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Arzneimittel für Kinder – Apotheke gewinnt an Bedeutung

TK-Report: Mehr OTC-Abgabe bei Fieber- und Schmerzmitteln

cm/ral | Bis zu einem Alter von zwölf Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen auch die Kosten für ärztlich verschriebene apothekenpflichtige Arzneimittel. Diese Möglichkeit wird von Eltern in der Regel gerne genutzt. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie haben viele jedoch offenbar auch den Gang zum Kinderarzt gescheut und Fieber- und Schmerzmittel für den Nachwuchs lieber direkt in der Apotheke besorgt. Das zeigt der vor Kurzem veröffentlichte Report „Kinder und Arzneimittel“ der Techniker Krankenkasse (TK). Der OTC-Anteil bei Fieber- und Schmerzmitteln überstieg demnach 2020 erstmals den Verordnungsanteil.

Im Jahr 2020 verzeichnete die Techniker Krankenkasse (TK) rund 40 Prozent weniger Verschreibungen für Versicherte in der Altersklasse bis zwölf Jahre. Allerdings gibt es im Vergleich zu Erwachsenen bei Kinderverordnungen eine Besonderheit: Bis zu einem Alter von zwölf Jahren übernehmen die Kassen auch die Kosten für ärztlich verschriebene apothekenpflichtige Arzneimittel. Diese machen nach wie vor den Löwenanteil der rezeptierten Präparate aus – auf den Plätzen eins bis drei der am häufigsten verschriebenen Wirkstoffe rangieren mit Ibuprofen, Xylometazolin und Paracetamol im aktuellen TK-Report drei Arzneistoffe, die üblicherweise vor allem bei fiebrigen Erkältungskrankheiten zum Einsatz kommen. Allerdings, das geht aus dem Report ebenfalls hervor, wurden im Jahr 2020 – anders als in den Vorjahren – mehr Schmerz- und Fiebermittel ohne als mit Rezept abgegeben.

Die pharmazeutische Beratung bei der Abgabe von Kinderarzneien gewinnt damit an Bedeutung. Prof. Dr. Antje Neubert, Leiterin der Zentrale für klinische Studien in der Pädiatrie am Universitätsklinikum Erlangen, betont, dass auch in der Selbstmedikation unbedingt auf eine korrekte Dosierung zu achten ist. Andernfalls sei mit schweren Nebenwirkungen zu rechnen. Besonders häufig seien solche bei der Anwendung von abschwellenden Nasentropfen und der Einnahme von Antiemetika zu be­obachten, so die Fachapothekerin für Arzneimittelinformation. Die Kommunikation mit den Eltern und je nach Alter auch mit den Kindern selbst könne diesbezüglich entscheidend sein.

Neubert leitet gemeinsam mit dem Arzt Prof. Dr. Wolfgang Raschert ein Projektteam, das die Website kinderformularium.de entwickelt hat. Dort finden Heilberufler eine Datenbank mit evidenzbasierten Informationen zur Anwendung von Arzneimitteln bei Kindern und Jugendlichen. Schwer­punkt sind Dosierempfehlungen. Die Datenbank wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) im Zuge des Aktionsplans zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland finanziert und bezeichnet sich selbst als unabhängig.

Weniger vollständig ungeimpfte Kinder

Eine positive Entwicklung verzeichnet die TK bei Impfungen: Von den Kindern, die im Jahr 2018 oder davor geboren wurden, sind lediglich 3,2 Prozent vollständig ungeimpft. Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, sagte TK-Chef Jens Baas bei der Vorstellung des aktuellen TK-Reports. Jeweils knapp die Hälfte aller TK-versicherten Kinder gilt demnach gemäß den STIKO-Kriterien als vollständig oder unvollständig geimpft. |

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