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Mehr Sicherheit mit TOP

14 Kliniken im digitalen Innovationsfonds-Projekt

gg | Im Herbst 2020 hat die Barmer mit mehreren Partnern das Projekt „TOP“ zur Verbes­serung der AMTS in Krankenhäusern gestartet. Mittlerweile sind 14 Kliniken beteiligt.

Der digitale Wechselwirkungscheck gehört zu den Funktionen von Apothekensoftware, die kein Apothekenteam missen möchte. Doch damit ein solcher Check wirklich Sicherheit gibt, müssen Medikationsdaten in vollständiger und aktueller Form vorliegen. Dies ist in der Praxis nicht immer der Fall. Dass solcherlei Informationslücken regelmäßig zu vermeidbaren Risiken und Fehlern in der Arzneimitteltherapie führen, hat auch die Barmer auf dem Schirm. Seit mehreren Jahren betreibt sie Projekte, um die Arzneimittelsicherheit (AMTS) mit digitaler Hilfe zu verbessern. Diese werden vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses finanziell gefördert.

Eines davon, TOP (Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit), setzt auf der Ebene der Krankenhäuser an und wird mit verschiedenen Partnern realisiert. Der Ansatz: Werden Patienten in Akutsituationen in die Klinik eingeliefert, fehlen dem medizinischen Fachpersonal oft Informationen über Vorerkrankungen und aktuell eingenommene Medikamente. Diese zu beschaffen, kostet wertvolle Zeit, im Schnitt 22 Minuten. Andererseits ist es auch keine Option, Patienten in den OP zu fahren, ohne vorher klären zu können, ob und welche Gerinnungshemmer eingenommen werden.

Mittlerweile wird das Projekt in 14 Krankenhäusern umgesetzt. Zuletzt kam das Klinikum Frankfurt (Oder) hinzu. Hier seien alle Vorbereitungsmaßnahmen und Testläufe erfolgreich abgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums, der Barmer und der AOK Nordost. Nun gehe es in die entscheidende Phase. Rund 750 Versicherte der beiden Kassen, die regelmäßig fünf oder mehr Wirkstoffe einnehmen, hätten bereits ihre Teilnahme am Projekt erklärt. Mit ihrer Zustimmung kann das Klinikpersonal die Behandlungsdaten der letzten drei Jahre digital bei der Krankenkasse abrufen.

Wie das funktioniert, erläutert der Barmer Arzneimittelreport 2022: „Es erfolgt eine elektronisch unterstützte AMT(S)-Prüfung der Arzneitherapie, wobei Ärzte durch Apotheker unterstützt werden“. Denn werde der Arzt bei der Arzneimittelanamnese durch Apotheker unterstützt, könne dies in Kombination mit elektronischer Verordnungsunterstützung das Risiko vermeidbarer UAW um 62 Prozent reduzieren. Apotheker spielen auch im weiteren Prozess eine wichtige Rolle: Hochrisikopatienten wird „eine arztunterstützende Mitbetreuung durch Stationsapotheker“ in chirurgischen Abteilungen zuteil. Zu guter Letzt sind die Stationsapotheker auch in das Entlass­management involviert – die Unterlagen, welche Medikamente und aus welchem Grund umgestellt wurden, erhält der Hausarzt ebenfalls digital. Auch hier untermauert die Barmer den Einsatz von Apothekern mit Zahlen: Durch sie würden im Entlassprozess Medikations­fehler um 58 Prozent reduziert.

Auch wenn TOP einen wichtigen und richtigen Ansatz verfolgt: Aktuell dürften die von den Kassen übermittelbaren Daten noch nicht vollständig sein – z. B. fehlen Arzneimittel aus der Selbstmedikation. Aber auch für dieses Problem hat die Barmer ein Projekt: Mit eRIKA soll diese Lücke noch geschlossen werden. |

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