Rezension

Unterstützung für den Austausch

Lang ersehnte Orientierung zu Äquivalenzdosierungen

Im Jahr 2018 brachten die weitreichenden Valsartan-Rückrufe eine drängende Frage aufs Tableau, die Apothekern schon lange unter den Nägeln brennt: Wie lauten therapeutische Alternativen innerhalb einer Wirkstoff- oder Indikationsgruppe und wie müssen diese dosiert werden, um klinisch vergleichbare Effekte zu erzielen?

Von Nina Griese-Mammen, Uta Müller, André Said und Martin Schulz (Hrsg.)

Arzneistoffe richtig austauschen

Empfehlungen für die Praxis

136 S., 21,0 × 29,7 cm

kartoniert mit Wire-O-Bindung 24,90 Euro

ISBN 978-3-7741-1576-7

Govi in der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH 2021

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Zuverlässige Antworten auf diese Fragen waren und sind nicht nur im Falle eines Rückrufs erforderlich, sondern auch in vielen anderen Situationen. Zu nennen sind extrinsische Einflüsse wie schlichte Nichtverfügbarkeit im Nacht- und Notdienst, mangelnde Liefer­fähigkeit durch globale Produktionsengpässe und Einhaltung von Verordnungsquoten. Aber auch die Umstellung der ambulanten Medika­tion eines Patienten auf im Krankenhaus gelistete Präparate und – unter Beachtung von Leitsubstanzen – wieder zurück. In einigen Fällen ist eine Umstellung auch therapeutisch geboten, zum Beispiel aufgrund von neu auftretenden Risiken, Inter­aktionen, Intoleranzen oder unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die nicht alle Vertreter einer Wirkstoffklasse gleichermaßen betreffen.

Häufig erfordert die Lage dann nicht nur eine wissenschaftlich fundierte, sondern auch eine schnelle Auskunft an den behandelnden Arzt, um Therapieunterbrechungen zu vermeiden. Da es bis dato in der medizinisch-pharmazeutischen Literatur kein Nachschlagewerk zum Aut-simile-­Austausch und nur vereinzelt Vergleichstabellen zur Dosisäquivalenz gab, war die Recherche mitunter ein mühsames Unterfangen.

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hatte es sich ab 2018 zur Aufgabe gemacht, standardisierte Empfehlungen für Wirkstoff-Austausche zu erarbeiten und auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Mittlerweile sind durch Autoren aus dem Geschäftsbereich Arzneimittel der ABDA 38 Äquivalenz- und Vergleichsdosistabellen zu relevanten Wirkstoffgruppen beziehungsweise Indikationsgebieten erstellt worden, die sich nun gebündelt im vorliegenden Ringbuch finden. Die Tabellen wurden um einen jeweils begleitenden Steckbrief mit weiterführenden Informationen und Besonderheiten beim Austausch ergänzt. Sie sind übersichtlich gestaltet, gut lesbar und enthalten folgende Angaben: Wirkstoffname, Äquivalenzdosis (sofern vorhanden), Darreichungsform(en), empfohlene Dosierung (ggfs. indikations-, gewichts- oder altersabhängig) mit Einzeldosis, Dosierintervall und Tageshöchstdosis.

Eine Bereicherung für das Werk stellen die sieben informativen Fallbeispiele dar, die die Praxisrelevanz der Tabellen eindrucksvoll unterstreichen. Besonders zu erwähnen sind die bei Antibiotika, Antikonvulsiva und nicht opioiden Analgetika separat aufgeführten Tabellen für Kinder. Somit wird der in der Pädiatrie üblichen alters- und körpergewichtsadaptierten Dosierung Rechnung getragen. Die Autoren haben sich auch nicht davor gescheut, Arzneimittelgruppen aufzunehmen, bei denen eine Therapieumstellung kritisch sein kann, wie zum Beispiel Antikonvulsiva, Antipsycho­tika und Antidepressiva – hier ist eine orientierende Einschätzung für die Praxis besonders hilfreich. Auch auf Aspekte der Austauschbarkeit verschiedener Darreichungsformen wird eingegangen.

Bei der Erstellung der Tabellen wurden relevante Übersichtsarbeiten, Zulassungsstudien, Fachinformationen und Leitlinien sowie publizierte Vergleichsdosistabellen einbezogen. Apothekern bietet sich hierdurch eine enorme Arbeitserleichterung und Orientierung im schwer zu durchschauenden „Aut-simile-Dschungel“. Das vorliegende Werk sollte daher in keiner öffentlichen Apotheke oder Krankenhausapotheke fehlen, um Ärzte fachkundig beraten zu können. |

Apothekerin Dr. Verena Stahl

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