DAZ aktuell

Wie Lieferbarkeit aus Herstellersicht verbessert werden soll

Kleine Packungsgrößen produzieren und Arzneiformen patientengerecht einsetzen

eda/dm | Erwachsene, Kinder und Säuglinge sind in diesem Winter vermehrt von Atemwegserkrankungen durch Influenza-, RSV- oder Corona-Viren betroffen. Wegen der erhöhten Nachfrage kommt es bei einigen Arzneimitteln zu Liefer­engpässen. Davon sind nicht nur Schmerzmittel, Fieberpräparate oder Antibiotika betroffen. Wie reagieren die Hersteller auf diese besondere Situation?

„Selbst ganz profane Dinge, Verpackungsmaterialien oder Flaschen, die gestern noch selbstverständlich, einfach und schnell zu bekommen waren, sind heute nur noch unter größtem Aufwand und Mühen zu beschaffen“, so ein Sprecher von Engelhard Arzneimittel gegenüber der DAZ. Man habe derzeit mit „ungewohnten Bedingungen und Herausforderungen in Sachen Lieferketten (Material und Rohstoffe) zu kämpfen“. Die hohen Zahlen an Atemwegsinfekten in diesem Winter verschärfen durch eine hohe Nachfrage an OTC-Arzneimitteln die Situation zusätzlich.

Vorerst keine Großpackungen

Engelhard Arzneimittel ist der Hersteller der Marke Prospan®. Um die medizinische Versorgung möglichst vieler Patienten in Deutschland und weltweit mit Prospan® zu gewährleisten, habe Engelhard nun entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Es wurde die Produktion erhöht, allerdings werden bis auf Weiteres nur noch die kleinen Packungsgrößen aller Darreichungsformen hergestellt, um eine erhöhte Menge an Präparaten zur Verfügung stellen zu können: „Wir nehmen also derzeit von den großen Packungsgrößen Abstand und haben daher die Produktion der Großpackungen vorerst ausgesetzt. Konkret sind das die Handelsformen

  • Prospan® Hustensaft 200 ml,
  • Prospan® Hustenliquid 200 ml und
  • Prospan® Hustenliquid 30 × 5 ml.“

Mit einer Konzentration auf die kleinen Handelsformen bei Prospan® will der Hersteller die Anzahl der produzierten Flaschen verdoppeln und gleichzeitig die Anlagengeschwindigkeit erhöhen. „So können wir viel mehr Verfügbarkeit schaffen und besser der aktuellen und kommenden Marktsituation gerecht werden.“

Die genannten Großpackungen sollen bis zur Entspannung der Lage nicht verfügbar sein, die Versorgung soll so flächendeckend sichergestellt werden.

Wann ist Flutide mite Dosier­aerosol wieder verfügbar?

Von den aktuellen Lieferengpässen sind auch inhalative Corticosteroide (ICS) betroffen. Seit Dezember registrieren Apotheken und Kinderarztpraxen beispielsweise eine angespannte Liefersituation für Flutide mite (PZN 07123987). Fluticason (Flutide) ist ein ICS, das zur mittel- und langfristigen Therapie von asthmatischen und obstruktiven Lungenerkrankungen bei Kindern ab einem Alter von zwei Jahren zugelassen ist. In der Praxis kommt Fluticason in Form eines Dosieraerosols jedoch auch schon bei deutlich jüngeren Kindern zum Einsatz, um akut oder über einen längeren Zeitraum die Entstehung von Bronchitiden zu verhindern. Seit Mitte der 1990er-Jahre versorgt das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) den deutschen Markt mit Flutide in den Dosierungen 50 μg (mite), 125 μg sowie 250 μg (forte).

Auf Anfrage der DAZ bestätigt GSK eine punktuelle, kurze Lieferunfähigkeit. Als Ursache wird die hohe Nachfrage der vergangenen Monate genannt. GSK sorge jedoch für eine durchgehende Verfügbarkeit aller ICS, die man dem deutschen Markt zur Verfügung stellt.

Im Hinblick auf Flutide mite arbeite man mit Hochdruck daran, kurzfristig weitere Ware verfügbar zu machen. „Heute Morgen haben wir den Großhandel mit einer großen Menge des betroffenen Dosieraerosols versorgt, sodass sich auch in den Apotheken die Situation in den nächsten Tagen entsprechend entspannen sollte“, erklärte Guido Hermanns, Leiter der Unternehmenskommunikation, gegenüber der DAZ am Donnerstag in der vergangenen Woche. Eine weitere Belieferung soll Mitte Februar erfolgen. Mit einer endgültigen Entspannung der Situa­tion im ICS-Markt rechnet GSK allerdings erst im Frühjahr nach Abklingen der aktuellen Krankheitswelle(n).

GSK registriert aktuell eine im Vergleich zu den gleichen Zeiträumen der Vorjahre deutlich über das bisherige Maß gesteigerte Nachfrage.

Bei Älteren Pulverinhalatoren anwenden

Auffällig sei dabei vor allem die anhaltend hohe Nachfrage im Gegensatz zu einer sonst eher fluktuierenden Nachfrage im Jahresverlauf. „Bereits im Verlauf der Jahre 2020 bis 2022 konnten wir für das Flutide mite Dosier­aerosol eine über 25-prozentige Steigerung des Absatzes beobachten, was für die aktuellen Produktionsmengen bereits berücksichtigt wurde“, so Hermanns. Diese Entwicklung und aktuelle Situation herrschen in ganz Europa. Ein Versorgungsengpass besteht aus der Perspektive von GSK allerdings nicht.

Flutide mite schon ab einem Alter von zwei Jahren

Fluticason zeichnet sich im Vergleich zu anderen ICS durch eine hohe Lipophilie sowie längere Halbwertszeit aus und kann daher deutlich niedriger dosiert werden. Zudem sind Beclomethason- und Budesonid-Dosieraerosole erst für Kinder ab fünf Jahren zugelassen, Präparate mit Ciclesonid und Mometason erst ab zwölf Jahren. Eine Nichtverfügbarkeit von Flutide mite Dosieraerosol könnte also zu einer größeren Herausforderung in den Kinderarztpraxen werden. Hinzu kommt, dass jüngere Kinder und Säuglinge nicht auf vergleichbare Präparate mit Trockenpulverinhalatoren ausweichen können. Guido Hermanns von GSK erinnert daher an die Option, insbesondere bei älteren Patientinnen und Patienten von Anfang an den Einsatz von Pulverinhalatoren in Betracht zu ziehen. „So können wir gemeinschaftlich sicherstellen, dass die Patientengruppen, die auf ein Dosieraerosol angewiesen sind, dieses auch jederzeit erhalten können.“ |

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