Arzneimittel und Therapie

Pharmazeutischer Rat bei Endometriumkarzinom

Neue S3-Leitlinie wird auch auf den Umgang mit Nebenwirkungen eingehen

Die vor vier Jahren erstellte S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom wurde überarbeitet, ergänzt und zur Konsultation freigegeben. Unter anderem wurde die molekulare Klassifikation des Endometriumkarzinoms als prognostischer und prädiktiver Faktor eingeführt, an dem sich die Therapie orientiert. Beim Umgang mit Nebenwirkungen ist auch der Apotheker gefragt.

In Deutschland erkranken jährlich etwa 11.000 Frauen an einem Karzinom der Gebärmutterschleimhaut. Meist tritt der Tumor nach den Wechseljahren auf, in 10 bis 20% vor der Menopause. Erste Anzeichen sind ungewöhnliche vaginale Blutungen. Die meisten Endometriumkarzinome werden in einem frühen Stadium erkannt und sind dann durch Operation und gegebenenfalls Bestrahlung in 80 bis 90% der Fälle heilbar. Voraussetzung ist allerdings eine präzise Diagnose mit darauf fußender Behandlung. So kann bei Patientinnen mit geringem Risiko eine radikale Operation vermieden werden. Liegt ein Estrogen-abhängiges Typ-I-Karzinom (endometroide Adenokarzinome und meist ­Estrogen-abhängig) im Frühstadium vor, wird eine systematische Entfernung der Lymphknoten nicht routinemäßig empfohlen. Des Weiteren spricht sich die Leitlinie auch gegen eine adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie bei frühen Typ-I-Karzinomen aus. Neu ist die Empfehlung, vor der Therapie älterer Patientinnen ein geriatrisches Assessment durchzuführen. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass Endometriumkarzinome meist im fortgeschrittenen Alter auftreten. Eine weitere Neuerung betrifft den Einsatz von Immuntherapien (Checkpoint-Inhibitoren) als Zweitlinientherapie bei bestimmten Rezidivformen.

Wichtige Beschwerden

Wird aufgrund der molekularen Klassifikation des Tumors und dessen Stadiums zu einer medikamentösen Therapie – eventuell in Kombination mit einer Bestrahlung – geraten, können in der Folge zahlreiche Beschwerden auftreten, bei deren Linderung auch pharmazeutischer Rat gefragt ist. Dies betrifft etwa den Umgang mit Fatigue, Scheidentrockenheit sowie Harnblasen- und Darmstörungen. Auf einige dieser Beschwerden geht die Leitlinie direkt ein, ansonsten verweist sie häufig auf die S3-Leitlinie zur supportiven Therapie bei onkologischen Patienten. Zu den Behandlungs- und Tumor-bedingten Nebenwirkungen ge­hören beispielsweise

  • Radiogene Zystitis mit Dysurie, häufiger Miktion und Nykturie; im Vordergrund steht die symptomatische Behandlung mit Analgetika und Spasmolytika (Metamizol, zentral wirksame Analgetika, Butylscopolamin, Oxybutynin). Eine Alkalisierung des Harns sowie die Eisensubstitution bei rezidivierenden Mikro- und Makrohämaturien ergänzen die Therapie. Bakterielle Superinfektionen erfordern eine entsprechende antibiotische Behandlung.
  • Vulvovaginitis. Hier können Sitzbäder mit Dexpanthenol oder synthetischen Gerbstoffen Abhilfe schaffen. Zur Wiederherstellung des physiologischen pH-Wertes der Vagina werden Suppositorien mit Lactobacillus acidophilus eingesetzt.
  • Scheidentrockenheit. Diese Beschwerden können mithilfe inerter Gleitgele gelindert werden.
  • Zur Prophylaxe einer Vaginalstenose kann vier bis sechs Wochen nach Ende der Strahlentherapie eine mechanische Dilatation (Vaginaldilatatoren, Tampons mit Dexpanthenol) erfolgen. |

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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