Wirtschaft

Versandhandel mit starkem Aufschwung

BPI-Report zu OTC-Daten 2023 / Selbstmedikationsmarkt wieder auf Vor-Corona-Niveau

ts | Der Markt für Arzneimittel der Selbstmedikation (OTC) erholt sich wieder. Das geht aus der aktuellen Ausgabe „OTC-Daten 2023“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hervor. Deutliche Absatz- und Umsatzzuwächse bei den Vor-Ort-Apotheken wie auch im Versandhandel gingen dabei mit wachsenden Marktanteilen der Versandhändler und stark gestiegenen Erzeugerpreisen der Pharmaunternehmen einher.

Der OTC-Markt ist nach gut zwei Jahren Pandemie wieder auf Wachstumskurs. Das legen die Zahlen aus dem aktuellen BPI-Report „OTC-Daten 2023“ nahe, in dem die Entwicklung im Jahr 2022 untersucht wurde. Demnach befindet sich das Geschäft mit OTC-Produkten nach zwei schwächeren Jahren 2020 und 2021 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

Nach Angaben des BPI hätten sowohl Vor-Ort-Apotheken als auch der Versandhandel in Deutschland im Jahr 2022 deutliche Absatz- und Umsatzzuwächse verzeichnet. Konkret stieg der Absatz mit OTC-Produkten gegenüber 2021 um 12 Prozent auf 999 Millionen Packungen. Der Umsatz legte demnach von 9,56 Milliarden Euro im Jahr 2021 um 9,9 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 zu.

Grafik: AZ, Quellen: BPI basierend auf IQVIA® Consumer Report Apotheke 2023

Absatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln von 2019 bis 2022 (Absatz in Millionen Packungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Grafik: AZ, Quellen: BPI basierend auf IQVIA® Consumer Report Apotheke 2023

Umsatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln von 2019 bis 2022 (Umsatz in Millionen Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Laut BPI erreichten die Absatz- und Umsatzzuwächse im OTC-Markt ihren Höhepunkt im vierten Quartal 2022. Infektionswellen, insbesondere die Grippewelle im Dezember, hätten zu einem ungewöhnlich hohen Bedarf an OTC-Arzneimitteln geführt. „Von den knapp 1,8 Milliarden abgegebenen Packungen im Jahr 2022 war mehr als jedes zweite Arzneimittel nicht verschreibungspflichtig. Dies unterstreicht noch einmal den Stellenwert von OTC-Arzneimitteln – sie sind die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung“, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen.

Der Apothekenmarkt insgesamt verzeichnete nach Angaben des Verbandes im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von 5,5 Prozent und einen Absatzzuwachs von 8 Prozent. Dabei seien Packungen im Wert von 46,6 Milliarden Euro zum Abgabepreis der pharmazeutischen Unternehmen an Patienten abgegeben worden.

Kostenboom in der Industrie

Allerdings habe parallel zum Abflauen der Pandemie mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und inflationsbedingten Preisexplosionen die nächste Krise den Markt getroffen. Vor allem hohe Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte hätten sich spürbar zulasten pharmazeutischer Unternehmen ausgewirkt. „Im vergangenen Jahr erlebte die pharmazeutische Industrie einen Kostenboom. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen im Jahresdurchschnitt um 32,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch ist nicht abzusehen, inwiefern die Kostensteigerungen den Selbstmedikationsmarkt langfristig verändern“, so Joachimsen.

Nur 150 Vor-Ort-Apotheken mit echtem Webshop

Die BPI-Untersuchung zeigt außerdem, dass der Apothekenversandhandel im OTC-Segment im Gegensatz zum Verschreibungsmarkt seit Jahren an Bedeutung gewinnt. So konnte der Versandhandel seinen prozentualen Anteil beim Absatz von OTC-Produkten im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 von 16 auf 22 Prozent und beim Umsatz von 18 auf 23 Prozent steigern, während der Marktanteil der Vor-Ort-Apotheken beim Absatz von 84 auf 78 Prozent und beim Umsatz von 82 auf 77 Prozent zurückging. Laut BPI hätten die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens und das veränderte Konsumentenverhalten dem Versandhandel zu einem starken Aufschwung verholfen.

Insgesamt habe sich der Apothekenversandhandel über die Jahre hinweg als stabiler Vertriebskanal etabliert. Demnach wurden 2022 rund 272 Millionen Packungen durch Versandhändler abgesetzt. Der überwiegende Anteil der Packungen entfiel dabei auf OTC-Arzneimittel (60 Prozent), gefolgt von Gesundheitsmitteln (20 Prozent) sowie Kosmetika und Körperpflegeprodukten (13 Prozent). Den Umsatz durch den Versandhandel beziffert der BPI für 2022 auf über 3,1 Milliarden Euro, wobei fast jeder zweite Euro durch den Versand von OTC-Arzneimitteln erzielt worden sei.

Der BPI-Report zeigt, dass von den rund 19.000 Vor-Ort-Apotheken in Deutschland im Jahr 2022 rund 3000 Apotheken eine Versandhandelserlaubnis nach Paragraf 11a des Apothekengesetzes hatten. Allerdings hätten lediglich 150 dieser Apotheken einen echten Webshop und seien in den relevanten Preissuchmaschinen gelistet. Allein auf die beiden Marktführer Shop Apotheke und DocMorris sei 2022 fast die Hälfte des Umsatzes der TOP-10-Arzneimittel-Versandhändler entfallen.

Die „OTC-Daten“ des BPI bilden ak­tuelle Marktentwicklungen ab und erscheinen einmal im Jahr. Im BPI, der nach eigener Darstellung das breite Spektrum der pharmazeutischen Industrie auf nationaler und internationaler Ebene vertritt, haben sich über 270 Unternehmen zusammen­geschlossen. |

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