Arzneimittel und Therapie

Affenpocken – neuer Name und genügend Impfstoff

Zweitimpfungen sind nun möglich

dm/dab | Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will in Zukunft nicht mehr von Affenpocken beziehungsweise Monkeypox, sondern von „Mpox“ sprechen. Auch das Virus selbst soll künftig eine neue Bezeichnung erhalten. Währenddessen ruft die STIKO entsprechende Risikogruppen dazu auf, sich ein zweites Mal gegen Mpox impfen zu lassen – genügend Impfstoff sei vorhanden.

Als die Ständige Impfkommission (STIKO) im Juni 2022 erstmals zur Impfung gegen Mpox riet, hießen diese noch Affenpocken und es gab noch nicht genügend Impfstoff. Die STIKO empfahl deshalb, „bevorzugt exponierten Personen eine Postexpositionsprophylaxe anzubieten“. Nur Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), und für Personal in Speziallaborato­rien empfahl die STIKO ab 18 Jahren den Pockenimpfstoff Imvanex®. In Deutschland wird bisher nahezu ausschließlich Jynneos® verwendet, ein importierter Impfstoff, der annähernd identisch mit Imvanex® ist.

Zunächst nur eine Impfdosis

Aufgrund von Impfstoffmangel sollte laut STIKO zunächst nur eine Impf­dosis verabreicht werden. Immuno­logische Studien hätten aber gezeigt, dass der durch eine erste Imvanex®-Impfung vermittelte Immunschutz ab zwei Jahren nach Impfung nachlässt und dann eine zweite Impfstoffdosis für einen dauerhaften Impfschutz erforderlich ist. Am 24. November hat die STIKO bekannt gegeben, dass die begonnenen Mpox-Impfungen mit dem MVA-Impfstoff (Modified Vaccinia ­Ankara, Jynneos®/Imvanex®) ab sofort komplettiert werden können. Denn mittlerweile seien weitere Impfstoff­lieferungen erfolgt, sodass bundesweit insgesamt mehr als 260.000 Impfstoffdosen verfügbar sein sollen.

Mpox-Infektionen bei Frauen im Fokus

In einer internationalen Fall-Serie wurden Affenpocken-Infektionen bei 136 Frauen untersucht. Davon waren 62 Trans-Frauen, 69 Cis-Frauen und fünf nicht binäre Personen (bei Geburt als weiblich identifiziert). Für die Auswertung wurde eine Gruppe aus den Cis-Frauen und nicht binären Personen gebildet. 121 Individuen (89%) hatten Sex mit Männern. Ein sexueller Übertragungsweg wurde bei 55 (89%) der 62 Trans-Frauen angenommen sowie bei 45 (61%) der insgesamt 74 Cis-Frauen und nicht binären Personen. Bei sieben Trans-Frauen war der Übertragungsweg unklar. Nicht sexuelle Übertragungswege, z. B. im Haushalt oder durch berufliche Exposition, wurden nur bei Cis-Frauen und nicht binären Personen berichtet, und zwar bei 24% (18 von 74). 95 von 129 (74%) Personen, für die Daten vorlagen, hatten anogenitale Läsionen und 105 von 121 (87%) vesikulopustulöse Läsionen. Mukosale Läsionen traten bei 65 von 119 (55%) Personen auf. Die Stellen, an denen Läsionen vorkamen, passten größtenteils zu den berichteten sexuellen Aktivitäten. So traten vulvovaginale Läsionen bei Cis-Frauen und nicht binären Personen am häufigsten auf, und bei Trans-Frauen dominierten anorektale Läsionen.

Fehldiagnosen vor der eigentlichen Mpox-Diagnose waren häufiger bei Cis-Frauen und nicht binären Personen (34%) als bei Trans-Frauen (10%) [5].

Ausbruch noch nicht beendet

Seitdem die Mpox-Fallzahlen Mitte Juli ein Maximum erreicht haben, sollen sie kontinuierlich und sehr deutlich zurückgegangen sein. Der Ausbruch sei jedoch noch nicht beendet, und es gilt als unklar, ob eine vollständige Eradikation der Affenpocken außerhalb von Afrika noch möglich ist, betont die STIKO. „Eine Zunahme der Fallzahl auch durch Importe nach Ansteckungen im Ausland scheint aktuell jederzeit möglich.“

Deshalb weist die STIKO aktuell darauf hin, dass die Komplettierung begonnener Impfserien durch eine zweite Impfstoffdosis dringend notwendig ist. „Auch bisher noch nicht geimpfte MSM, die bei häufigem Partnerwechsel besonders gefährdet sind, sollten das Impfangebot mit zwei Impfstoff­dosen baldmöglichst wahrnehmen, um dauerhaft geschützt zu sein“, erklärt die Impfkommission.

Neue Bezeichnungen

Die WHO empfiehlt mittlerweile, statt der Bezeichnung „Monkeypox“ die Kurzform „Mpox“ zu verwenden. Für ein Jahr könnten aber noch beide Namen verwendet werden. Der neue Name sei unter anderem gewählt worden, weil er in anderen Sprachen auch gut aussprechbar sei. Generell sollen nach den Vorgaben der WHO bei Namen für Krankheiten und Erreger Hinweise auf bestimmte Länder, Regionen oder Tiere vermieden werden.

Auch das Virus selbst soll eine neue Bezeichnung bekommen. Dafür ist ein unabhängiger Expertenrat (ICTV) zuständig, der noch keine Entscheidung getroffen hat. Schon im August waren für die beiden Virus-Untergruppen, die nach afrikanischen Regionen benannt waren, die Bezeichnungen ­Untergruppe I und Untergruppe II eingeführt worden. |

Literatur

[1] Pressemitteilung der STIKO zur Affenpocken-Impfempfehlung, 9. Juni 2022

[2] Pressemitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu Affenpocken, 21. Juli 2022

[3] Stellungnahme der STIKO zur Komplettierung einer begonnenen Affenpocken-Impfung mit dem MVA-Impfstoff (Jynneos/Imvanex), 24. November 2022

[4] WHO recommends new name for monkeypox disease, 28.November 2022

[5] Thornhill JP. Human monkeypox virus infection in women and non-binary individuals during the 2022 outbreaks: a global case series. Lancet 2022; 400:1953–1965

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