DAZ aktuell

„Ihr verantwortungsloses Gesetz schürt Hass und Wut“

Apothekerin schreibt Brandbrief an Lauterbach

eda/ral | In einem Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich die Dresdener Apothekeninhaberin Sylvia Trautmann von der Seele geschrieben, was sie vom GKV-Finanzstabilisierungsgesetz und dem nun in Kraft getretenen erhöhten Kassenabschlag hält. „Wissen Sie überhaupt, dass Ihr verantwortungsloses Gesetz Hass und Wut betroffener Apotheken gegen Sie und Ihre Partei schürt?“, fragt sie und fordert die „längst überfällige Erhöhung der Apothekenvergütung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln“.

Sylvia Trautmann setzt sich nicht zum ersten Mal für die Interessen ihres Berufsstandes politisch ein. Bereits vor rund 2,5 Jahren nahm sie die Pleite des Apothekenrechenzentrums AvP als Anlass für einen Brandbrief an die Abgeordneten des Bundestages und forderte konkrete Hilfsangebote für betroffene Apotheken.

Das Inkrafttreten des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes und der Anstieg des Kassenabschlags von 1,77 Euro auf 2 Euro in den nächsten beiden Jahren brachte das Fass nun wieder zum Überlaufen.

Foto: mika/AdobeStock

Es reicht! Apothekerin Sylvia hat in einem Brandbrief klargemacht, was sie von Lauterbachs Politik hält.

Der erhöhte Kassenabschlag bedeute eine zusätzliche durchschnittliche Belastung von 7000 Euro je Apotheke im Jahr, rechnet Trautmann in ihrem Brief vor. Diesen Betrag müssten die Apotheken „von ihrer ohnehin seit Jahren stagnierenden Vergütung für ein Rx-Arzneimittel abziehen“. Für jede einzelne Apotheke werden die geringeren Einnahmen schmerzlich spürbar sein. „Ihre politische Antwort auf den immensen Einsatz der Apo­theken in der Pandemie und beim Engpassmanagement nicht lieferbarer Medikamente vernichtet bei allen Apothekenmitarbeitern Deutschlands das Vertrauen in diese Regierung“, schreibt Trautmann. Seine Politik bezeichnet sie als einen „Vernichtungsschlag gegen alle Apotheken“, es fördere krass das Apothekensterben.

Leistungen werden in ihrem Wert unterschätzt

Trautmann wirft Lauterbach, der SPD und der Regierungskoalition vor, dass sie die vielen kostenfreien Beratungsleistungen der Apotheken im Rahmen der Selbstmedikation in ihrem Wert völlig unterschätzen würden, obwohl Leistungen den Krankenkassen Mil­lioneneinsparungen dreistelliger Höhe erbrächten und helfen würden, medizinische Versorgungsengpässe zu überbrücken. „Herr Professor Lauterbach, wann endlich binden Sie die längst überfällige Erhöhung der Apothekenvergütung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln in ein Gesetz ein?“, fragt sie.

Fixzuschlag von 13 Euro netto plus Inflationsausgleich

Konkret fordert die Apothekerin eine Erhöhung des Fixzuschlags auf 13 Euro netto mit automatischem Inflationsausgleich und ohne Zwangsrabatt. Außerdem sollte das Management der nicht durch die Apotheken verschuldeten Arzneimittel-Lieferengpässe extra vergütet werden.

Apothekerin Sylvia Trautmann erklärte gegenüber der DAZ, dass sie diesen Brief in ähnlicher Form auch an alle Mitglieder des Bundestags-Gesundheitsausschusses, an alle Fraktionsvorsitzenden und an alle Parteivorsitzende versenden wird. Inzwischen müssten die Briefe bereits angekommen sein, eine Reaktion ist der DAZ bislang nicht bekannt. |

Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Gegen Pläne zum erhöhten Kassenabschlag

Brandenburger Apotheker schreiben an Lauterbach

Unterschriftenaktion und Honorarforderung der Apothekerverbände Schleswig-Holstein und Hamburg

Mindestens zehn Prozent mehr Honorar

Apothekeninhaberin kritisiert Regierungsmaßnahmen zur AvP-Pleite

„Gerechtigkeit geht anders“

ABDA-Präsidentin Overwiening im Livetalk

„Bei uns Apothekerinnen und Apothekern ist nichts zu holen“

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.