Arzneimittel und Therapie

Wieder eine neue Omikron-Subvariante

XBB.1.5 ist in Nordamerika auf dem Vormarsch

Während die einen das Ende der Pandemie bereits verkündet haben, macht sich eine neu entstandene Subvariante auf, eventuell das Gegenteil zu beweisen. In den USA verbreitet sich die Omikron-Subvariante XBB.1.5 bereits rasant, und es gibt indirekte Hinweise, dass sie auch beim massiven Corona-Ausbruch in China eine Rolle spielen könnte. Unterdessen wurde in Deutschland eine Testpflicht für Einreisende aus China erlassen.

SARS-CoV-2 hält offensichtlich noch Überraschungen bereit. Die neueste heißt XBB.1.5. In Nordamerika verbreitet sich dieser Abkömmling der BA.2-Subvariante der Omikron-Variante von SARS-CoV-2 in diesen Tagen rasant. Wie die Daten der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zeigen, gewann die neue Subvariante im Dezember bei den Neuinfektionen in den USA deutlich an Bedeutung [1]. Verbunden damit ist anscheinend bei insgesamt sinkenden Neuinfek­tionen ein Anstieg der Hospitalisierungen [2]. Ob das in direktem Zusammenhang steht, ist noch nicht erwiesen.

Was ist bekannt über XBB.1.5?

XBB.1.5 ist eine weitere der zahlreichen Subvarianten der sehr mutationsfreudigen Omikron-Variante von SARS-CoV-2. XBB.1.5 ist die bereits fünfte Variantengeneration nach der Subvariante XBB.1, die sich wiederum von XBB ableitet. XBB herrschte im Herbst in Indien und Bangladesh vor und ist eine Rekombinante der Sub­linien BJ.1 und BA.2.75 [3].

Die neue Subvariante XBB.1.5 zeigt eine besonders hohe Ansteckungs­geschwindigkeit und eine erhöhte Fähigkeit, der Immunabwehr geimpfter oder genesener Menschen zu entkommen. Zu diesem Schluss kommen unter anderem chinesische Forscher in einem Paper, das sie kürzlich auf dem Preprint-Server BioRxiv veröffentlichten [4]. In der noch nicht von anderen Wissenschaftlern geprüften Arbeit erklären sie, dass XBB.1.5 durch eine weitere zusätzliche Mutation gegenüber seinem Vorläufer XBB.1 nun sowohl eine stärkere Bindung an den Angiotensin-konvertierendes-Enzym-2(ACE2)-Rezeptor (über den SARS-CoV-2 in die Zelle eindringt) aufweist und von seinen Vorläufern XBB und XBB.1 die Fähigkeit der Immunflucht geerbt hat.

Bei der Mutation handelt es sich um die F486P-Mutation. Das heißt, an Position 486 des Spike-Proteins, die innerhalb der Rezeptorbindungsdomäne liegt, wurde die Aminosäure Phenylalanin (F im Aminosäuren-Einbuchstabencode) durch Prolin (P) ersetzt.

In Deutschland ist bislang BA.5 dominant

In Deutschland herrscht nach den Zahlen des Robert Koch-Instituts noch die Omikron-Subvariante BA.5 vor – laut Wochenbericht vom 22. Dezember 2022 in Form der BA.5-Subsubvarianten BF.7 und BQ.1.1. Deren nachgewiesene Anteile unter den Neuinfektionen beliefen sich in der Kalenderwoche 49 auf 24% und 21% [5]. Die XBB.1-Rekombinante kam diesen neuesten Zahlen zufolge in der KW 49 auf einen Anteil von mehr als 1%.

Kommt XBB.1.5 aus China?

Die Gesundheitsbehörden in Pakistan vermuten, dass die Subvariante aus China gekommen sein könnte, mit dem Pakistan enge wirtschaftliche Beziehungen unterhält [6]. In China wütet seit der recht spontanen Lockerung der Null-COVID-Strategie der Regierung eine gewaltige Corona-Welle. Da die chinesische Regierung das offizielle Monitoring eingestellt hat und keine konkreten Zahlen mehr veröffentlicht, ist die tatsächliche Lage nur schwer abzuschätzen. Kritik gab es dafür auch seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Wir fordern von China weiterhin schnelle, regelmäßige und verlässliche Daten über Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sowie eine umfassendere Sequenzierung von Viren in Echtzeit“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus [7]. „Weil die Viruszirkulation in China so hoch ist und umfassende Daten nicht geliefert werden, ist es verständlich, dass einige Länder Maßnahmen ergreifen, um ihre eigenen Bürger zu schützen.“

Solche Maßnahmen hat nun nach Empfehlung der EU auch das Bundesgesundheitsministerium in Deutschland angekündigt. Demnach sollen Reisende, die aus China kommen, getestet werden. Außerdem soll es verstärkt ein Variantenmonitoring aus Abwässern von Flugzeugen, die aus China kommen, geben sowie von Flughäfen und von Touristenattraktionen, die oft von chinesischen Touristen besucht werden. |

Literatur

[1] COVID Data Tracker – Variant Proportions. Informationen der Centers for Disease Control and Prevention, Stand: 9. Januar 2023, covid.cdc.gov/covid-data-tracker/#variant-proportions

[2] COVID Data Tracker – Daily Update for the United States. Informationen der Centers for Disease Control and Prevention, Stand: 9. Januar 2023, covid.cdc.gov/covid-data-tracker/#datatracker-home

[3] SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten sowie Virusvarianten. Informationen des Robert Koch-Instituts, Stand: 18. November 2022, www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virologische_Basisdaten.html

[4] Yue C et al. Enhanced transmissibility of XBB.1.5 is contributed by both strong ACE2 binding and antibody evasion. bioRxiv 2023, doi.org/10.1101/2023.01.03.522427

[5] Wöchentlicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). Informationen des Robert Koch-Instituts, 22. Dezember 2022

[6] Pakistan besorgt über neue Coronavariante XBB.1.5. Meldung des Ärzteblatts, 3. Januar 2023

[7] WHO continues to urge China to share more data amid COVID-19 surge. Nachrichten der Vereinten Nationen, 4. Januar 2023

Diplom-Biologe Volker Budinger

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