Arzneimittel und Therapie

Kühlen, verbinden, pflegen

Empfehlungen zur Nachsorge, wenn sich Kinder verbrennen oder verbrühen

dm | Im August ist die neue S2k-Leitlinie zur Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung) erschienen. Einige Empfehlungen betreffen die Notfallmedizin, die einer ärztlichen Behandlung bedarf. Das Apothekenteam kann in der Nachsorge wert­volle Tipps geben.

Kühlen, verbinden, pflegen

Mit Blick auf die Nachsorge lohnen sich drei Kapitel der Leitlinie für Apothekerinnen und Apotheker:

  • die lokale Therapie
  • die Therapie des verbrennungs­assoziierten Pruritus und
  • die Narbenbehandlung

Maximal zehn Minuten kühlen

Für die erste Hilfe gut zu wissen ist: Kleinere Verbrennungen können zur Schmerzlinderung für maximal zehn Minuten mit handwarmem Wasser gekühlt werden. Eine weitere Kühlung gilt als obsolet, da eine Hypothermie unbedingt verhindert werden soll. Großflächige Verletzungen sollten deshalb beispielsweise bei Säuglingen gar nicht gekühlt werden.

In der weiteren Versorgung bedarf es lediglich bei Verbrennungen ersten Grades laut Leitlinie keinem Debridement, sodass eine konservative Behandlung mit Externa ausreicht. Kleinflächige und oberflächliche thermische Verletzungen bis Grad 2a können an unproblematischen Lokalisationen aber häufig auch ambulant durch eine Blasenabtragung behandelt werden. Danach soll ein steriler Verband angelegt werden. Als Optionen für Wundauflagen werden genannt:

  • antiseptische PU-Schäume (Polyurethan),
  • Hydrokolloide
  • und spezielle Externa (i. d. R. Polihexanid).

Beispielsweise ist Suprasorb® P + PHMB ein Schaumverband aus Polyurethan, der gleichzeitig Polihexanid enthält.

Eine Übersicht über PU-Schaumverbände sowie Hydrokolloidverbände finden Sie im Artikel „Zwischen traditionell und hydroaktiv: Die schöne neue Welt der Wundversorgung“ von Apotheker Ralf Schlenger in der DAZ 2018, Nr. 17, S. 36. Außerdem gibt es auch Gele und Wundspüllösungen mit Polihexanid, z. B. das Prontosan® Wundgel.

Quälender Juckreiz

Was die Nachsorge angeht, gilt Juckreiz als eine der quälendsten Langzeitfolgen von thermischen Verletzungen – er beginnt laut Leitlinie bereits nach rund 48 Stunden.

Als erste Behandlungsoption gelten physikalische Maßnahmen wie Kühlen oder ein Beklopfen der Wunde bzw. Narbe. Auch eine Ablenkung des Kindes soll versucht werden. Massagen, feuchtigkeitsspendende Cremes und kalte Kompressen sowie die Kompressionstherapie (s. Kasten „Kompressionsbehandlung“) als nicht-medikamentöse Maßnahmen sollen ebenfalls erwogen werden. Eine medikamentöse Therapie, falls notwendig, erfolgt mit oralen Antihistaminika (Dimetindenmaleat oder Cetirizin). „Eine medikamentöse Lokaltherapie zur Behandlung des Juckreizes kann nicht generell empfohlen werden“, heißt es. Bei therapie­resistentem Juckreiz kommt bei schweren Verletzungen theoretisch auch orales Gabapentin off label infrage.

Kompressions­behandlung

Die Kompressionsbehandlung ist Teil der Narbenbehandlung. Sie soll hypertrophe Narben vermeiden und kommt vor allem bei moderaten bis schweren Narben zum Einsatz. Dazu braucht es spezielle Kompressionsbandagen, die laut Leitlinie von Orthopädietechnikern oder Therapeuten (mit umfangreicher Expertise bei Kindern) nach Maß angepasst werden sollen. Dabei muss bedacht werden, dass die Kompression über sechs bis 24 Monate und bis zu 23 Stunden pro Tag getragen werden muss. Sie soll unmittelbar nach Wundschluss beginnen und endet mit dem Ausreifen der Narbe.

Silikon zur Pflege

Grundsätzlich gilt es die betroffenen Hautbereiche mit Wasser und einer milden Seife sowie mehrfach täglich mit fettenden und feuchtigkeitsspendenden Externa zu pflegen. Besonders im ersten Jahr ist auf einen Sonnenschutz der Narben zu achten. Narbenmassagen werden empfohlen. Die Silikonbehandlung soll als Zusatz zur Kompressionstherapie oder als alleinige Therapie erwogen werden und kann sowohl bei hypertrophen als auch bei Keloidnarben eingesetzt werden. Silikonfolien, -gele oder auch spezielle Sonderkonstruktionen können eingesetzt werden. Die Silikonfolien sind über drei bis zwölf Monate für flächige Narben gedacht und sollen zwölf bis 24 Stunden pro Tag getragen werden. Silikongele sind auch für das Gesicht, Hände, Füße und Gelenke geeignet und sollen zweimal täglich appliziert werden. Einen Überblick über Silikon-haltige Medizinprodukte finden Sie im Artikel „Narben effektiv vorbeugen: Damit Wunden keine Spuren hinterlassen“ von Apothekerin Marina Buchheit-Gusmão in der DAZ 2023, Nr. 42, S. 38. |

Literatur

Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung). S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder­chirurgie e. V. (DGKCH), Federführende Fachgesellschaft, Stand: 15. August 2024, Registernummer 006 – 128

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