Arzneimittel und Therapie

Unentschieden für Chlorthalidon und HCT

Beide Diuretika schützen ähnlich gut vor kardiovaskulären Ereignissen

Die beiden seit Langem eingesetzten Diuretika Hydrochlorothiazid (HCT) und Chlorthalidon sind zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Hypertonikern gleich gut wirksam. So wurde in einer offenen Interventionsstudie kein Unterschied bei der Wirksamkeit der beiden Diuretika festgestellt.

Die Thiaziddiuretika Chlorthalidon und Hydrochlorothiazid werden seit vielen Jahren zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse eingesetzt. Welcher Wirkstoff dazu besser geeignet ist, wurde im Lauf der Zeit unterschiedlich beurteilt, ältere Studien bestätigten Chlorthalidon die potentere Wirksamkeit, jüngere Studien sehen keinen Unterschied. Mithilfe einer großen pragmatischen Studie (The Diuretic Comparison Project) sollte die Unklarheit beseitigt werden. An der offenen Interventionsstudie nahmen 13.523 über 65-jährige, überwiegend männliche Patienten (ca. 97%) mit arterieller Hypertonie teil. Vor der Randomisierung nahmen sie 25 mg oder 50 mg Hydrochlorothiazid ein, meist als Teil einer Kombinationstherapie.

Pragmatisches Studiendesign

Zu Studienbeginn wurden die Probanden zwei Gruppen zugeteilt. Im HTC-Arm (n = 6767) nahmen die Teilnehmer Hydrochlorothiazid weiter wie gewohnt ein. Probanden des Chlortalidon-Arms (n = 6756) wurden umge­stellt, und zwar bei Vorbehandlung mit HCT 25 mg auf 12,5 mg Chlortalidon pro Tag und bei Vorbehandlung mit HCT 50 mg auf 25 mg Chlortalidon täglich. Der primäre Studienendpunkt war zusammengesetzt aus Schlaganfall, Myokardinfarkt, Krankenhauseinweisung aufgrund einer Herzinsuffizienz, instabile Angina pectoris mit notfallmäßiger Revaskularisierung oder Tod durch andere Ursachen als Krebs. Die Ergebnisse wurden auf der Basis der elektronischen Patientenkarte ausgewertet.

Foto: RealCG/AdobeStock

Kein nennenswerter Unterschied

Nach einem medianen Follow-up von 2,4 Jahren war der primäre Studienendpunkt – also ein kardiovaskuläres Ereignis – bei 10,4% der Probanden der Chlorthalidon-Gruppe und bei 10,0% der Teilnehmer der HTC-Gruppe eingetreten (Hazard ratio [HR] = 1,04; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,94 bis 1,16; p = 0,45). Somit war kein relevanter Unterschied zwischen den beiden Therapieregimen erkennbar. Auch bei der Betrachtung der einzelnen Komponenten des primären Endpunktes zeigte sich bis auf eine Ausnahme kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Ausnahme war folgende: In einer Subgruppe mit Patienten, die bereits einmal einen Myokardinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten hatten, war die Ereignisrate unter Chlor­thalidon geringer als unter Hydrochlorothiazid. Bei Probanden, die in ihrer Vorgeschichte keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten, war die Ereignisrate unter Chlorthalidon etwas höher. Bei der Verträglichkeit schnitt Chlorthalidon etwas schlechter ab. Allergien (1,6%) und Hypokali­ämien (6,0%) traten unter Chlorthalidon häufiger auf als unter Hydrochlorothiazid (0,3% bzw. 4,4%).

Fazit

Diese Studie wurde auch bei der Jahrestagung der Amerikanischen Herzgesellschaft (American Heart Association) 2022 vorgestellt und diskutiert. Betont wurde die Gleichwertigkeit beider Wirkstoffe im Hinblick auf ihre kardioprotektiven Eigenschaften. Der in einer kleinen Subgruppe festgestellte Unterschied könnte auch auf einem Artefakt beruhen. Ob die bei älteren Patienten festgestellte Gleichwertigkeit beider Therapieregime auch auf Jüngere übertragen werden kann, bleibt nachzuweisen. |

Literatur

Ishani A et al. Chlorthalidone vs. Hydrochlorothiazide for Hypertension-Cardiovascular Events. N Engl J Med. 2022;387(26):2401-2410, doi: 10.1056/NEJMoa2212270

No difference in heart outcomes found in use of two diuretics to treat blood pressure. Nachricht der American Heart Association, 5. November 2022

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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