Rezension

Integrative Onkologie im Apothekenalltag

Brücke zwischen konventioneller und komplementärer Medizin

Die Beratung onkologischer Patienten in der öffentlichen Apotheke wird immer wichtiger, rücken doch die schnell zunehmende Zahl oraler Zytostatika, ein wachsendes Informationsbedürfnis und die Beratungsaufgaben der Pharmazeuten dieses Thema in den Offizinalltag. Nicht zuletzt durch die „Pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie“, die die Apotheken neuerdings als pharmazeutische Dienstleistung anbieten dürfen.

Integrative Onkologie
Ein Beratungsmanual für Ärzte und Apotheker

Harald Matthes (Hrsg.), Friedemann Schad (Hrsg.) und Ralf-Dieter Hofheinz (Hrsg.)
XVIII, 590 S., 14 farb. Abb., 30 farb. Tab., 17,0 × 24,0 cm, gebunden, 64,00 Euro
ISBN 978-3-8047-4024-2
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2022

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Dank Ausbildungen auf Kammer- und Bundesebene, der geplanten Medikationsberatung, den Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) sowie zahlreichen Leitlinien sind Zugang und Informationsbeschaffung zu (schul)medizinisch-pharmazeutischen Themen nicht schwierig. Aber wo findet man valide und seriöse Information zu den ergänzenden, komplementären Seiten, die den Patienten oftmals mehr interessieren? Ein erster Schritt in diese Richtung ist die S3-Leitlinie zur Komplementäronkologie. Nun liegt ein umfassendes Beratungsmanual zur integra­tiven Onkologie vor, das den Bogen der komplementären oder integrativen Onkologie sehr viel weiter spannt und auf mehrdimensionale Konzepte eingeht. Die knapp drei Dutzend Autoren des Manuals, vornehmlich Ärzte, Apotheker und weitere Heilberufler, schlagen eine Brücke zwischen konventioneller und komplementärer Onkologie. Sie haben sich intensiv mit der Materie auseinandergesetzt und bearbeiten die dazugehörige Literatur sehr sorgfältig. Dabei wird deutlich, welches Potenzial in der integrativen Onkologie steckt.

Holistischer Blick statt Behandlungsroutine

Das Manual beginnt mit einer Einführung in die holistischen Konzepte der integrativen Onkologie, dem Konzept der Karzinogenese und den erkenntnistheoretischen Grundlagen der Heilmittelwirkungen, wobei auch Schwachstellen der onkologischen Behandlungsroutine aufgezeigt werden. In Teil II, dem Hauptteil, werden 15 integrative Therapiesysteme und Behandlungsverfahren erläutert. Das Spektrum reicht von der anthropo­sophischen Medizin, über Ayurveda, der Phytotherapie, Spagyrik bis hin zur Psychoonkologie. Der Aufbau der einzelnen Unterkapitel ist relativ einheitlich. Zu jedem Verfahren werden der Hintergrund, wissenschaftliche Grundlagen, Einschätzungen, die Anwendung und Verbreitung und teilweise eine Bewertung aufgeführt. Wichtige Aussagen oder Studien­ergebnisse sind teilweise optisch hervorgehoben. Im Anschluss findet sich ein ausführliches Literaturverzeichnis. Neben einigen bekannten Methoden wie etwa der Phytotherapie dürften viele Verfahren dem auf diesem Gebiet nicht geschulten Apotheker mehrheitlich neu sein. In Teil III werden spezielle Arzneimittel in der Onkologe vorgestellt. Hier trifft der Leser nicht nur auf Neuland und kann seine Kenntnisse zur Misteltherapie, Mikronährstoffen, Mikrobiotika, Cannabinoiden und Phytoestrogenen vertiefen. Hervorgehobene Studien, Hinweise zur Anwendung und Ver­breitung sowie Bewertungen und eine Fülle an Literatur ergänzen diesen Teil.

Ein kleineres Kapitel vertieft einige spezielle Themen wie die integrative Onkologie in der Hausarztpraxis, bei Krebserkrankungen im Kindesalter sowie in der palliativen und suppor­tiven Therapie. Das letzte Kapitel ist einigen soliden Tumorerkrankungen (Lungen-, Darm-, Brust- und Pankreas­krebs) gewidmet. Von besonderem Interesse für die Beratung dürfte das Unterkapitel zum Mammakarzinom sein, da Brustkrebspatientinnen besonders häufig nach integrativen Methoden fragen. Gerade bei den Ausführungen zum Mammakarzinom zeigt sich, dass die integrative Onkologie bereits im Patienten-, Ärzte- und Pharmazeutenalltag angekommen ist. Wahrscheinlich wird dies bei anderen Tumorentitäten bald auch der Fall sein und die integrative Onkologie wird ein etablierter Teil der onkologischen Beratung werden. Gut, wenn Apo­thekerinnen und Apothekern sowie Ärzten dabei ein umfassendes Beratungs­manual zur Seite steht. |

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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