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Neues zum Ausbruch der Affenpocken

EU-Kommission genehmigt Indikationserweiterung eines Pocken-Impfstoffs / WHO ruft Gesundheitsnotstand aus

dab | Die EU-Kommission bewilligte am 25. Juli eine Indikationserwei­terung des bislang gegen Pocken zugelassenen Impfstoffs Imvanex®. Dieser kann nun gemäß der Zulassung auch gegen Affenpocken eingesetzt werden. Bislang gab es dafür nationale Ausnahmeregelungen. Des Weiteren wurde die sich ausbreitende Infektionskrankheit nun als „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ eingestuft.

Der Impfstoff Imvanex® des deutsch-dänisches Herstellers Bavarian Nordic erhielt durch die EU-Kommission eine Zulassungserweiterung zum Schutz Erwachsener gegen Affenpocken. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf einen Sprecher der Kommission am 25. Juli. Mit diesem Schritt folgt das exekutive Organ der EU der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, die sich am 22. Juli für eine Indikations­erweiterung ausgesprochen hatte. Imvanex® ist seit 2013 in der Europäischen Union zur aktiven Immunisierung Erwachsener gegen Pocken zugelassen. Die aktuelle Entscheidung über die Indikationserweiterung betrifft alle 27 EU-Mitgliedstaaten und ferner Island, Liechtenstein und Norwegen.

Foto: WHO / Lindsay Mackenzie

WHO-Generaldirektor Tedros erklärte am 23. Juli den Ausbruch der Affen­pocken als gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite.

Bisher nur im Off-Label-Use

Bereits im Juni empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) Imvanex® für Personen ab 18 Jahren zur Post­expositionsprophylaxe nach Affen­pocken-Exposition sowie zur Indika­tionsimpfung für Personen mit einem erhöhten Expositions- und/oder Infektionsrisiko. Der Impfstoff wurde bislang im Off-Label-Use eingesetzt. In den USA ist Imvanex® unter dem Namen Jynneos® auf dem Markt und dort zum Schutz vor Pocken- und Affen­pockenerkrankungen bei Erwachsenen ab 18 Jahren zugelassen, bei denen ein hohes Risiko für eine Pocken- oder Affenpockeninfektion besteht.

Knapper Impfstoff

Am 21. Juli informierte die STIKO in einer Pressemitteilung darüber, dass nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts in Deutschland ungefähr 130.000 Personen eine Indikation für eine Affenpocken-Impfung aufweisen. Demgegenüber stehen derzeit etwa 40.000 importierte Dosen Jynneos®. Zur Grundimmunisierung sind laut Hersteller zwei Impfdosen mit einem Mindestabstand von 28 Tagen vorgesehen. Die STIKO empfiehlt, angesichts der Knappheit des Impfstoffs, diesen zunächst nur für Erstimpfungen einzusetzen und Zweitimpfungen zu einem späteren Zeitpunkt vorzunehmen. Dies wird mit Studienergebnissen von Mensch und Tier gerechtfertigt, die zeigten, dass bereits die erste Impfdosis einen Basisschutz gegenüber Affenpocken vermittelt. Die zweite Impfdosis diene hauptsächlich dazu, die Dauer des Schutzes zu verlängern. Immunologische Studien hätten gezeigt, dass der durch die erste Dosis von Imvanex® hervorgerufene Immunschutz ab zwei Jahren nach Impfung nachlasse und dann eine zweite Dosis erforderlich sei. „Um die aktuelle Infektionswelle abzuschwächen, die Ausbreitung der Affenpocken zu verlangsamen und schließlich den Ausbruch zu beenden, ist eine hohe Impfquote bei den Indikationsgruppen erforderlich“, heißt es vonseiten der STIKO.

Gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite

Das Notfall-Komitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tagte am 21. Juli zum zweiten Mal anlässlich des Affenpocken-Ausbruchs. Zwischen der ersten Tagung am 23. Juni und dem aktuellen zweiten Treffen hatten sich die Zahlen rapide nach oben entwickelt. Wie der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus in seiner Stellungnahme berichtet, seien zum Zeitpunkt der ersten Tagung 3040 Fälle in 47 Ländern bekannt gewesen. Nun wären es mehr als 16.000 Fälle in 75 Ländern, darunter fünf Tote. Bei dem letzten Treffen des Komitees konnte kein Konsens darüber erzielt werden, ob es sich um eine Notlage von internationaler Tragweite handelt. Generaldirektor Tedros hingegen sah die Kriterien der Internationalen Gesundheitsvorschriften erfüllt und erklärte den Affenpocken-Ausbruch schließlich am 23. Juli zu einer gesundheit­liche Notlage von internationaler Tragweite.

In Deutschland verzeichnete das Robert Koch-Institut am 25. Juli ins­gesamt 2352 Affen­pockenfälle aus allen Bundesländern. |

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