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Nachruf: In Gedenken an Oberpharmazierat Dr. Achim Baumgertel

Nicht ganz überraschend kam die Nachricht vom Ableben unseres Freundes und Kollegen Dr. Achim Baumgertel am 22. Dezember 2022. Wir wussten um seine schwere, mit großer Geduld ertragene Krankheit. Das letzte Wiedersehen hatten wir im September 2021 in Potsdam – 60 Jahre nach dem Staatsexamen. Baumgertel hatte das Semestertreffen noch organisiert. Es gab ein freudiges Wiedersehen, wenn auch der Personenkreis kräftig dezimiert war.

Achim Baumgertel wurde 1935 in Altgeringswalde (Kreis Rochlitz/Sachsen) geboren und verbrachte auch dort Kindheit und Schulzeit. Das Abitur legte er 1956 in Dresden ab. Danach begann er seine pharmazeutische Laufbahn mit einem prak­tischen Jahr in der Friedensapotheke in Fürstenberg an der Oder.

1957 begann er, zusammen mit seiner Ehefrau Helga, das Pharmaziestudium an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald. Das war auch der Moment, wo er mit dem Unterzeichner bekannt wurde, und es begann eine Zeit, wo wir Greifswald lieben und schätzen lernten, was sich auch auf den Lehrkörper bezog. Nach dem Staatsexamen 1961 trennten sich unsere beruflichen Wege, in enger Verbindung blieben wir bis zu seinem Tode. Achim wurde wissenschaftlicher Assistent am Institut, wobei er zwischenzeitlich, bis zur Approbation, in der Universitäts-Apotheke Greifswald (Prof. Dr. Seidlein) tätig war. Hier liegen auch die Wurzeln für den späteren Einstieg in die Krankenhauspharmazie. Unter Leitung von Prof. Dr. Pohloudek-Fabini und Dr. Wollmann promovierte er 1966 zum Dr. rer. nat. mit der Arbeit „Beitrag zur Stickstoffverteilung in Dermatomyceten nach Einwirkung von Antimykotika“.

Bereits 1965 hatte er die Leitung der Poliklinik-Apotheke in Cottbus übernommen. Hier konnte er seine Kreativität und den unbedingten Willen was Neues zu schaffen, ausleben. Immer fand er die volle Unterstützung seiner Frau, die ihn sein ganzes Leben auch beruflich begleitete. Es entstand unter seiner Leitung die neue Poliklinik-Apotheke Cottbus, nicht genug damit, eine eigenständige Krankenhaus-Apotheke (Thiem-Krankenhaus) war das Ziel. Nach der Trennung von der öffentlichen Apotheke konnte diese Einrichtung das komplette Klinik­programm ausführen. Großen Wert legten Helga und Achim auf permanente Weiterbildung. Beide wurden Fachapotheker für Allgemeinpharmazie bzw. Arzneimittelherstellung. Achims Kampf ging jahrelang um die Etablierung des „Fachapothekers für klinische Pharmazie“, das wurde allerdings mit der Fachapothekerordnung des Jahres 1987 ausgebremst. Es gab aber noch die „Pharmazeutische Gesellschaft der DDR“ und unter Prof. Dr. Fürtig lief die Fachgesellschaft Allgemeinpharmazie und die Sektion Krankenhauspharmazie. Sie war mit Dr. Baumgertel exzellent besetzt. Er war deren Vorsitzender bis zur Vereinigung mit der Bundesvereinigung Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) 1990, danach war Besagter Vorsitzender des Landesverbandes der ADKA Brandenburg bis 1993. In diesem Jahr begab er sich in Selbstständigkeit und gründete die Uhland-Apotheke in Cottbus. Von dieser Apotheke trennte er sich zum Jahresende 2019 und gab sie in die Hände seines Sohnes Dr. Andreas Baumgertel.

Achim Baumgertel hatte vielseitige Interessen. Sie reichten von allge­meiner Kunstgeschichte, Deutscher Geschichte, Klassischer Musik bis hin zur Pharmaziegeschichte, wo er auch zur DDR-Zeit sehr aktiv war. Auszeichnungen eines so befähigten Apothekers, der sich immer für den Beruf einsetzte, blieben nicht aus. Beispielhaft seien genannt: Pharmazierat, Trommsdorff-Preis, Oberpharmazierat (OPhR), Anerkennungs­medaille der Gesellschaft für Pharmaziegeschichte der DDR, Valentin-Medaille, David-Lajos-Medaille der Ungarischen Gesellschaft für Krankenhauspharmazie.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie. Er hinterlässt seine Frau Helga nach 63 Ehejahren und vier Kinder, von denen zwei der Pharmazie treu geblieben sind.

Dr. Ulrich Vater, im Namen des Staatsexamenssemesters 1961 Greifswald

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