Arzneimittel und Therapie

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 3: Ein Patient mit Missempfindungen

Erweiterte Medikationsberatung ist eine der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken ihren Patientinnen und Patienten mit ­Polymedikation anbieten können. Herzstück ist eine Medikationsanalyse. Sie ist die Basis für das Erkennen und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen. Neben einem strukturierten Vorgehen ist detektivischer Spürsinn gefragt. Mit unserer neuen crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“ fordern wir diesen Spürsinn heraus.

Einmal im Monat stellen wir in der DAZ und auf DAZ.online einen Fall vor und geben Anregungen für Lösungen. Dann sind Sie gefragt. Wie würden Sie vorgehen, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Ihren Lösungs­ansatz können Sie dann in einem Webinar mit unseren Autorinnen und Autoren diskutieren, die ihrerseits einen Vorschlag präsentieren werden. Das Webinar zu unserem dritten Fall, den hier Apothekerin Dr. Dorothee Dartsch, Campus Pharmazie, vorstellt, startet am 23. November 2022 um 20:00 Uhr.

Foto: MaG8 – unsplash.com

Der Fall

Herr N. T. ist ein 71-jähriger Patient (181 cm, 120 kg) mit stattgehabtem rechtsseitigem Schlaganfall (ca. ein Jahr zuvor) und anhand des ­Medi­kationsplans zu vermutender Hyper­tonie, Vorhofflimmern oder ­Behandlung einer akuten Thromboembolie, schizophrener oder bipolarer Psychose.

Subjektive Parameter: Herr T. berichtet, mit seinen Arzneimitteln ganz gut zurechtzukommen, nur das Teilen bereite ihm Schwierigkeiten. Allerdings leidet er seit einigen Monaten unter Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheit der linken Körperseite, vor allem des linken Arms. Er vermutet die Ursache bei einem seiner Medikamente. Die Klärung, ob das sein kann, ist sein Hauptanliegen bei der Medikationsberatung.

Objektive Parameter

Die Medikamente, die der Patient zurzeit einnimmt, sind der Tabelle zu entnehmen. Er teilt die Carvedilol- und Telmisartan-Tabletten und nimmt morgens und abends je eine Hälfte. So hat er das Gefühl, dass die Missempfindungen geringer seien.

Tab.: Die aktuelle Medikation von Herrn N. T. einschließlich der Selbstmedikation
Wirkstoff
Stärke
Form
morgens
mittags
abends
besondere Hinweise
Apixaban
5 mg
Filmtabletten
0
1
Telmisartan
80 mg
Tabletten
1
0
0
Moxonidin
0,2 mg
Tabletten
1
0
0
Chlortalidon
25 mg
Tabletten
1
0
0
Tamsulosin
0,4 mg
Retard­tabletten
1
0
0
Atorvastatin
20 mg
Tabletten
0
0
1
Nitrendipin
10 mg
Tabletten
bei Bedarf (Blutdruck > 170 mmHg)
Olanzapin
5 mg
Tabletten
0
0
1
Carvedilol
12,5 mg
Tabletten
1
0
0
Vitamin D3
20.000 IE
Kapseln
einmal wöchentlich
Arginin + Folsäure
2,4 g/600 μg
Kapseln
1
0
0
Vitamin C
1000 mg
Brause­tabletten
1
0
0

Olanzapin hat er sich auf Empfehlung seines Nachbarn verordnen lassen und nimmt es bei Schlafproblemen abends ein. Eine psychiatrische Diagnose liegt nicht vor. Der Blutverdünner wird wegen Vorhofflimmern verordnet. Über die Anwendungsgebiete ist Herr T. ­adäquat orientiert. Folgende Laborwerte (etwa sechs ­Monate alt) sind bekannt:

  • Glucose 140 mg/dl [Referenz: 60 bis 99],
  • HbA1c-Wert: 6,1% [4,8 bis 5,6],
  • Serum-Kreatinin: 1,07 mg/dl [0,7 bis 1,3],
  • ALAT 14 U/l [< 50], ASAT 18 U/l [< 50], Creatin-Kinase (CK): 12 mg/dl [< 171],

Elektrolytwerte und Blutbild sind unauffällig. Der Blutdruck liegt meist bei 150/95 mmHg.

Tipps und Tricks

Die Medikation sollte im Rahmen der erweiterten Medikationsberatung auf folgende arzneimittel­bezogene Probleme (ABP) überprüft werden:

  • Doppelmedikation
  • Interaktionen
  • ungeeignetes bzw. unzweckmäßiges Dosierungsintervall
  • ungeeigneter bzw. unzweckmäßiger Anwendungszeitpunkt (auch bezüglich der Mahlzeiten)
  • ungeeignete bzw. unzweckmäßige Dar­reichungsform
  • Anwendungsprobleme
  • potenzielle Nebenwirkungen
  • mangelnde Therapietreue
  • nicht sachgerechte Aufbewahrung
  • Selbstmedikation: Indikation, Präparat oder Dosierung ungeeignet
  • Kontraindikationen

Lösungswege

Dr. Dorothee Dartsch, Apothekerin und Fachtoxikologin, Campus Pharmazie GmbH Hamburg, wird am 23. November 2022 um 20:00 Uhr mit Ihnen in einem Webinar Lösungswege diskutieren. Das Webinar ist buchbar unter https://akademie.dav-medien.de/medikation-unter-der-lupe-tipps-und-tricks-fuer-die-analyse-fall-3/. Unten stehender QR-Code führt gleich zur ­Buchung.

Das Webinar ist kostenfrei für Abonnenten der DAZ und Scholz online sowie für DPhG-Mitglieder. Alle anderen zahlen 35,00 Euro für die Teil­nahme. |

 

Das könnte Sie auch interessieren

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse –Fall 5: Eine Patientin mit Beinvenenthrombose und Lungenembolie in der Anamnese

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse - Fall 7: Eine Patientin mit Wassereinlagerungen und Schmerzen in den Beinen

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 4: Ein Patient mit Durchfall und Blutdruckentgleisung

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 17: Patientin mit Osteopenie

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 6: Ein Patient mit vermehrten Gichtanfällen

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 10: Viel Lärm um nichts oder ernsthafte Probleme von Kopf bis Bauch?

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 2: Ein Patient mit Schwindel

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 9: Eine Patientin mit schmerzenden Beinen und Mundtrockenheit

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 8: Eine Dialyse-Patientin mit Schulungsbedarf

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 12: Eine Patientin mit Schwindel

Medikation unter der Lupe

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.