Prisma

Lecker Plastik

Manche Bakterien bevorzugen Kunststoff

Foto: Lucie/AdobeStock

jr | Inzwischen weiß jedes Kind, dass Plastik in den Weltmeeren landet und eine Gefahr für dort lebende Tiere darstellt, durch die Nahrungskette letztlich aber auch für den Menschen. Dass auch Seen mit langlebigem Kunststoff verschmutzt sind, ist vielleicht noch nicht so präsent.

Forschungsgruppen rund um den ­Globus suchen nach Strategien, den Abbau von Plastik zu beschleunigen. Einige Bakterienspezies sind in der Lage, Kunststoffe zu spalten und als Energiequelle zu nutzen. Eine Forschungsgruppe der Universität Cambridge hat sich Plastik verdauende Bakterien in 29 skandinavischen Seen nun näher angeschaut.

Die Wissenschaftler haben für ihre Versuche Plastik­tüten von Supermärkten in destilliertem Wasser sieben Tage unter UV-Licht inkubiert. Dieses definiert verschmutzte Kunststoffwasser wurde zu Proben von Oberflächenwasser nordeuropäischer Seen gegeben und im Dunkeln 72 Stunden inkubiert. Als Kontrolle ­diente Seewasser, dem destilliertes Wasser während der Inkubation zu­gesetzt wurde.

Anhand der Massenzunahme in den Proben wurde bestimmt, wie stark sich die Bakterien vermehrt hatte. Als Maß für die Effizienz des Wachstums der Mikroorganismen wurde die emittierte Kohlendioxid-Menge gemessen. Im Plastikwasser konnte eine 2,29-mal höhere Bakterienbiomasse ermittelt werden, das heißt, die Mikroben haben sich prächtig vermehrt. Die überraschende Erkenntnis: Die künstlichen Polymere sind für die Einzeller so einfach chemisch zugänglich, dass sie sie gegenüber den reichlich vorhandenen natürlichen organischen Kohlenstoffverbindungen aus dem Seewasser bevorzugen.

Die Autoren warnen jedoch davor, Kunststoff belastete Seen mit Plastik abbauenden Bakterien anzureichern, da ein solches Vorgehen das gesamte Öko­system aus dem Gleichgewicht bringen könnte. |

Literatur

Sheridan et al. Plastic pollution fosters more microbial growth in lakes than natural organic matter. Nature communications 2022:13:4175, doi: 10.1038/s41467-022-31691-9

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