Arzneimittel und Therapie

Neue Optionen bei Gonorrhö

Ermutigende Ergebnisse mit Ertapenem

Die aktuelle S2K-Leitlinie zur Dia­gnostik und Therapie der Gonorrhö empfiehlt die einmalige Gabe von 1 bis 2 g Ceftriaxon i. v. oder i. m., teilweise in Kombination mit 1,5 g Azithromycin p. o. [1]. Der Bedarf an neuen Therapiemöglichkeiten gegen die sexuell übertragene Infektionskrankheit ist jedoch wegen aufkommender Resistenzen hoch. In einer Studie des niederländischen Zentrums für sexuelle Gesundheit wurde der Einsatz bereits zugelassener Antibio­tika zur Therapie der Gonorrhö untersucht. In der doppelt verblindeten Nicht-Unterlegenheitsstudie bekamen die 346 erwachsenen Probanden randomisiert einmalig 1000 mg Ertapenem, 5 mg/kg (max. 400 mg) Gentamicin, 6 g Fosfomycin oder 500 mg Ceftri­axon (Kontrollgruppe). Beim Vergleich zeichnete sich besonders Ertapenem, das wie Ceftriaxon zu den β-Lactam-Antibiotika gehört, als erfolgversprechend ab: Während sieben bis 14 Tage nach der Behandlung in der Ceftri­axon-Gruppe bei 100% der Probanden keine bakteriellen Nukleinsäuren mehr nachweisbar waren, waren es in der Ertapenem-Gruppe 99%. Die Fosfomycin-Gruppe wurde frühzeitig aus der Studie genommen, da eine vorläufige Analyse lediglich eine Wirksamkeit von etwa 60% ergab (Endauswertung 12%). Auch Gentamicin wies mit 93% eine geringere Wirksamkeit als Ceftriaxon auf. Bis zur Zulassung neuer Antibiotika könnte Ertapenem daher als Alternative zu Ceftriaxon genutzt werden. Daneben werden auch neue Antibiotika entwickelt. Ein vielversprechender Kandidat ist Zoli­flodacin, das die für die DNA-Replikation notwendige Topoisomerase 2 hemmt. 2021 wurde die erste Phase-III-Studie abgeschlossen, Ergebnisse dazu sind noch ausstehend. Aufgrund der ermutigenden Daten hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA eine beschleunigte Zulassung für Zoliflodacin eingeleitet. Eine Zulassung in Europa ist noch nicht absehbar. |

Literatur

[1] Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe. SK2 Leitlinie unter Federführung der Deutschen STI-Gesellschaft e. V. (DSTIG) – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit ff. AMWF-Registernummer 059 - 004, Stand: Dezember 2018

[2] De Vries HJC et al. Efficacy of ertapenem, gentamicin, fosfomycin, and ceftriaxone for the treatment of anogenital gonorrhoea (NABOGO): a randomised, non-inferiority trial. Lancet Infect Dis 2022, doi: 10.1016/S1473-3099(21)00625-3

Laura Kneller, MSc

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.