Schwärmen ist schlau

mp | Als einsamer Fisch im großen weiten Meer hat man es schwer. Wie leicht verirrt man sich in der Tiefe, wie schnell fällt man den Zähnen der Feinde zum Opfer. Klug ist hingegen der Fisch, der sich im großen Schwarm Tausender Artgenossen fortbewegt. Verhaltensbiologen im Max-Planck-­Institut in Konstanz um den Briten Ian Couzins erforschen, welche Mechanismen der Schwarmintelligenz zugrunde liegen. „Schwarmtiere folgen verhältnismäßig einfachen und effektiven Regeln“, erklärt Couzins. Die Fische reagieren blitzschnell auf ihre Nachbarn, ähnlich einer Kettenreak­tion. Im großen Fischgemenge zu schwimmen, ­bietet Vorteile: Denn das Individuum ist im Schwarm besser vor Angreifern geschützt. Bis zu 15-mal schneller gelingt es im Schwarm, auf einen Angriff zu reagieren, verglichen mit einem ­alleinigen Fisch. In großen Verbünden nehmen die anderen Fische jede Fluchtbewegung eines Artgenossen blitzschnell wahr. Kluge Raubfische versuchen daher, große Schwärme zunächst zu teilen, bevor sie sich die kleinen Gruppen vornehmen. Ein Schwarm hat aber noch mehr zu bieten als Sicherheit. Die Forscher in Konstanz fanden heraus, dass der Schwarm schneller schwimmt. Jeder Einzelfisch profitiert von günstigen Wasserwirbeln, die beim Synchronschwimmen entstehen. Zudem kreiert der Schwarm eine kollektive Intelligenz. Sie bietet jedem Fisch bessere Informationen zu Licht, Temper­atur oder Salzgehalt. Um als Schwarm gut reagieren zu können, ist weniger die Wahrnehmung des Individuums wichtig, sondern vielmehr die Frage, wie gut Informationen weitergegeben werden können. Der Informationsfluss ist z. B. vom Abstand der Fische abhängig. Couzins sieht hier eine Verbindung zu unserem Denken: „In unserem Gehirn folgen Nervenzellen demselben Prinzip“. Indem er die Regeln der Schwarmintelligenz zu verstehen versucht, will der Biologe helfen, autonome Fahrzeuge besser koordinieren zu können. Er schätzt, dass sich seine Studien schon bald auf unser alltägliches Leben auswirken könnten. |