Prisma

Lange am Fellzipfel der Mutter

Orang-Utans werden spät selbstständig

Foto: gudkovandrey/AdobeStock

us | Heranwachsende Orang-Utans (Pongo abelii) in den Wäldern der indonesischen Insel Sumatra sind ungewöhnlich lange von ihrer Mutter abhängig. Einige bleiben bis zum Alter von neun Jahren an ihrer Seite. Dabei müssen sie den Umgang mit einer Fülle von Nahrungsmitteln erlernen. Blätter, Früchte, Blüten, Rinde, Ameisen, Termiten, Bienen, Eier, Honig und kleine Wirbeltiere stehen auf dem Speiseplan der Menschenaffen. Manches davon lässt sich einfach essen, anderes muss vor dem Verzehr geschält, entkernt oder sogar mit einem einfachen Werkzeug bearbeitet werden. Wie sich die Tiere diese Fähigkeiten von ihrer Mutter abschauen, hat ein Team europäischer und indonesischer Biologen untersucht. Dafür verbrachten sie zwischen 2007 und 2020 tausende Stunden im Gunung Leuser Nationalpark auf der Insel Aceh und dokumentierten das Verhalten der Orang-Utans. Insgesamt begleiteten die Forscher 27 Jungtiere und ihre Mütter. Zu Beginn bitten die kleinen Orang-Utans ihre Mütter regelmäßig um Nahrung und beobachten sie dann genau bei der Zubereitung. Bei komplex zu präparierenden Nahrungsmitteln, die etwa mit einem Stock bearbeitet werden müssen, haben sie damit über viele Jahre Erfolg. Die Mutter bereitet ihnen geduldig immer wieder ihre Nahrung vor. Bei einfach zu verarbeitenden Nahrungsmitteln verweigert die Mutter das Futter mit zunehmendem Alter dagegen immer häufiger und die Heranwachsenden müssen selbst tätig werden. Da die Mütter erst wieder schwanger werden, wenn ihr Nachwuchs selbstständig ist, vergehen meist viele Jahre zwischen zwei Schwangerschaften. Vom reproduktiven Standpunkt aus ist es für die Mütter daher von Vorteil ihre Kinder beim Lernen zu unterstützen, um sie möglichst bald in die Unabhängigkeit entlassen zu können. |

Literatur

Mikeliban M et al. Orangutan mothers adjust their behaviour during food solicitations in a way that likely facilitates feeding skill acquisition in their offspring. Sci Rep. 2021;11(1):23679

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