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Management

Der Apotheker als Manager

Aus der Praxis für die Praxis – Teil 15: Geht es auch freundlich?

Im heutigen Beitrag geht es um das Thema Freundlichkeit und gute Laune.

Natürlich gibt es Tage, an denen man sich selbst nicht leiden kann. Oft beginnt das mit dem ersten Augenaufschlag. Irgendwie läuft heute alles schief. Der Kaffee schmeckt nicht, das Frühstücksei landet auf der frischen Bluse und der Autoschlüssel hängt nicht dort, wo er hängen soll. Es regnet und es ist windig. Der Nachbar hat mal wieder sehr eng geparkt und dann schaut er noch dem Ausparkmanöver vom Fenster aus zu. Die meisten Ampeln sind heute auf „Rot“ programmiert und die Schlange vor der Parkhauseinfahrt länger als sonst.

Der innere Stress- und Unmuts­pegel steigt rasant an. Endlich ein Ventil in Sicht. Die erste Kollegin, die Ihnen begegnet, wünscht Ihnen einen guten Morgen und lächelt sogar. Weiß die denn nicht, wie furchtbar Ihr Tag angefangen hat? Sie quittieren ihren Gruß kurz und bündig und gehen weiter. Das zweite „Opfer“ ist Ihr Chef. Ihm geben Sie körpersprachlich deutlich zu erkennen, dass Sie keine Lust auf Smalltalk haben.

Der Tag in der Apotheke nimmt seinen Lauf

Der erste Kunde legt ein Rezept vor und erzählt Ihnen langatmig seine Krankengeschichte. Mit einem beruhigenden, aber bewusst knapp gehaltenen Kommentar „ja ja“ händigen Sie ihm seine Bestellung aus und wollen kassieren. Der Kunde hat kein Bargeld dabei und kennt seine PIN für die EC-Karte offensichtlich nicht mehr. Drei Versuche, bingo, Karte gesperrt. Eigentlich ist der doch noch gar nicht so alt … Sie machen eine Kopie vom Ausweis und geben ihm die Rechnung zum Überweisen mit. Unnötiger Aufwand. Können die Kunden nicht einfach ein bisschen mitdenken? Müssen Sie doch auch.

Schon steht der nächste auf der Matte. Kein Deutsch. Der Zettel, den er vorlegt, ist schwer zu entziffern. Ein anderer Kunde beobachtet das Drama und mischt sich ein. Die gemeinsame Lesestunde führt nach diskussions­intensiven Minuten zum Erfolg. Der vermeintliche Dolmetscher erklärt Ihnen dann noch ausführlich, wie schwer es für jemanden ist, der unsere Sprache nicht versteht. Ein Lehrer, wie sich im Laufe des Gespräches herausstellt. Ein echter Besserwisser.

Kaum sind Sie ihn los, merkt Ihr Chef mit Stirnrunzeln an, Sie sollen doch bitte nicht so viele Gespräche mit den Kunden anfangen. Es ist heute viel zu tun. Ihr Blutdruck entwickelt sich spürbar.

Die nächste Kundin wird daher mit professioneller Schweig­samkeit bedient. Kein überflüs­siges Wort. Ware aushändigen, kassieren und Tschüss. Geht doch.

Irgendwie geht der Arbeitstag so weiter und dann endlich zu Ende. Nichts wie raus hier. Die Fahrt nach Hause wird für einen kurzen Halt beim Bäcker unterbrochen. Ihr Lieblingsbrot ist ausverkauft. War doch klar. Nach so einem Tag!

Zu Hause angekommen, bemängelt Ihr Partner kurz nach einer knappen Begrüßung den leeren Kühlschrank und die zur Neige gehenden Getränkevorräte.

Selten war Ihre Konfliktbereitschaft größer und die häuslichen Gefahren offenkundiger.

STOPP! Es geht auch anders

Also alles wieder zurück auf Start.

Irgendwie schlecht geschlafen heute. Zu früh für Kaffee. Alles etwas hektisch heute. Sie wollen sich gleich auf den Weg zur Arbeit machen. Erst noch den Autoschlüssel gesucht und eine andere Bluse angezogen. Kurzer Blick in den Spiegel. Alles okay. Bis auf das Wetter jedenfalls. Na ja, Gott sei Dank nur Regen und kein Schnee.

Ihr nächster Gedanke: Start in den Tag war etwas holprig, aber alles wird gut.

Die enge Parklücke nehmen Sie sportlich und zeigen Ihrem aus dem Fenster blickenden Nachbarn, der Sie eingeparkt hat, was Ausparkkunst ist. Eigentlich ist der ja ganz nett. Vor Kurzem hat er Ihnen sogar geholfen, die schweren Getränkekisten zu tragen. Jetzt muss er nur noch einparken lernen. Sie winken ihm freundlich zu.

Viel Verkehr heute. Ampeln Rot, Parkhaus schleppend. Na ja, es gibt Schlimmeres. Dann reicht die Zeit, noch kurz Ihren Partner anzurufen und ihn zu bitten, für heute Abend etwas zu besorgen. Einkaufsliste folgt per WhatsApp. Die Begeisterung bei ihm war überschaubar, aber Ihr Charme wirkt Wunder. Die ersten Begegnungen mit Ihren Kollegen und Ihrem Chef nutzen Sie für Solidaritätsbekundungen bezüglich Wetter und so …

Die ersten Kunden sind anspruchsvoll, aber nett. Ihre PIN haben Sie auch schon vergessen und Sie wissen aus Ihren Urlaubsreisen, wie schwer es ist, mit Sprachproblemen zu kämpfen. Mit Ihrer guten Laune und Ihrer Geduld überzeugen Sie auch andere Kunden, die Ihnen gerne zur Seite stehen. Jetzt wissen Sie, dass der eine Stamm­kunde ein Gymnasiallehrer ist. Interessanter Mensch, wie er Ihnen erzählt, auch in der Integrationshilfe engagiert. Er lädt sie zu einem spannenden Vortrag ein. Ihrem kritisch dreinschauenden Chef versichern Sie, alle anstehenden Aufgaben heute lösen zu können. Schließlich sind Sie ein tolles Team in der Apotheke. Jeder hilft dem anderen und bringt sich ein. Ein Glück hat er, Ihr Chef …

Etwas geschafft, aber gut gelaunt fahren Sie nach Hause und freuen sich auf einen schönen gemein­samen Abend mit Ihrem Partner.

Mal sehen, was der nächste Tag bringt. Der Regen soll aufhören, die Temperaturen sollen steigen.

Gute Laune und Freundlichkeit helfen bei jedem Wetter.

In diesem Sinne: Gutes Gelingen! |

In regelmäßiger Folge werden an dieser Stelle Themen des Managements für Apotheker behandelt. Autor ist Herr Ralf König, Vorstand der GUB AG, einer Beratungsgesellschaft mit jahrzehntelanger Erfahrung im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich Coaching und Organisation.

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