Pharmazeutische Dienstleistungen

Mit Sicherheit

Eine optimale Arzneimitteltherapie hat viele Facetten

du | Die Arzneimitteltherapiesicherheit gewährleisten oder zumindest verbessern, das ist eine der vornehmsten Aufgaben, die in den Apotheken wahrgenommen wird. Und eine unserer wichtigsten Aufgaben bei der Konzeption der DAZ ist es, hier Hilfestellung zu leisten.

Vor diesem Hintergrund sensibilisiert unsere AMTS-Expertin Dr. Verena Stahl seit zehn Jahren begleitend zu den POP-Fällen immer wieder für relevante AMTS-Probleme. 2022 hat sie folgende Probleme thematisiert:

Foto: petrrgoskov/AdobeStock

Störfaktoren Fett und PPI

Der Erfolg jeder Therapie und natürlich auch einer oralen Krebstherapie steht und fällt mit der Therapietreue des Patienten, kann aber auch unbemerkt durch Interaktionen mit Arzneistoffen und Nahrung beeinträchtigt werden. Diese Problematik ist besonders für die Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren wichtig. So gilt es zu bedenken, dass die Bioverfügbarkeit bestimmter Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Acalabrutinib, Bosutinib, Ceritinib, Dacomitinib, Dasatinib, Erlotinib, Gefitinib, Lapatinib, Neratinib, Nilotinib, Pazopanib bei säurereduzierender Komedikation deutlich reduziert sein kann, mit durchaus gravierenden Folgen. Retrospektive Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei PPI-­Behandlung das progressionsfreie Überleben unter der Therapie mit bestimmten Tyrosinkinase-Inhibitoren verkürzt sein kann. Mit ausreichendem Abstand der oralen Tyrosinkinase-Therapie zu der säurehemmenden Therapie kann sichergestellt werden, dass die Wirksamkeit der Krebstherapie nicht eingeschränkt wird (DAZ 45, S. 44).

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Mehr „On“ und weniger „Off“

Die On-Off-Problematik ist eine Herausforderung für alle mit oralen Levodopa behandelten Parkinson-­Patienten. Mehr „On“ und weniger „Off“ steht bei ihnen sicher ganz oben auf der Wunschliste. Denn nach fünf Jahren Therapie ist mit dem Auftreten von motorischen und nicht motorischen Fluktuationen zu rechnen, spätestens nach zehn Jahren ist so gut wie jeder Patient, jede Patientin betroffen. Eine Pumpentherapie, die eine Feinjustierung der Plasmaspiegel und nicht zuletzt gleichmäßige Spiegel ermöglicht, gilt als Ausweg aus der Misere. Schon heute können Levodopa-Präparate jejunal über Pumpen verabreicht werden, das Anlegen und die Pflege der dazu notwendigen Sonde bergen ihre eigenen Tücken. Wünschenswert wären subkutane Levodopa-Pumpen. Doch die befinden sich noch in der Entwicklung. Und so gibt Frau Stahl in ihrem AMTS-Spezial-Beitrag zu diesem Thema eine Übersicht, wie sich konventionell Fluktuationen bekämpfen lassen. So lassen sich beispielsweise Off-Phasen durch subkutane Apomorphin-Injektionen oder eine inhalative Levodopa-Gabe (Inbrija®) kuppieren. Generell gilt, dass mit zunehmender Dauer der Erkrankung individuelle Therapieanpassungen notwendig werden, auf Darreichungsformen mit veränderter Levodopa-Freisetzung ebenso zurückgegriffen werden muss, wie auch höhere Dosierungen notwendig werden können und andere Kombinationspartner gefragt sind (DAZ 32, S. 34).

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Gift fürs Gehirn

Einer Leber, die in ihrer Funktion so eingeschränkt ist, dass sie ihre metabolischen Aufgaben und damit auch ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr ausüben kann, droht eine hepatische Enzephalopathie. Sie äußert sich nicht nur in Form einer Konzentrationsschwäche oder Schläfrigkeit, gefürchtet sind motorische, neurologische und psychiatrische Auswirkungen. Verantwortlich dafür wird das Neurotoxin Ammoniak gemacht, dass unter normalen Bedingungen in den Harnstoffzyklus eingeschleust und in Form von Harnstoff größtenteils über den Urin ausgeschieden wird. Neben Alkohol können auch Arzneistoffe eine hepa­tische Enzephalopathie auslösen, zu nennen sind hier Methotrexat, Phenytoinsäure, Valproinsäure, auch einige Antibiotika sowie Tuberkulostatika listet unsere AMTS-Expertin auf. Aber auch andere Arzneistoffe können die Neurotoxizität verstärken, zum Beispiel Diuretika über Elektrolytverschiebungen und Exsikkose. Mit Lactulose lässt sich die Ammoniakausscheidung forcieren. Bemerkenswert ist, dass einer Studie zufolge bei nahezu jedem fünften Zirrhotiker mit hepatischer Enzephalopathie-Symptomatik eine nicht konsequente Lactulose-­Anwendung mit für die Episode verantwortlich gemacht werden konnte. Adhärenzförderung ist hier gefragt (DAZ 19, S. 28).

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Wenn Männern Brüste wachsen

Auch bei Männern kann unter dem Einfluss von Sexualhormonen Brustdrüsengewebe proliferieren, auch hier wirken Estrogene über Rezeptoren stimulierend auf die Proliferation. Androgene hemmen hingegen das Wachstum und die Differenzierung. Etwa in jedem fünften Fall lassen sich Arzneimittel für die Entwicklung einer solchen Gynäkomastie verantwortlich machen. Verena Stahl listet in ihrem AMTS-Spezial-Beitrag „Wenn Männern Brüste wachsen“ Beispiele von Wirkstoffen und Wirkstoffgruppen auf, die als gesicherte Gynäkomastie-Auslöser bekannt oder in Fallberichten mit einer Gynäkomastie assoziiert sind. Darunter auch Phytoestrogene enthalten in Soja, Bier, Teebaum- und Lavendelöl, Anabolika, Alkohol, Spironolacton, verschiedene Antihypertonika oder auch Glucocorticoide. Neben einer Erhöhung des Estrogen- oder Testosteron-Spiegels oder einer Veränderung des Estrogen-Testosteron-Verhältnisses im Serum können solche Wirkstoffe auch die Estrogen-Wirkung nachahmen oder die Wirkung der Androgene hemmen (DAZ 7, S. 32). |

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