Die Seite 3

Fehlender Durchblick?

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Es ist schon verwunderlich, wie an manchen Stellen im Gesundheitswesen Geld herausgeschmissen wird, an anderen Stellen wiederum wichtiges Geld nicht zur Verfügung steht, das dringend für eine adäquate Patientenver­sorgung benötigt werden würde. Zwar durften wir uns kurzfristig darüber freuen, dass mit 150 Millionen Euro die pharmazeutischen Dienstleistungen starten konnten, doch nun soll an anderer Stelle nahezu die gleiche Summe über einen erhöhten Kassenabschlag wieder eingespart werden. Der Ärger ob dieses Kuhhandel-ähnlichen Konstrukts ist groß. Unterm Strich würde indirekt die Honorierung der Dienstleistungen wieder kassiert, während die Arbeit zunimmt und die Kosten in den Apotheken jetzt auch noch inflations­bedingt ungebremst steigen. Von einer dringend notwendigen Anpassung der Honorierung ist an keiner Stelle die ­Rede, sie rückt in unerreichbare Ferne. Eine brandgefährliche Situation. Denn letztlich werden viele Apotheken nicht mehr mithalten können, das Apothekensterben wird an Fahrt aufnehmen.

Auf der anderen Seite dürfen wir gerade in Sachen Konnektorentausch ein Stück aus dem Tollhaus bewundern (s. S. 15). Für solche digitalen Projekte scheint Geld im Überfluss da zu sein. Da wird einfach behauptet, aus Sicherheitsgründen müssen alle Konnektoren getauscht werden und niemand hinterfragt, ob das für diese Übergangs­lösung notwendig ist und wenn ja, ob damit tatsächlich die Sicherheit erhöht wird. Stellen sich solche Fragen nicht, weil niemand so recht den Durchblick hat? Warum investiert man dann nicht in entsprechende Expertise? Oder ist diese Expertise gar nicht gewünscht, weil im Hintergrund ganz andere ­Geschäfte laufen?

Dabei sind 400 Millionen Euro, mal kurz von den gesetzlichen Kranken­versicherungen für den Konnektoren­tausch in Arztpraxen bereitgestellt, eine Summe, die an anderer Stelle dringend benötigt wird. Mit ihr könnte man schon einiges in Sachen „Rettung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung“ auf die Beine stellen. Eine Erhöhung des Kassenabschlags müsste man nicht mehr diskutieren. Im Gegenteil, man könnte mit diesen Millionen ernsthaft die zwingend notwendige Honoraranpassung für die Apotheken in Angriff nehmen, die pharmazeutischen Dienstleistungen stärken und so ganz nebenbei wieder Geld durch eine bessere und sicherere Arzneimitteltherapie einsparen. Was läuft da eigentlich schief? Warum fehlt dieser Weitblick? Und ganz konkret: Was läuft im Hintergrund ab, das die Politik in Sachen ­Digitalisierung und Gematik so blind, vielleicht aber auch wider besseren Wissens agieren lässt? Ehrliche Antworten auf diese Fragen sind dringend geboten!

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