Aus der Hochschule

Das Pharmaziestudium von morgen

Die Paracelsus-Universität in Salzburg gilt als Pionier für eine Neuausrichtung

Von Olaf Rose | „Pharmazie wie noch nie“ verspricht der Werbeslogan für das Pharmaziestudium an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg. 2017 gestartet, hat sich das privatuniversi­täre Angebot mit seinem neu­artigen Curriculum rasch Anerkennung verschafft und als Alternative zu den öffentlichen Universitäten im deutschsprachigen Bereich etabliert. Was zeichnet das noch junge Salzburger Studium aus, das auch viele Studierende aus Deutschland anspricht? Was wird hier anders ­gemacht?

Zunächst lohnt ein Blick zurück: 2002 gegründet, ist die Paracelsus Medizinische Privatuniversität mit einem völlig neuen Curriculum der Humanmedizin angetreten, um in Salzburg hervorragende Mediziner auszubilden. Vorbild und zentraler Sparringspartner für die Entwicklung des in Europa neuartigen Curriculums war damals die Medical School der renommierten Mayo Clinic in Rochester, USA – bis heute einer der wichtigsten internationalen Kooperationspartner der PMU. Das Konzept hat auch den inzwischen verstorbenen Red-Bull-Miteigentümer Dietrich Mateschitz überzeugt, der der PMU mit einer großen Privatspende einen zusätzlichen Schub verlieh.

Neustart der Pharmazie auf einem weißen Blatt Papier

Ebenso wie es Anspruch der Universität war, ein Humanmedizin-Studium „am Puls der Zeit“ zu entwickeln und auch weiterzuentwickeln, war dies auch der Anspruch an das Pharmaziestudium als dritte akademische Säule neben Humanmedizin und Pflegewissenschaften. Die Ausarbeitung eines Curriculums für Pharmazie wurde als Chance wahrgenommen, um bei Null zu beginnen und ein von Grund auf an die Erfordernisse des heutigen Apothekers angepasstes Studium anzubieten. Das PMU-Curriculum orientiert sich hierbei an dem Vorbild führender angloamerikanischer und europäischer Universitäten, nämlich Apotheker auszubilden, die ihr Wissen zum größtmöglichen Patientennutzen einsetzen und im interprofessionellen Setting Verantwortung übernehmen. Der starke Patientenbezug wird nicht nur in der Lehre, sondern auch in den (Labor-)Übungen hergestellt. Zudem gibt es zahlreiche integrierte Berufspraktika. Aufbauend auf der natur­wissenschaftlichen Grundausrichtung sind die Vermittlung betriebswirtschaftlicher Grundlagen sowie die Stärkung von persönlichen und sozialen Kompetenzen wesent­liche Bestandteile des Studienplans.

Foto: Hertha Hurnaus | BERGER+PARKKINE

Hörsaal der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) Salzburg

Fokus auf Klinische Pharmazie und Pharmakotherapie

Bei den Forschungs- und Industrie-­bezogenen Inhalten wurden vor allem die instrumentelle Analytik und die computerunterstützte Wirkstoffentwicklung auf­gewertet. Im Vergleich wurde der traditionell hohe Nasschemie- und Syntheseanteil auf ein international übliches Maß und somit deutlich reduziert. Der Hauptfokus liegt stattdessen auf der Pharmakologie, der klinischen Pharmazie und der Pharmakotherapie. Das Studium ist entsprechend in Blöcke zu Indikationen aufgeteilt, so z. B. Kardiologie, Onkologie, Neurologie usw. Interna­tionalität wird durch verpflichtende Pharmakotherapie-Seminare auf Englisch und optionale Auslands­aufenthalte im Rahmen der Berufspraktika oder der Masterarbeit gefördert. Auch methodisch werden neue Wege beschritten, Studenten präsentieren ihre Ergebnisse und arbeiten schon früh wissenschaftlich.

Interdisziplinäres Lernen

Wesentliche Vorlesungen erfolgen interdisziplinär zusammen mit den Studierenden der Medizin. Es stellt sich schon im ersten Semester ein Gefühl der Zusammengehörigkeit der Heilberufe ein. Mit der Inbetriebnahme einer interprofessionellen Ausbildungs­station am Salzburger Universitätsklinikum Anfang 2023 machte das Pharmaziestudium einen weiteren großen Entwicklungsschritt in der interprofessionellen Lehre: Studierende der Humanmedizin, Pflege und Pharmazie erweitern dort ihre Kompetenzen in Form eines gemeinsamen ­Praktikums direkt am Patienten. Der Vorteil für später: die Pharmazie-Absolventen sind bereits in Medikationsanalyse und Polypharmazie trainiert und kennen die enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegenden. Sie haben in Lehrveranstaltungen und im Klinikpraktikum bereits intensiv Fälle bearbeitet und können aktiv zur Optimierung der Patientenversorgung, Therapiequalität und Arzneimittelsicherheit beitragen – ein sowohl in der Klinik als auch in der öffentlichen Apotheke wichtiges Thema. Das ausgeprägte klinische Wissen hilft ebenso bei einer Bewerbung in der Industrie, im Krankenhaus oder in der Verwaltung, unterscheidet es doch die Apotheker von anderen Naturwissenschaftlern. Dazu kommen enge Kooperationen mit der pharmazeutischen Industrie, dem Universitätsklinikum Salzburg sowie weiteren nationalen und internationalen Partnern. Einzigartig sind auch die Pflichtpraktika in ausgewiesenen Lehrapotheken, Klinik, Forschung und Industrie.

Bachelor- und Master-Abschluss

Das Pharmaziestudium an der PMU ist ein Vollzeitstudium mit einer Studiendauer von fünf Jahren (10 Semestern) und gliedert sich in einen sechssemestrigen Bachelorabschnitt (180 ECTS, Abschluss: Bachelor of Science in Pharmacy) und einen viersemestrigen Masterabschnitt (120 ECTS, Abschluss: Mag.pharm.).

Damit das anspruchsvolle Studium in fünf Jahren absolviert werden kann, wurde nicht nur Wert auf ein kompaktes, klar strukturiertes Curriculum gelegt, sondern auch auf eine moderne Infrastruktur und das Unterrichten und Lernen in Kleingruppen. Vorbild war auch hier die USA. Warten auf einen freien Laborplatz, wie es an österreichischen öffentlichen Unis zur Tagesordnung gehört und was zu entsprechendem Zeitverlust führt, gibt es an der PMU nicht: Jeder Studierende hat einen fixen Laborplatz. Auch eine universitätseigene Übungsapotheke befindet sich hier, in der die Studierenden mit kommerzieller Apothekensoftware zur Warenwirtschaft sowie interaktiven Gruppen-, Plan- und Fallbeispielen eine realitätsnahe Lernumgebung als Vorbereitung auf ihr Apothekenpraktikum und auf das praktische Jahr vorfinden. Patientenorientierte Pharmazie wird hier strukturiert trainiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den kognitiven pharmazeutischen Dienstleistungen: Während in der Pharmakotherapie die fachliche Grundlage gelegt wird, werden in einem anderen Block zum Medikationsmanagement zahlreiche komplexe Fälle aus Klinik, ambulantem Bereich und Heim trainiert. In der Lehre treten immer wieder auch international anerkannte Experten auf, die den neuesten Stand in Forschung und Wissenschaft unterrichten und auch die verpflichtenden Forschungs­arbeiten begleiten.

Pharmaziestudium in Deutschland und der PMU in Salzburg im Vergleich

Studiengebühren notwendig

Gemeinsam mit externen Partnern ein völlig neues Pharmazie-Studium zu etablieren und moderne infrastrukturelle Voraussetzungen zu schaffen, ist teils der Organisationsform als Privatuniversität zu verdanken. Als solche ist die PMU eine Stiftung, die nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, die aber auch keine staatliche Finanzierung bekommt, sodass Studiengebühren notwendig sind. Für das Pharmazie­studium ist eine Studiengebühr von 7.350,- Euro pro Semester zu entrichten. Dies mag auf den ersten Blick als Hürde erscheinen. Um – laut Eigenangabe der Universität – die „besten Köpfe“ als Studierende gewinnen zu können, bietet die PMU zur Unterstützung Förderstipendien, nach sozialen Kriterien sowie Leistungsstipendien. Zudem werden bei Bedarf Studienfinanzierungskonzepte vermittelt.

Das Aufnahmeverfahren

Die Aufnahme der Studierenden erfolgt nach einem mehrstufigen Ver­fahren: nach der formellen Prüfung der Bewerbungsunterlagen (Motiva­tionsschreiben, Nachweis der allgemeinen Universitätsreife wie z. B. europäisches Abiturzeugnis oder Studienberechtigungsprüfung) erfolgt ein Bewerbungsgespräch, in dem die Universität und die Kandidaten abklären können, ob sie zueinander passen. Diese Kommission besteht aus dem Studiengangsleiter, einem pharmazeutisch-wissenschaftlichen Mitarbeiter und einem Psychologen. Numerus Clausus, Wartesemester und Studieneignungstest (PhaST) fallen als potenzielle Hürden für die Aufnahme in das Studium weg, Motivation und Engagement sind entscheidende Garanten für einen Studienplatz.

Um- und Quereinstieg möglich

Das Pharmaziestudium an der PMU erweist sich zunehmend auch für Quereinsteiger als attraktiv. Eine Anrechnung von Studienleistungen aus vorhergehenden Studien bzw. ein Quereinstieg in das Studium ist (nach Einzelfallprüfung) unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Mit dem ersten Staatsexamen können Pharmaziestudierende aus Deutschland nach insgesamt drei absolvierten Studienjahren in das Masterstudium an die PMU wechseln. Mit „Pharmazie-Switch“ bietet die PMU zudem einen eigenen Universitätslehrgang für Studierende mit abgeschlossenem naturwissenschaftlichem, pharmazeutisch-biotechnologischem oder medizinischem Bachelor. Diese absolvieren zunächst ein sogenanntes „Brückenjahr“ an der PMU, das individuell entsprechend ihrer Vorkenntnisse aufgebaut ist, und steigen danach unmittelbar in das zweijährige Masterstudium ein. Die PMU ist im deutschsprachigen Raum die einzige Universität, die ein solches Umstiegs-Programm anbietet.

International anerkannt

Im Gegensatz zum deutschen Pharmaziestudium, das nach vier Jahren mit dem zweiten Staatsexamen ohne aka­demischen Grad abschließt, erfolgt das Studium in Österreich Bologna-konform im Bachelor-Master-System mit einer Regelstudiendauer von fünf Jahren (s. Abb.). Mit der Bachelor- und der Masterarbeit sind zwei wissenschaft­liche Arbeiten zu erstellen. Die Studien schließen mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science in Pharmacy“ bzw. „Mag.pharm.“ ab. Im Anschluss an das Masterstudium kann ein Doktorats­studium begonnen oder das praktische Jahr in Österreich oder in Deutschland absolviert werden. Ein Wechsel zwischen den Ländern ist am Studienende jederzeit möglich, Studium und Approbation können nach Zustimmung des zuständigen Landesprüfungsamtes anerkannt werden. Das besondere, klinisch ausgerichtete Pharmazie-­Curriculum der PMU versteht sich entsprechend inzwischen als Vorreiter für Österreich, Deutschland und Südtirol. |

Autor

Apotheker Dr. Olaf Rose PharmD, Münster, lehrt an der PMU Salzburg Pharmakotherapie.

Das könnte Sie auch interessieren

Als Professorin für Pharmazeutische Biologie und Klinische Pharmazie an die PMU Salzburg berufen

Dr. Johanna Liebl – von München nach Salzburg

Neue Curricula in den Niederlanden

Studium mit stärkerem Praxisbezug

Das Pharmaziestudium in den USA entwickelt sich kontinuierlich weiter

Ständige Optimierung

Der Patient steht im Mittelpunkt

Pharmaziestudium in Florida

Ein internationaler Vergleich der Lehrpläne*

Pharmazie studieren – in Deutschland und anderswo

Kongress der International Society of Cardiovascular Pharmacotherapy

Pharmacy meets cardiovascular Pharmacotherapy

Das Studienfach Klinische Pharmazie in den Niederlanden

Kleiner Nachbar ganz groß

Das Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker liegt vor

Zwei Semester mehr für die Zukunft

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.