Kongresse

Hilfe bei Eisen-Mangel

Risikofaktoren und Einnahmehinweise

Gehört Eisen in die Selbstbehandlung? Prinzipiell lässt sich diese Frage wohl mit einem „Nein“ beantworten. Doch Dr. Christian Ude von der Stern-Apotheke aus Darmstadt zeigte, wie die Apotheke helfen kann, einen Eisen-Mangel zu erkennen und richtig zu behandeln.
Foto: DAZ/dm

Dr. Christian Ude

Ude erinnerte daran, dass es nicht nur das eine „Eisen“ und damit auch nicht nur den einen Blutparameter zur Dia­gnose eines Eisen-Mangels gibt. Man unterscheidet zwischen dem Depot-Eisen Ferritin und dem Eisen-Transporter Transferrin. Außerdem ist an den Regulator Hepcidin zu denken. Deshalb ist auch der absolute Eisen-Mangel von einem funktionellen zu unterscheiden, bei dem es zu einer Verschiebung von verfügbarem zu gespeichertem Eisen kommt.

Auch beim absoluten Eisen-Mangel muss an zahlreiche (äußere) Faktoren gedacht werden. Ude sprach von einer „Trias des niedrigen Eisens“: So könne es durch eine „Eisen-unfreundliche“ Ernährung, aber auch Entzündungen, Erkrankungen oder die Co-Einnahme von Arzneimitteln zu einer verminderten Aufnahme von Eisen kommen. Speziell verwies er dabei auf Protonenpumpeninhibitoren. Denn ohne Säure sei keine Eisen-Aufnahme möglich. Neben der verminderten Aufnahme sei aber auch an eine verstärkte Ausscheidung zu denken – etwa durch Menstruation oder Ulcera. Drittens kann der Bedarf z. B. bei Sportlerinnen, in der Schwangerschaft oder im Wachstum grundsätzlich erhöht sein. Gerade im Alter könnten die Symptome eines Eisen-Mangels zudem oft fehlinterpretiert werden. Jeder müsse für sich selbst sein eigenes Risiko eines Eisen-Mangels abwägen. Dabei müssen diverse Faktoren berücksichtigt werden: Entzündung, Blutungen und Ernährung.

Doch Krankheiten können nicht nur selbst einen Eisen-Mangel begünstigen, der Eisen-Mangel kann wiederum auch ein Risikofaktor für Erkrankungen sein. So ist bei Herzinsuffizienz-Patienten eine Anämie mit einem erhöhtem Morbiditäts- und Mortalitäts­risiko verknüpft.

Klinisches Bild sehr unspezifisch

Trotz all der Hinweise auf ein erhöhtes Risiko ist es in der Apotheke praktisch unmöglich, einen Eisen-Mangel ohne Diagnostik (durch den Arzt) zu erkennen. Denn das klinische Bild ist sehr unspezifisch – und kann von Müdigkeit über Blässe und trockene Haut bis hin zu Schlafstörungen reichen. Außerdem ist zwischen einem Speichereisen-Mangel, der zunächst noch keine Konsequenzen hat, und einer Eisen-defizitären Erythropoese sowie der Eisenmangel-Anämie zu unterscheiden.

Beratung bei Eisen-Einnahme

Wenn man einen Eisen-Mangel auch nicht selbst diagnostizieren kann, so kann in der Apotheke doch an vielen Stellen dafür sensibilisiert werden. Und gerade bei der durch Ärzte verordneten Therapie kann sie schließlich ausgiebig beraten:

  • zu bevorzugen ist die orale Gabe von Eisen-II-Ionen,
  • die Anfangsdosis soll pro Tag zwischen 50 mg bis 100 mg Eisen-Ionen liegen und die Erhaltungsdosis zwischen 50 mg bis 200 mg,
  • die Therapie dauert Monate,
  • auf mögliche Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Übelkeit, Obstipation und Schwarzfärbung des Stuhls hinweisen.

Relativ neu ist die Erkenntnis, dass weniger oft mehr ist, und Eisen-Präparate nicht beliebig hoch dosiert werden sollten. Eine zweimal tägliche Gabe mache wegen des Regulators Hepcidin gar keinen Sinn, während eine Dosierung alle zwei Tage ausreichend und besser verträglich sei.

Ude ging auch auf die verschiedenen Darreichungsformen ein. So seien Retardformulierungen zwar magenschonender, würden aber eher schlechter aufgenommen, bei flüssigen Formulierungen sei an Zahnverfärbungen zu denken. Weiterhin gilt der Tipp, Eisen-Präparate gemeinsam mit Vitamin C einzunehmen. |

dm

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