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Welches Bild hat Mayd von Apotheken?

Investoren-Präsentation sorgt für Irritationen / Mayd: Unautorisiert und nicht mehr verwendet

jb | Mayd, First A oder Kurando – sie gehören zu den Start-ups, die der „Lieferando“ für Arzneimittel sein wollen. Dazu brauchen sie Partnerapotheken und Investoren, die an ihr Projekt glauben. Der DAZ kam eine Präsentation für potenzielle Geldgeber in die Hände, die allerdings kein sehr schmeichelhaftes Bild von Apotheken als Partner zeichnete. Damit konfrontiert, erklärte Mayd, es handele sich um eine Folie, die aus einer fehlerhaften und nicht autorisierten Version der Präsentation stamme. Sie sei mittlerweile korrigiert und hätte so nicht nach außen gelangen sollen.

Lieferplattformen, über die Kunden per App ein gewünschtes Produkt, z. B. ein Arzneimittel, bestellen können, und ­innerhalb von kurzer Zeit geliefert bekommen, expandieren derzeit massiv. Auch Mayd – das Kürzel steht für „Meds At Your Doorstep“ (Medikamente an die Haustür) – ist ein solches Start-up. Ausgehend von Berlin will das Unternehmen zusammen mit Partnerapotheken nach und nach die Ballungsräume Deutschlands erobern. Mitverantwortlich für die Goldgräberstimmung in der Branche dürften die Verheißungen des E-Rezepts sein. Die Plattformen erhoffen sich dadurch, auch ein Stück vom Rx-Kuchen abzu­bekommen. Aktuell ist ihr Angebot auf nicht Verschreibungspflichtiges beschränkt. Schließlich muss der Apotheke das Rezept vorliegen, ehe sie Arzneimittel an den Radfahrer übergibt, der die Auslieferung übernimmt.

Doch das Unterfangen will auch finanziert sein. Erst Ende Januar verkündete Mayd, dass man sich 30 Millionen Euro habe sichern können. Bereits vor einigen Monaten hatte das Unternehmen 13 Millionen Euro als Anschubfinanzierung erhalten.

Eine Präsentation gelangt in die Welt …

Der DAZ-Redaktion liegt eine Präsentation vor, mit der Mayd offenbar versuchen wollte, den potenziellen Geldgebern die Millionen zu entlocken. Neben dem Potenzial, das der Markt insbesondere mit der Verbreitung des E-Rezepts künftig haben soll – die Gründer sprechen von einer „20 billions opportunity“ – wird darin auch die aktuelle Situation im Apothekenmarkt dargestellt. Bei einer Folie der auf Englisch verfassten Präsentation haben sich die Macher im vergangenen Jahr aber offenbar verhoben – ihre Inhalte können den potenziellen Partnerapotheken, auf deren Beratungsleistung Mayd ja eigentlich setzt, nicht gefallen. Dort ist etwa zu lesen, dass Apotheken nicht digital seien und Online-Kauf und Sofortlieferung nicht angeboten würden. Zudem machten geringe Lagerbestände bei Rx-Arzneimitteln wiederholte Besuche erforderlich. Besonders pikant sind die Ausführungen zur „mangelhaften Beratung“: Es gebe hauptsächlich ungelerntes Verkaufspersonal („uneducated sales-people“) statt medizinischer Berater. Und auch die Öffnungszeiten passten nicht zu einem urbanen Lebensstil – zumindest nicht, wenn man den Wunsch nach 24/7-Service berücksichtige.

Das Angebot der Internet-Versender ist der Präsentation zufolge ebenfalls an allen Ecken und Enden unzureichend: Sie hätten lange Lieferzeiten, da die Lieferung aus Holland erfolge. Zudem bremse das schwierige Ver­hältnis zu den Apotheken vor Ort die Plattformen.

Und so kommen die Mayd-Gründer zu dem Fazit, dass keine Apotheken­lösung existiere, die ins 21. Jahrhundert passe. Das werde sich aber mit dem E-Rezept ändern, verspricht Mayd. Diese regulatorische Änderung eröffne die Möglichkeit einer vollwertigen Online-Apotheken-Erfahrung. Und Mayd werde die beste Lösung bieten, heißt es vollmundig weiter.

… Mayd spricht von „nicht nachvollziehbaren Fehlern“

Mit der Folie konfrontiert erklärt Mayd, es handele sich um eine „unautorisierte, fehlerhafte und nicht mehr verwendete Version“ der Präsentation. „Wir bedauern, dass diese in einem Einzelfall fälschlicherweise extern geteilt worden ist.“ Die Formulierungen zeigten, dass es sich um einen „nicht nachvollziehbaren Fehler“ handele. Das Start-up beteuert, dass es „gerade die Beratungsqualität der Vor-Ort-Apotheken“ sei, die es als „wesent­liches Unterscheidungskriterium der Dienstleistung“ begreife. „Apothekern den ‚medical advice‘ streitig zu machen, wäre undenkbar für uns.“ |

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