Klinische Pharmazie – POP

Ein Patient nach tiefer Beinvenenthrombose

Patient H. K. ist 67 Jahre alt und hat vor sechs Monaten eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT) unklarer Genese bei proximaler Lokalisation erlitten. Vor drei Monaten kam es zu einem Rezidiv. Im vorliegenden Fallbeispiel soll dargestellt werden, wie eine Medikationsanalyse bei einem Patienten mit tiefer Beinvenenthrom­bose aussehen kann. | Von Dorothee Dartsch, Christian Fechtrup und Olaf Rose

In diesem Beitrag erfahren Sie unter anderem

  • wie man bei komplexen Medikationen die Einnahmezeitpunkte ver­einfachen kann
  • wie man in der Pharmakotherapie priorisiert
  • wie man eine (rezidivierende) tiefe Beinvenenthrombose und andere kardiovaskuläre Erkrankungen therapiert
     

Daten

→ Patientensituation erfassen

→ Arzneimittel- und Therapie­daten recherchieren

– Kommunizieren –

Der Patient und seine Hauptbeschwerden

Auf Nachfrage äußert Herr H. K., dass ihn seit dem Bandscheibenvorfall gelegentliche Rückenschmerzen und Verspannungen plagen. Im letzten Jahr kamen dauerhafte Knieschmerzen hinzu. Gegen die Schmerzen nimmt er bei Bedarf Paracetamol 500 mg und reibt die Knie mit Arnika-Gel ein. Die verordneten Novaminsulfon Tabletten nimmt er nicht ein, da die Schmerzen mit Paracetamol unter Kontrolle sind und man ihm gesagt hat, dass er Novaminsulfon nur bei sehr starken Schmerzen einnehmen soll. In den Monaten nach dem Bandscheibenvorfall hat er Physiotherapie wahrgenommen. Seit der Einnahme von Citalopram geht es ihm psychisch deutlich besser. Er verneint Schluckbeschwerden und versucht seine Medikation möglichst gering zu halten. Die tiefe Beinvenenthrombose bereitet ihm aktuell keine Probleme mehr. Tabelle 1 zeigt seine Medikation.

Tab. 1: Die Medikation von Herrn H. K.
Wirkstoff
Stärke
Dosierung
Hinweise
Quelle
Acetylsalicylsäure
100 mg
0-1-0
Blutverdünnung
MP
Citalopram
20 mg
1-0-0
Depression
MP
Atenolol
50 mg
1-0-0
Blutdruck
MP
Candesartan
4 mg
1-0-0
Blutdruck
MP
Novaminsulfon
500 mg
2-2-2
Schmerzen
MP
Paracetamol
500 mg
bei Bedarf
Schmerzen
P (OTC-Historie)

mögliche Quellen für die Auskunft zur Medikation können sein: BMP: bundeseinheitlicher Medikationsplan; MP: Medikationsplan vom Arzt; ML: Medikationsliste vom Patienten; P: Auskunft vom Patienten; BB: brown bag; A: Auskunft vom Arzt; D: Auskunft Dritter; E: Entlassbrief

Diagnosen

Herr H. K. zeigt sich in gutem Allgemeinzustand. Anamnestisch sind Bluthochdruck, Bandscheibenvorfall, Depression und koronare Herzkrankheit bekannt, dazu die beiden Ereignisse der tiefen Beinvenenthrombose. Zum zeitlichen Verlauf siehe Abbildung 1.

Abb. 1: Zeitachse der Diagnosen

Vitalparameter / Historie

Der aktuelle Blutdruckwert liegt bei 156/96 mmHg, der Puls ist unauffällig bei 63 Schlägen/Minute, Gewicht: 72 kg, Größe: 1,81 m, BMI: 22.

Weitere Laborwerte liegen nicht vor. H. K. äußert nur gelegentlichen moderaten Alkoholkonsum bei sozialen Zusammenkünften. Er raucht seit mindestens 30 Jahren nicht mehr. Seine Mutter ist bei einem Unfall im Alter von 68 Jahren verstorben, sein Vater mit 71 Jahren an einem Herzinfarkt.

Grund für die Medikations­analyse

Herr H. K. wurde in der Apotheke auf die Möglichkeit einer Medikations­analyse angesprochen und zeigte sich hierfür aufgeschlossen. Generell sieht er aber keinen Handlungsbedarf für Änderungen an seiner Medikation.

 

Analyse

Informationen ordnen:

→ Probleme identifizieren

→ Prioritäten festlegen

– Verarbeiten –

Die Analyse erfolgt unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven, die sich in ihrer Priorisierung und ihren Rahmenbedingungen unterscheiden können.

Patientenperspektive

Die Rückenschmerzen und Knieschmerzen werden als ärgerlich, aber erträglich bewertet. Beim Treppensteigen spürt H. K. seine geringe Belastbarkeit. Seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren und dem Auftreten der tiefen Beinvenenthrombose haben sich die Herz­beschwerden tendenziell verstärkt. Bei Angina-pectoris-Anfällen setzt sich H. K. hin und ruht sich kurz aus.

Medizinische- / Arztperspektive

Aus medizinischer Sicht steht bei der Diagnose einer Beinvenenthrombose neben der Bestimmung der Ausdehnung der Thrombose stets die Frage nach einer möglichen Lungenembolie im Vordergrund. Hierzu ergeben die genaue Anamnese und eine körper­liche Untersuchung, das Ruhe-EKG, eventuell die Aufnahme eines Röntgen-Thorax, eine Echokardiografie zur Suche nach Zeichen einer Rechtsherzbelastung sowie das Thorax-CT die entscheidenden Hinweise.

Laboranalysen (D-Dimere) sind – da ohnehin im Rahmen der Thrombose erhöht – von untergeordneter Bedeutung. Daneben ist die möglichst genaue Erfassung und Beschreibung der Umstände, unter denen die Thrombose entstanden ist, von entscheidender Bedeutung, insbesondere für die Dauer der Antikoagulation. Lag eine längere Immobilisierung vor (Krankheit, Fernreise)? War der Patient zuvor verletzt und/oder wurde er operiert? Ist ein Malignom bekannt? Gibt es eine familiäre Häufung thrombotischer Ereignisse? Sind bei Familienmitgliedern auffällige Laborbefunde bekannt (Protein C, Protein S, Lp[a])?

Anhand der dann vorliegenden Befunde sollte das Risiko für Thrombose-Rezidive eingeschätzt werden, um eine Entscheidung über die anzustrebende Dauer der Antikoagulation zu treffen. Ist die Thrombose durch behebbare Umstände verursacht, genügt meistens eine Antikoagulation über drei Monate, weil das Rezidivrisiko gering ist. Andernfalls ist eine Verlängerung der Dauer der Antikoagulation sinnvoll – bis hin zur lebenslangen Antikoagulation. Eventuell sollte für die Entscheidung ein Hämostaseologe hinzugezogen werden, der das Risiko bewertet.

Die nächste anstehende Entscheidung betrifft die Auswahl der zur Anti­koagulation gewählten Substanz. Hier ist zu beachten, dass es für alle vier (neuen) Nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien Daten zur Behandlung einer Beinvenenthrombose gibt. Leider unterscheiden sich die Therapieschemata der Substanzen erheblich voneinander und orientieren sich am Design der je­weiligen Zulassungsstudien.

Gegebenenfalls kann später erwogen werden Atenolol auf einen für Herzinsuffizienz geeigneten Betablocker zu wechseln, z. B. auf das relativ ausgewogene Bisoprolol.

Hilfreich wäre es auch, den Ausgangs-LDL-Cholesterol-Wert zu kennen.

Leitlinienperspektive

  • Gemäß der S2-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Venenthrom­bose und der Lungenembolie soll eine Antikoagulation bei tiefer Beinvenenthrombose mindestens über drei bis sechs Monate durchgeführt werden [1]. Eingesetzt werden können niedermolekulare und unfraktionierte Heparine, Fondaparinux, (neue) orale Antikoagulanzien und Vitamin-K-Antagonisten. Bei hohem Rezidivrisiko kann über sechs Monate hinaus antikoaguliert werden.
  • Die europäische ESC-Leitlinie zum Bluthochdruck empfiehlt ein Blutdruckziel von < 140/90 mmHg [2].
  • Die ESC-Leitlinie zur koronaren Herzkrankheit schlägt eine Herzfrequenz von 55 bis 60 Schläge/Minute als Ziel vor [3]. Als antiischämische Standardtherapie wird ein Betablocker oder Calciumkanal-Blocker vom Dihydropyridin-Typ gesehen. Im nächsten Schritt können beide Wirkstoffe kombiniert werden. Das LDL-Cholesterol-Ziel liegt bei sehr hohem kardiovaskulärem Risiko bei < 55 mg/dl.

Für den eiligen Leser

Bei einer tiefen Beinvenenthrombose wird eine Antikoagulation angesetzt, um ein Rezidiv zu vermeiden. Die Länge der Therapie richtet sich nach möglichen Auslösern und dem abgeschätzten Risiko.

Apothekerperspektive / Pharmakotherapie

Die Antikoagulation sollte zur Prävention eines weiteren TVT-Rezidivs fortgeführt werden, z. B. mit Apixaban 5 mg, zweimal täglich bis zum sechsten Monat, dann zweimal 2,5 mg täglich [4]. Bei proximaler Lokalisation einer vorherigen tiefen Beinvenenthrombose und keiner behebbaren Ursache (siehe „Arztperspektive“) sollte lebenslang antikoaguliert werden.

Acetylsalicylsäure 100 mg/Tag ist bei koronarer Herzkrankheit indiziert und kann bei fortlaufender Antikoagulation zusätzlich gegeben werden, sofern das Blutungsrisiko überschaubar bleibt. Bei Herrn H. K. wird dies aufgrund seines relativ geringen Alters so vorgeschlagen. Eine Triple-Therapie (Antikoagulation plus duale Plättchentherapie) kann theoretisch z. B. nach Stent indiziert sein, wird aber wegen der erhöhten Blutungsrisiken und nach den Ergebnissen der WOEST-, PIONEER-AF-, RE-DUAL-PCI- und AUGUSTUS-Studien kritisch gesehen. Bei der Kombination von NOAK, ASS und SSRI sollte aber eine Prophylaxe gastrointestinaler Blutungen mit einem Protonen­pumpeninhibitor erfolgen.

Ein Dihydropyridin-Calciumkanal-Blocker wie Amlodipin in Stärke 5 mg/Tag kann ergänzt und auf Zielwert < 140/90 mmHg aufdosiert werden. Die Kombination verschiedener Wirkstoffe kann nach den Ergebnissen der QUARTET-USA-Studie wirksamer und verträglicher sein [8].

Ein kurzwirksames Nitro-Spray sollte zur Angina-pectoris-Anfallstherapie stets vorhanden sein.

Ein hochwirksames Statin (Atorvastatin 80 mg oder Rosuvastatin 40 mg) mit LDL-Cholesterol-Zielwert < 55 mg/dl oder < 50% des Ausgangswertes sollte angesetzt werden. Aufgrund der Interaktion zwischen Atorvastatin und Amlodipin wird Rosuvastatin dann bevorzugt.

Einnahmezeitpunkte: wichtig ist die Gabe von Citalopram am Morgen und von Apixaban morgens und abends. Die Blutdrucksenker können nach den Ergebnissen der TIME-Studie sowohl morgens als auch abends gegeben werden (Ausnahme: Non-Dipper, diese bevorzugt abends) [7]. Dies gilt auch für Atorvastatin und Rosuvastatin, die beide wegen ihrer langen Halbwertszeit (im Gegensatz zu allen anderen Statinen) ebenfalls zu jeder beliebigen Tageszeit ein­genommen werden können. Im Fallbeispiel empfiehlt sich also ein Dosierungsplan in Absprache mit dem Patienten H. K., um seinen individuellen Wünschen Rechnung zu tragen.

Für den eiligen Leser

Bei den „Super-Statinen“, bei Antihypertonika und bei der Plättchentherapie können die Einnahmezeitpunkte prinzipiell an die Vorlieben des Patienten angepasst werden.

Nichtpharmakologische Perspektive

Aus Sicht der Physiotherapie sollen die erlernten Übungen bei chronischen Beschwerden lebenslang fort­geführt und fortlaufend angepasst werden. So können die Rücken- und Knieschmerzen bei H. K. möglicherweise gelindert werden. Eine Wiedervorstellung mit dem Ziel einer langfristigen Anleitung wäre unbedingt sinnvoll. Herr H. K. kann auch dahingehend motiviert werden, dass er so möglicherweise Schmerzmedikamente einsparen kann.

→ Arzneimittelbezogene Probleme (ABP)

ABP (Code nach aktueller PCNE-Klassifikation Version 9.1) [6]:

  • ABP 1-4: Apixaban, Amlodipin, Simvastatin, Nitro-Spray: jeweils Indikation ohne Arzneimittel (C1.5.)

Beurteilung

→ Patientenziele formulieren

→ medizinische Ziele formulieren

→ Lösungen finden

– Abwägen –

Zwar reduziert eine dauerhafte Behandlung mit Antikoagulanzien das Risiko für ein TVT-Rezidiv deutlich stärker als eine Plättchentherapie mit ASS [5], allerdings muss die erhöhte Blutungsneigung gegen das Rezidiv-Risiko abgewogen werden. Das TVT-Rezidiv-Risiko ist eindeutig erhöht bei proximaler tiefer Beinvenenthrombose als auch bei wiederholter TVT. Diese beiden Risikofaktoren sind hier bekannt, sodass eine Empfehlung für eine unbegrenzte Antikoagulation in niedriger Dosierung gegeben werden kann.

Bei H. K. ist eine antianginöse Therapie mit einen Dihydropyridin-Calciumkanalblocker einem Angiotensin-Rezeptorblocker vorzuziehen. Da die Blutdruckwerte aber erhöht sind, sollte hier kombiniert werden. Es ist davon auszugehen, dass sich auch die Belastbarkeit und Lebensqualität durch die antianginöse Therapie erhöht.

Das fehlende Statin ist häufig auf Ablehnung wegen Statin-assoziierter Muskelsymptome (SAMS) zurückzuführen, eventuell natürlich auch auf reale Muskelbeschwerden mit Kreatinkinase-Erhöhung in der Vergangenheit. In jedem Fall sollte bei noch relativ niedrigem Lebensalter, sehr hohem Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis und bestehender symptomatischer KHK eine intensivierte LDL-Cholesterol-Senkung erfolgen.

 

Intervention

→ Vorschläge mit dem besten Nutzen-Risiko-Verhältnis einbringen

→ Therapieverantwortung übernehmen

– Kooperieren –

Fazit und Plan

Idealerweise kann zusammen mit dem Behandler und dem Patienten Konsens gesucht werden. Natürlich kann man seinen Bericht auch direkt an den Arzt geben, vorausgesetzt, dass eine gute Kommunikationsbasis besteht. Um eine Intervention erfolgreich zu platzieren, sollte aus klinischer Sicht priorisiert werden. Eine Antikoagulation – hier mit Nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien – steht immer an erster Stelle, weil bei entsprechendem Risiko unmittelbar die Wahrscheinlichkeit für ein schwerwiegendes Ereignis verringert werden kann. Von der antianginösen Therapie profitiert der Patient hingegen in Bezug auf seine Lebensqualität am meisten, sodass dies im nächsten Schritt angegangen werden sollte. Obgleich eine LDL-Cholesterol-Senkung bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko herausragende Erfolge verbuchen kann, stellen sich diese Effekte in der Regel erst langfristig ein. Die Lebensqualität verbessert sich hierdurch akut jedenfalls nicht. Dieser Aspekt kann entsprechend als letztes angegangen werden. Dem Patientenwunsch nach weniger Medikamenten kann in diesem Fall leider nicht entsprochen werden. Dennoch dürfte sich seine Lebensqualität durch die Interventionen verbessern.

Für den eiligen Leser

Interventionen, die einen kurzfristigen Effekt haben oder sich positiv auf die Lebensqualität auswirken, können entsprechend hoch priorisiert werden, um die Motivation für weitere Änderungen und Maßnahmen zu erhöhen.

Im vorliegenden Fall ist es sinnvoll, den Patienten kurzfristig nach jeder Umstellung nach Umgang und Verträglichkeit zu befragen. So kann die Adhärenz an vereinbarte Therapie­ziele verbessert werden (s. Tab. 2).

Tab. 2: Überblick über die Interventionen und perspektivische Evaluation
Wirkstoff
Stärke
Dosierung
Evaluation
Kommentar
Absetzen:
Novaminsulfon
500 mg
bei Bedarf
Schmerzen mit Paracetamol beherrschbar
wird vom Patienten nicht eingenommen
Gabe von (sortiert nach Einnahmezeitpunkten):
Atenolol
50 mg
1-0-0
Herzfrequenz zwischen 55 bis 60 Schläge/Minute, Blutdruck < 140/90 mmHg
unverändert
Amlodipin
5 mg
1-0-0
Blutdruckziel < 140/90 mmHg
neu
bei Verträglichkeit gegebenenfalls auf 10 mg erhöhen
Candesartan
4 mg
1-0-0
Blutdruck < 140/90 mmHg
bei Verträglichkeit gegebenenfalls auf 8 mg erhöhen
Citalopram
20 mg
1-0-0
Symptomkontrolle
unverändert
Apixaban
5 mg
1-0-1
Kontrolle auf Blutungen
neu
ab dem 7. Monat bei Abwesenheit von TVT auf zweimal täglich 2,5 mg unbegrenzt ändern
Acetylsalicylsäure
100 mg
1-0-0
Kontrolle auf Blutungen
bei leichten Blutungen absetzen
Rosuvastatin
40 mg
1-0-0
Kontrolle auf Verträglichkeit
neu
bei vermeintlichen oder echten Muskelbeschwerden Dosierung reduzieren und mit Ezetimib kombinieren
Pantoprazol
20 mg
1-0-0
Kontrolle auf Verträglichkeit
neu
wegen erhöhter Blutungsneigung durch Antikoagulation in Kombi­nation von ASS und SSRI
Bedarfsmedikation
Nitro-Spray
0,41 mg pro Sprühstoß
ein bis drei Hübe bei starken Herzbe­schwer­den
Häufigkeit der Anwendung
bei regelmäßiger Anwendung weiteres antianginöses Arzneimittel ansetzen (z. B. orales Nitrat)
Paracetamol
500 mg
bei Bedarf bis zu dreimal täglich zwei Tabletten
Schmerzkontrolle
maximal viermal täglich zwei Tabletten

Evaluation

→ Interventionsergebnis erfragen

→ Entwicklung der Hauptbeschwerden beurteilen

→ Status der ABP beurteilen

– Bewerten –

Diskussion

Obwohl der Patient anfänglich keinen wirklichen Bedarf für eine Medikationsanalyse gesehen hat, konnten viele Ansätze für eine Therapieoptimierung gefunden werden. So kam es im vorliegenden Fall zu einer für viele kardiovaskuläre Erkrankungen typischen Unterversorgung in gleich mehreren Indikationen. Es konnte eine klare Priorisierung der arzneimittelbezogenen Probleme vorgenommen werden. Auch gab es hier viel Freiraum für die Einnahmezeitpunkte, die in Absprache mit den Vorlieben des Patienten flexibel festgelegt werden können. |

Praxistransfer

Was Sie direkt unternehmen können, um das Gelesene anzuwenden:

  • Besprechen Sie bei Ihren Patienten die Einnahmezeitpunkte und nutzen Sie alle Optionen. So können Sie die Adhärenz wesentlich erhöhen. Stimmen Sie sich hierbei mit dem Arzt ab, um eventuell Besonderheiten (Dipper vs. Non-Dipper) nicht zu übersehen.
  • Geben Sie einer Anti­koagulation stets die höchste Priorität, da hier akute Risiken bestehen.
  • Erkennen Sie neben dem häufig vorgetragenen Wunsch nach Deprescribing auch die Unterversorgung als relevantes Problem.

Interessenkonflikte

Innerhalb der letzten drei Jahre erhielten die Autoren von folgenden Firmen und Institutionen Zuwendungen, inkl. Honorare, Übernachtungs- und Reisekostenerstattung:

Dorothee Dartsch:Takeda Pharma Vertrieb GmbH

Olaf Rose: keine

Christian Fechtrup:Amgen, AstraZeneca, Bayer, Berlin Chemie, BMS, Boehringer Ingelheim, Daiichi Sankyo, Hexal, Novartis, Pfizer, Sanofi-Aventis, Servier

 

Disclaimer

Die Behandlungsvorschläge der Patienten im Rahmen des Medikationsmanagements geben die persönliche Meinung der Autoren wieder. Sie beruhen auf einer sorgfältig vorgenommenen Analyse und Praxis-Bedingungen. Insofern sind sowohl alternative Ansätze und Ergebnisse vorstellbar als auch Abweichungen von der Zulassung oder Fachinformation möglich. Die Kasuistiken beruhen teils auf tatsächlichen Gegebenheiten, teils auf Ergänzungen und Fiktion. Ihren Pharmakovigilanz-Verpflichtungen sind die Autoren nach eigenem Ermessen und nach eigener Bewertung nachgekommen.

 

Literatur

[1] Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin (Hrsg.), Stand: 10. Oktober 2015, AWMF Leitlinien-Register Nr. 065/002, www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/065-002l_S2k_VTE_2016-01.pdf

[2] Williams B, Mancia G, Spiering W et al. 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Eur Heart J. 2018;39(33):3021-3104 [published correction appears in Eur Heart J 1. Februar 2019;40(5):475]

[3] Knuuti J, Wijns W, Saraste A et al. 2019 ESC Guidelines for the diagnosis and management of chronic coronary syndromes. Eur Heart J 2020;41(3):407-477 [published correction appears in Eur Heart J 21. November 2020;41(44):4242]

[4] Mazzolai L, Aboyans V, Ageno W et al. Diagnosis and management of acute deep vein thrombosis: a joint consensus document from the European Society of Cardiology working groups of aorta and peripheral vascular diseases and pulmonary circulation and right ventricular function. Eur Heart J 2018;39(47):4208-4218

[5] Marik PE, Cavallazzi R. Extended Anticoagulant and Aspirin Treatment for the Secondary Prevention of Thromboembolic Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. PLoS One 2015;10(11):e0143252

[6] Schindler E, Richling I, Rose O. Pharmaceutical Care Network Europe (PCNE) drug-related problem classification version 9.00: German translation and validation. Int J Clin Pharm 2021;43(3):726-730

[7] Mackenzie IS, Rogers A, Poulter NR et al. Cardiovascular outcomes in adults with hypertension with evening versus morning dosing of usual antihypertensives in the UK (TIME study): a prospective, randomised, open-label, blinded-endpoint clinical trial. Lancet 2022;400(10361):1417-1425

[8] Baldridge AS, Huffman MD, Lazar D et al. Efficacy and safety of a quadruple ultra-low-dose treatment for hypertension (QUARTET USA): Rationale and design for a randomized controlled trial. Am Heart J 2022;254:183-193, published online ahead of print 15. September 2022

Autoren

Dr. Dorothee Dartsch, Apothekerin und Fach­toxikologin; Studium der Pharmazie an der Universität Hamburg; Leiterin der CaP Campus Pharmazie GmbH für Fortbildung im Gesundheitswesen, Schwerpunkt Klinische Pharmazie und E-Learning; Gastdozentin im Master­studiengang AMTS an den Universitäten Bonn, Heidelberg und Tübingen

Dr. med. Christian Fechtrup hat von 1981 bis 1987 in München und Newcastle-upon-Tyne (GB) Medizin studiert; Ausbildung zum Arzt für Innere Medizin sowie zum Kardiologen und Angiologen an der Universitätsklinik Münster (Medizinische Klinik, Prof. Dr. Breithardt); Mitglied der Deutschen und Europäischen Gesellschaft für Kardiologie; niedergelassen in fachübergreifender internistischer Gemeinschaftspraxis in Münster seit 1998

Dr. Olaf Rose, PharmD, Apotheker, ist Dozent für Pharmakotherapie an der PMU Salzburg und Universität Bonn im Masterkurs AMTS, sowie Inhaber dreier Apotheken in Münster und Steinfurt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medikationsmanagement, Pharmacy Practice und pharmazeutische Interventionen in kardiologischen und neurologischen Indikationen.

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