DAZ aktuell

Schlankere Strukturen, schnellere Wege

Mitgliedsorganisationen beraten über Vorschläge im Rahmen der ABDA-Strukturanalyse

tmb/eda | Jahrelang wollte die ABDA keine Diskussionen über ihre komplexen Strukturen führen. Im Juli 2020 gab sie dann doch eine Strukturanalyse in Auftrag, über deren bisherige Ergebnisse jedoch kaum etwas nach außen dringt. Am 18. Mai hat nun ein „Konvent“ mit Vertretern aller Mitgliedsorgani­sationen stattgefunden. Zentrales Thema soll eine schlankere und damit schnellere ABDA gewesen sein. Doch ein offizielles Ergebnis ist nicht bekannt.

Die komplizierte Struktur der ABDA ist in der Berufspolitik ein Dauerthema, aber jahrelang wollte die ABDA es nicht angehen. Kurz vor dem Ende der Amtszeit des vorigen ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt überraschte er mit dem Auftrag an die Unternehmensberatung B‘VM (Beratungsgruppe für Verbandmanagement) für eine Strukturanalyse. Das war im Juli 2020. Auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte sich dafür ausgesprochen, „Aufgaben, Prozesse und Strukturen“ systematisch zu betrachten. Bei der Pressekonferenz zur ABDA-Mitgliederversammlung am 1. Juli 2021 berichtete Overwiening über eine „Rund-um-Analyse“, bei der nach Stärken und Schwächen gesucht werde (siehe DAZ.online vom 2. 7. 2021). Doch Ergebnisse hatte sie damals nicht zu berichten - und so ist es bis heute geblieben. Am 18. Mai hat als wesent­licher Schritt der Strukturanalyse ein Konvent mit Vertretern aus allen Mitgliedsorganisationen stattgefunden. Auch danach veröffentlichte die ABDA keine Inhalte. Möglicherweise liegt das daran, dass der Konvent kein Beschlussgremium ist und die dort erzielten Ergebnisse erst von anderen Gremien beschlossen werden müssen. Es gab allerdings einen Beitrag in der „Pharmazeutischen Zeitung“, in dem von einer geplanten Verschlankung der ABDA die Rede war. Wie die DAZ aus Kreisen der Konventteilnehmer erfuhr, stellte die Unternehmensberatung ein neues Konzept vor, nach dem der ABDA-Gesamtvorstand entfallen und der geschäftsführende Vorstand zu einem schlanken „ABDA-Vorstand“ bestehend aus sieben Mitgliedern würde. Darunter im Organigramm wäre dann direkt die Mitgliederversammlung angesiedelt.

Foto: ABDA

Die komplizierte Struktur der ABDA ist ein Dauerthema, aber jahrelang wollte die ABDA es nicht angehen. Nun läuft seit Juli 2020 eine Strukturanalyse. Im Bild das Apothekerhaus in der Berliner Heidestraße mit der Geschäftsstelle von ABDA, BAK und DAV.

Schlankere Gremien und die Folgen

Bereits zuvor war bekannt, dass die Strukturanalyse hauptsächlich auf die Leistungs- und die Gremienstruktur ausgerichtet sein sollte. Wie man aus Kreisen der ABDA-Mitgliedsorganisationen in den vergangenen Monaten immer wieder erfuhr, stehen folgende Fragen bei der Strukturanalyse im Vordergrund: Wie soll über Haushaltsfragen abgestimmt werden – gemeinsam oder durch ein externes Gremium? Wie werden Entscheidungen vor- und nachbereitet? Welches Verhältnis herrscht zwischen Haupt- und Ehrenamt?

Dazu hatten die Unternehmensberater von B‘VM persönliche Gespräche mit ausgewählten Vertretern der Mitgliedsorganisationen und der ABDA-Zentrale geführt. Daraufhin sollen Vorschläge erarbeitet worden sein, die in einer Vorbereitungsgruppe zwischen Haupt- und Ehrenamtlern weiter diskutiert wurden – und danach im Konvent. Demnach soll eine schlankere Struktur mit einem kleineren Vorstand die ABDA schneller machen, war aus Teilnehmerkreisen zu erfahren. Das repräsentative Element und das Vertrauen in die Vorstandsmitglieder würden dann mehr Bedeutung erlangen. Wahlen würden wichtiger. Damit wäre zu fragen, ob im Gegenzug neue Einflussmöglichkeiten der Mitgliedsorganisationen geschaffen werden. Wie bei jeder Verkleinerung von Gremien stellt sich auch die Frage nach der Akzeptanz bei denjenigen, die dadurch Einfluss verlieren. Außerdem sollen Fachgremien Beschlüsse fassen können. Beispielsweise Leitlinien müssten dann nicht mehr formell durch politische Gremien beschlossen werden. Zu allen diesen Aspekten sind wohl noch Diskussionen bei den anstehenden Beschlussfassungen in den derzeit bestehenden Gremien zu erwarten. Die Empfehlungen des Konvents müssen nun durch den geschäftsführenden Vorstand, den Gesamtvorstand und die Mitgliederversammlung. Neben den grundsätzlichen Fragen spielt wohl auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle, zumindest für mögliche Änderungen in der hauptamtlichen Struktur. Denn vier von fünf Geschäftsführern erreichen in den nächsten Jahren das Ruhestandsalter. Dies mag eine Herausforderung sein, es ist aber auch eine seltene Gelegenheit für eine Umstrukturierung unabhängig von persönlichen Belangen.

Kammern und Verbände als ­gegeben vorausgesetzt

Interessant erscheint auch, was kein Thema beim Konvent war. Aus Teilnehmerkreisen war zu hören, dass die Grundstruktur der ABDA mit Bundesapothekerkammer, Deutschem Apothekerverband und den Kammern und Verbänden als Mitgliedern nicht Gegenstand der Strukturanalyse sind. Der Erhalt der zwei Säulen – Kammern und Verbände – sei die Vorgabe bei der Auftragser­teilung durch Schmidt gewesen. Darum könne es auch keine grundsätzliche Veränderung bei der Haushaltsstruktur geben. Es soll also nach Informationen aus Teilnehmerkreisen beim gemeinsamen Haushalt der ABDA bleiben. Allerdings solle der Haushaltsausschuss von vier auf sechs Mitglieder anwachsen. Die Frage, woher das Geld für die künftigen Ausgaben kommen soll, sei kein Thema gewesen. Wie die ABDA künftig mit Kostensteigerungen umgehen wird, bleibt daher offen.

Noch ein langer Weg

Nun stellt sich die Frage, wie die Entscheidungsträger zu der angestoßenen Strukturreform stehen. Auf Nachfrage der DAZ erklärte Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg dazu, er freue sich über die Bereitschaft, sich mit einer solchen Strukturanalyse zu beschäftigen. Weiter sagte Siemsen: „Es wird noch ein langer Weg, bis wir alle Beteiligten überzeugt haben, dass der Weg richtig ist.“

Auch Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, hält die Strukturanalyse für „richtig und wichtig“. Sie habe erste gute Ergebnisse gebracht. Nun sei es wichtig, die Rückmeldungen der Mitgliedsorganisationen, die im Konvent erarbeitet und vorgestellt wurden, in den Prozess aufzunehmen. |

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