Gesundheitspolitik

Ein Draufzahlgeschäft

ABDA-Präsidentin zur Substitutionsversorgung

ks | Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD) wünscht sich, dass sich mehr Apotheken in der Substitutionsbehandlung Drogenabhängiger engagieren. Dazu hat er sich auch schon mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ausgetauscht. Die stellt allerdings klar: Damit das was wird, müssten sich die Krankenkassen bewegen.

Nach dem Treffen mit Overwiening twitterte Blienert am 19. Januar: „Wir wollen gemeinsam noch mehr Apothekerinnen und Apotheker für diese Behandlungsform gewinnen.“ Laut ABDA beteiligen sich bislang 2300 der rund 18.000 Apotheken an dieser Versorgung. Doch einfach ist es nicht, mehr für diese spezielle Versorgung zu begeistern – und das nicht nur wegen der vermeintlich nicht ganz einfachen Klientel. Gegenüber dem Tagesspiegel-Background sagte die ABDA-Präsidentin, die in ihrer Apotheke in Borken derzeit selbst neun Drogenabhängige mit Methadon & Co. versorgt, dass ein solches Angebot für die Apotheken bisher leider oft ein Draufzahlgeschäft sei. So bleibe man beispielsweise bislang auf einem Teil der Kosten für die aufwendige Einzeldosis-Verpackung sitzen. Im Einkauf zahle sie 27 Cent pro Gefäß, die Krankenkasse erstatte lediglich 20 Cent. Bei Tabletten-Fertig­packungen gehe man zudem zumindest ein Risiko ein, denn die Tabletten müssten einzeln abgegeben werde, seien aber nur in größeren Packungen zu beziehen. „Was, wenn der Substitutions­patient nicht wiederkommt?“, gibt Overwiening zu bedenken. Und wenn der Arzt mal ausfalle und der Apotheker deshalb zwischendurch auch zur Sichtvergabe der Substitutionsmittel an schwierige Patienten herangezogen werde, bekämen sie dies überhaupt nicht erstattet. Auch das kann sich Overwiening nicht erklären.

Patienten wie andere auch

Kein Verständnis hat sie aber auch, wenn Kollegen fürchten, sie könnten mit dem Angebot der Substitutionstherapie zum Anziehungspunkt für verwahrloste Junkies werden, die dann andere Kunden verschrecken. Von Ausnahmen abgesehen seien ihre Substitutions-Patienten nicht am äußeren Erscheinungsbild zu erkennen, sagt sie dem Tagesspiegel. Es handle sich dabei um eine „ganz heterogene Gruppe“, der man ebenso sensibel und fürsorglich begegnen könne wie anderen Erkrankten. |

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