Prisma

Fluch und Segen zugleich

Seltener Gliome dank T-Zell-Produkt bei Asthma

Foto: New Africa/AdobeStock

dab | Asthmatiker leiden bekannterweise unter einer Vielzahl an Symptomen wie Atemnot und Kurzatmigkeit. So lästig diese Erkrankung ist, bringt sie anscheinend auch einen schützenden Effekt mit sich. Schon vor einigen Jahren wurde bei Kindern mit Neurofibromatose Typ 1 (NF-1), die auch an Asthma leiden, festgestellt, dass sie seltener einen Tumor am Sehnerv, ein sogenanntes Optikusgliom, entwickeln, als Kinder ohne Asthma. Die Neurofibromatose Typ 1 ist eine seltene Erkrankung mit einer Genveränderung, die häufig im Kindesalter an Milchkaffee-Flecken der Haut erkannt wird und bei der Neurofibrome der Haut bzw. der Unterhaut auftreten können (benigne Tumoren). Im Krankheitsverlauf besteht ein erhöhtes Risiko der Bildung eines Optikusglioms. Aber warum tritt dieses schwerwiegende Symptom bei Kindern mit Asthma seltener auf? Dieser Frage hat sich ein Forscherteam der University School of Medicine in St. Louis, USA, gewidmet. Sie führten dazu Untersuchungen an NF-1-Mäusen mit niedriggradigem Optikusgliom durch und induzierten Asthma bei den Tieren. Die Größe der Sehnerven verringerte sich und die Proliferation war gehemmt, was gegen ein Tumorwachstum spricht. Zugleich wurde beobachtet, dass der an der Tumorbildung beteiligte Wachstumsfaktor Mitogen CCL5 aus Mikroglia-Zellen weniger exprimiert wurde. Analysen zeigten, dass dieser Effekt auf eine erhöhte Bildung von Decorin durch T-Zellen zurückzuführen ist. Es ging in diesem Fall von ihnen also ein protektiver Effekt aus. Dagegen stehen diese T-Zellen bei Asthma im Zusammenhang mit der Pathogenese. Sie sind also eine Art Fluch und Segen zugleich. Die Wissenschaftler hoffen auf neue immunmodulatorische Behandlungsansätze durch die Erkenntnisse, wie T-Zellen die Pathogenese neurologischer Erkrankungen beeinflussen. |

Literatur

[1] Chatterjee J et al. Asthma reduces glioma formation by T cell decorin-mediated inhibition of microglia. Nat Commun 2021;12:7122 doi.org/10.1038/s41467-021-27455-6

[2] Neurofibromatose Typ 1 (Morbus Recklinghausen). Information des Universitätsklinikums Tübingen, www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/einrichtungen/zentren/zentrum-fuer-seltene-erkrankungen-zse/zentrum-fuer-neurofibromatosen/neurofibromatose-typ-1

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