Gesundheitspolitik

„Keine Parallelstruktur“

Dittmar: Gesundheitskioske sollen Akteure entlasten

cha | Als Gesundheitsminister Lauterbach vor gut einem halben Jahr ankündigte, dass 1000 Gesundheitskioske in sozial benach­teiligten Regionen geschaffen werden sollen, reagierten Leistungserbringer und Krankenkassen deutlich ablehnend. Wie nun bei der 27. Plattform Gesund­heit des IKK e. V. mit dem Titel „Gesundheitskioske als innovative Schnittstelle – Wunsch oder Wirklichkeit?“ deutlich wurde, hat sich an den grundsätzlichen Kritikpunkten nichts geändert.

Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit Sabine Dittmar (SPD) betonte in ihrer Grußbotschaft, dass mit den Gesundheitskiosken auf keinen Fall eine Doppelstruktur etabliert werde: „Niemand muss Sorge vor dem Aufbau einer Parallelstruktur im Gesundheitswesen haben!“ Ganz im Gegenteil sollten die Gesundheitskioske beraten und den Zugang in die bereits bestehende präventive und kura­tive Gesundheitsversorgung organisieren. „Die Gesundheitskioske sollen die bestehenden Akteure vor Ort entlasten, ihre Arbeit aber nicht ersetzen.“ Zudem versicherte Dittmar, das Ministerium werde daran festhalten, dass die gesetz­lichen und privaten Krankenversicherungen gemeinsam 80 Prozent der Kosten tragen müssen.

Doch das ist der springende Punkt, an dem sich die Kritik der Kassenseite entzündet. Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK e. V., verwies darauf, dass die im Eckpunktepapier des Bundes­gesundheitsministeriums für die Gesundheitskioske genannten Aufgaben nur teilweise Aufgabe der GKV seien. Vielmehr dienten Gesundheitskioske der Sozialraumpflege und der Daseinsvorsorge, weshalb sie Aufgabe des Öffent­lichen Gesundheitsdienstes seien und deshalb von den Ländern und Kommunen finanziert werden müssten.

Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstands­vorsitzender des Bundesverbandes Managed Care, unterstützt die Idee der Gesundheitskioske grundsätzlich, hat aber Sorge vor dem Aufbau einer Doppelstruktur. Aus seiner Sicht gibt es Alternativen zum Aufbau eines festen Gesundheitskiosks. Gesundheitslotsen ließen sich auch an bestehende Strukturen anbinden.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Markus Beier betonte: „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass Hausärzte überflüssig werden.“ Er habe eher die Sorge, dass ihm das knappe Personal weggenommen werde. |

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