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Nach der Kürzung ist vor der Reform

Ein Kommentar von ADEXA-Bundesvorstand Andreas May

Foto: Angela Pfeiffer/Adexa

Andreas May

Für gewöhnlich bin ich als Optimist bekannt. Doch die Zuversicht kann einem von der Gesundheitspolitik auf Dauer ausgetrieben werden. Das betrifft insbesondere den Umgang mit den Apotheken, bei dem sich seit Jahren wenig Positives getan hat. Und der Blick ins nächste Jahr zeigt: Nach der Erhöhung des Kassenabschlags folgt bereits die fürs Frühjahr angekündigte Strukturreform.

Ich lese: Im Berliner ABDA-Haus sollen Signale angekommen sein, dass die Apotheken diesmal geschont werden. Für mich heißt das übersetzt nur: Es wird sich nichts verbessern …

Dabei gibt es so vieles, was verbessert werden muss! Angefangen beim Bürokratieabbau, über die Arbeitsbelastung in den Teams der Apotheken bis zu einem dynamisch steigenden Honorar, um wirklich attraktive Gehälter realisieren zu können.

Die Signale sollten also als Weckruf angesehen werden. Jetzt gilt es, die vorbereiteten Vorschläge aus den Schubladen der Arbeitskreise ans Bundesministerium für Gesundheit zu senden und an die für Gesundheit zuständigen Abgeordneten – oder noch besser: zu ihnen hinzutragen.

Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft der öffentlichen Apo­theken! Und um die flächendeckende Arzneimittelversorgung! Um die Apotheke vor Ort in erreichbarer Entfernung für alle Bürgerinnen und Bürger – egal welchen Alters. Wir haben in der Pandemie gesehen, dass Präsenzapotheken nicht durch ausländische Versandapotheken zu ersetzen sind. Und es besteht die Gefahr, dass bei längeren Arbeitswegen in den ländlichen Regionen noch mehr Apothekenangestellte in andere Bereiche wechseln.

Strukturen, das müssen auch die Politik und insbesondere der Bundes­gesundheitsminister verstehen, müssen stark, gesund und prakti­kabel sein. Das erzielt man nicht durch Einsparungen, die die Leistungsträgerinnen und -träger demotivieren und ihnen die Luft abdrehen.

An dieser Stelle mögen manche auf die pharmazeutischen Dienstleistungen hinweisen. Ja, das könnte ein guter und interessanter Baustein sein! Sie können aber keine tragende Säule werden, solange die Apothekenteams so belastet und die Personaldecken so dünn sind, dass gar nicht alle Apotheken diese Leistungen bieten können. Kürzlich beim Jubiläumstreffen des Euro­päischen Verbands angestellter Apothekerinnen und Apotheker (EPhEU) wurden Deutschland und Österreich von mehreren Ländern gewarnt: „Wünscht euch nicht zu viele Dienstleistungen. Denn wenn die Ansprüche der Patienten wegen Personalknappheit nicht erfüllt werden können, bekommen eure Apotheken ein Imageproblem.“

In diesem Sinn wünsche ich den deutschen Präsenzapotheken, dass sie aus der kommenden Struktur­reform nicht nur verschont, sondern gestärkt hervorgehen!

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