juni 2009.

Nissen SE, Wolski K. Effect of rosiglitazone on the risk of myocardial infarction and death from cardiovascular causes. N Engl J Med 2007; 356:2457-71.


Doris Uhl