DAZ aktuell

E-Patientenakte kommt künftig automatisch

Gematik-Gesellschafter beschließen Opt-out-ePA

jb/ral | Bereits seit Januar 2021 gibt es die elektronische Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Krankenversicherten. Theoretisch jedenfalls, denn die Nutzung ist freiwillig und muss initiiert werden. Das hat bislang nur ein Bruchteil der Ver­sicherten gemacht. Um die Verbreitung der ePA zu steigern, haben die Gematik-Gesellschafter nun beschlossen, dass künftig alle GKV-Versicherten die elektronische Patientenakte automatisch erhalten. Wer das nicht möchte, muss aktiv ablehnen.

557.786 elektronische Patientenakten gibt es laut TI-Dashboard der Gematik aktuell (Stand: 8. November 2022). Ein Großteil davon dürfte auf Versicherte der Techniker Krankenkasse entfallen, Anfang des Jahres stammten laut Handelsblatt rund 260.000 ePA von der Ersatzkasse. Wie viele davon aktiv genutzt werden, geht aus den Zahlen nicht hervor. Angeboten wird die ePA über die Krankenkassen, die Nutzung ist für Patienten derzeit freiwillig und muss aktiv initiiert werden. Letzteres soll sich ändern. Laut einem Gesellschafterbeschluss der Gematik soll die ePA noch in dieser Legislaturperiode mit Opt-out eingerichtet werden. Konkret bedeutet das, dass jeder gesetzlich Versicherte automatisch eine ePA erhält. Wer dies nicht möchte, kann aktiv widersprechen.

Foto: agenturfotografin/AdobeStock

Die elektronische Patientenakte soll künftig nicht mehr aktiv initiiert werden, sondern automatisch bei GKV-Versicherten ankommen.

„Opt-out-ePA“ wird geprüft

Die Gematik hat einer Mitteilung zufolge den Auftrag, die „Opt-out-ePA“ zu prüfen. Im Rahmen des Prüfauftrags sollen vier Opt-out-Dimensionen geprüft werden: die Bereitstellung der Akte, der Zugriff auf die ePA, ihre Befüllung und die pseudonymisierte Datenweitergabe zu Forschungszwecken. Ferner wurde beschlossen, dass auch der elektronische Medikationsplan (eMP) sowie die elektronische Patientenkurzakte (ePKA) Teile der ePA werden sollen. Auch Apotheken haben auf die ePA Zugriff und sollen für ihre Unterstützung bei der Verarbeitung arzneimittelbezogener Daten eigentlich honoriert werden. Allerdings konnten sich Deutscher Apotheker­verband und Kassen bislang nicht auf eine Vergütung einigen.

Gematik sieht großes Potenzial

Aus Sicht der Gematik werden mit dieser Entscheidung die Weichen gestellt, um das Potenzial der elektronischen Patientenakte vollumfänglich auszuschöpfen: Denn als Opt-out-Lösung werde sie zu einem zentralen Teil einer modernen, digitalen Gesundheitsversorgung in Deutschland – patientenzentriert, zugänglich für alle Bürger und unabhängig von Alter oder digitaler Affinität, so die Gematik.

Die Opt-out-ePA bündele relevante Gesundheitsdaten von allen Versicherten individuell, sicher und souverän an einem Ort und stärke damit die Patientensicherheit erheblich: Sämtliche an einer Behandlung beteiligte Leistungserbringer bekämen schnell und effizient einen Überblick über die Krankengeschichte von Patienten. Medikationsprozesse könnten besser begleitet und Doppeldiagnosen vermieden werden. Arztbriefe und Befunde liegen künftig nicht mehr in Papierform vor oder müssten per Fax oder Post versendet werden. Diagnosen und Dokumente anderer Fachkollegen könnten vielmehr direkt nach der Untersuchung abgelegt werden und sind sofort einsehbar, preist die Gematik das Projekt an.

Vorhandene ePA weiter nutzbar

Die Opt-out-Option soll die Ausbreitung der ePA beschleunigen. Auch der Deutsche Ärztetag hatte sich im vergangenen Sommer für eine derar­tige Lösung ausgesprochen. In diesem Zuge soll auch die Nutzung einfacher werden. Die aktuelle Version der ePA könne aber weiter genutzt werden und soll in den kommenden Monaten fortentwickelt werden. Wer bereits jetzt eine elektronische Patientenakte besitzt oder plant, sich eine einzurichten, könne später seine Daten auch in der Opt-out-Variante nutzen, heißt es vonseiten der Gematik. |

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