Arzneimittel und Therapie

Self-Management bei COPD

Was Betroffene tun können, um besser mit ihrer Erkrankung umzugehen

Für COPD-Patienten gibt es ein Kaleidoskop an Maßnahmen, die ihnen dabei helfen sollen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Sie reichen von Raucherentwöhnung bis hin zu Psychotherapie. Für welche davon ein tatsächlicher Zusatznutzen im Vergleich zur Regelversorgung nachgewiesen werden kann, ist nicht immer klar. Eine kürzlich aktualisierte Metaanalyse hat die Wirksamkeit und Effektivität gängiger Selbstmanagement-Maßnahmen untersucht. Welche davon ist also ratsam?

Die chronisch obstruktive Lungen­erkrankung (COPD) zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Die Prävalenz wird in Deutschland auf etwa 5,8% geschätzt, wobei die Erkrankungszahlen mit dem Alter deutlich zunehmen. Bei COPD handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege (chronisch obstruktive Bronchitis), die durch eine fortschreitende Zerstörung des Lungengewebes (Lungenemphysem) gekennzeichnet ist. Die Erkrankung ist irreversibel, progredient und durch rezidivierende Exazerbationen gekennzeichnet.

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Ringen nach Luft

Typisch für die COPD ist die AHA-Symptomatik: Atemnot, Husten, Auswurf. Dabei ist die Krankheitslast für Betroffene oft enorm groß. Schon sehr früh müssen sie lernen, mit teils erheblichen Einschränkungen im Alltag umzugehen. Ebenso führen Co-Morbiditäten wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, Adipositas und Lungenkarzinome häufig zu Angst, Depressionen und Verlust der eigenen Autonomie. Medikamentöse Therapien lindern die Symptome und sollen den Krankheitsverlauf verlangsamen. Doch was kann der Patient selbst tun, um mit seiner Erkrankung bestmöglich umzugehen? Dazu wurde kürzlich ein systematischer Cochrane-Review veröffentlicht, in dem die Angebote zum Selbstmanagement der COPD genau geprüft wurden. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass alle Interventionen im Vergleich zur üblichen Versorgung die Lebensqualität der Patienten spürbar verbesserten. Einen klinischen ­Effekt, etwa durch Reduzierung der Krankenhausaufenthalte, Morbiditätsraten oder Ähnliches, konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Selbstmanagement bei COPD wirkt also auf einer anderen Ebene, indem es die persön­liche Resilienz steigert. Viele Krankenkassen bieten ihren ­Versicherten mittlerweile spezielle Disease-Mana­ge­ment-Programme (DMP) an, in denen Erkrankte lernen, mit ihrer Krankheit (besser) umzu­gehen (s. Kasten).

COBRA-Schulung auf Kosten der Krankenkasse

Eins der bekanntesten Schulungsprogramme für COPD-Patienten ist das COBRA-Programm (chronisch obstruktive Bronchitis im ambulanten ­Bereich). Das Programm wurde wissenschaftlich evaluiert und umfasst sechs Schulungen von jeweils 60 Minuten. Die Schulung wird von speziell ausgebildeten Ärzten zusammen mit ihrem Team in der Regel direkt in der pneumologischen Praxis angeboten. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse im Rahmen eines DMP.

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Lebensstil ändern

Ganz oben auf der Liste steht – sofern nicht schon geschehen – die Raucherentwöhnung. Hierbei können Nicotin-haltige Pflaster oder Kaugummis hilfreich sein. Auch sind Achtsamkeitsübungen, Meditation oder Hypnose für manche Patienten eine große Hilfe, wenn es darum geht, dem Glimm­stängel Lebewohl zu sagen.

COPD-Patienten sollten grundsätzlich zu einer gesünderen Lebensweise ­ermutigt werden: Viel Bewegung, gepaart mit einer gesunden Ernährung, hat schon vielen Patienten geholfen, sich besser zu fühlen und ihren Alltag länger und autonom zu bestreiten. Dabei sollte ein Body-Mass-Index im oberen Normbereich (ca. 25 kg/m2) angestrebt werden. Eine gesunde Ernährung kann auch das Risiko für Co-Morbiditäten wie Osteoporose verringern. Insbesondere sollte auf eine ausreichende Calcium-Zufuhr durch Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, Brokkoli, Fenchel, Grünkohl oder Nüsse geachtet werden. Die Ernährung sollte vitaminreich sein und hochwertige Fettsäuren enthalten. Fetter Fisch wie Lachs, Thunfisch, Hering oder Makrele sind gut geeignet. Als Speiseöle sollten Lein-, Walnuss- und/oder Rapsöl in der Küche Einzug halten.

Atemübungen gegen Atemnot

Mit einem typischen Symptom kommen COPD-Patienten sehr schnell in Berührung: der Kurzatmigkeit. Dieses Gefühl kann beängstigend sein. In besonders schweren Fällen kann die Atemnot auch zu Panikattacken führen, die die Atemnot weiter verstärken. Gezielte Atemübungen können hier helfen, die Kontrolle über die eigene Atmung wieder zu erlangen.

Auch ist es normal, dass die COPD-Symptome tagesabhängig variieren. Zu erkennen, welche Schwankungen noch normal sind und ab wann es sich um eine Exazerbation handelt, ist ein wichtiger Pfeiler im Selbst-Management der COPD. Patienten werden beim Exazerbationsmanagement geschult, auf die typischen Anzeichen zu achten. Frühe Warnzeichen sind, wenn sich das Gefühl der Atemlosigkeit verstärkt oder Husten auftritt. Meist produziert die Lunge dann auch mehr Auswurf (Sputum) oder das Sputum verändert seine Farbe, wird klebriger. Um in einer solchen Situation besonnen und richtig zu reagieren, kann der behandelnde Arzt zusammen mit dem Patienten einen individualisierten COPD-Aktionsplan aus­arbeiten. Darin werden verschiedene Eskalationsstufen beschrieben und ­genaue Angaben gemacht, welche Arzneimittel – sei es Bedarfsmedika­tion oder Notfallmedikation – wann eingenommen werden sollten.

Adhärenz fördern

Das leitet zu einem ebenfalls wichtigen Punkt im Zuge des Selbstmanagements bei COPD: die richtige Anwendung der Arzneimittel. Hier ist eine umfassende pharmazeutische Beratung Gold wert. Bei den vielen Inhalatoren auf dem Markt, die teils große Unterschiede in der Anwendung aufweisen, sollte die richtige Inhalationstechnik mit dem Patienten geübt und regelmäßig abgesprochen werden. Gleiches gilt für den richtigen Umgang mit dem Peak-Flow-Messgerät.

Für einen schweren bis sehr schweren Krankheitsverlauf gibt es die Möglichkeit der Langzeit-Sauerstoff-Therapie. Durch die dauerhafte Gabe von lebenswichtigem Sauerstoff (i.d.R. über mind. 16 Stunden pro Tag), werden das Herz und der gesamte Organismus entlastet, was sich positiv auf die Lebenserwartung und letztlich auch auf die Lebensqualität auswirkt. Um diese Effekte zu erzielen, muss die Therapie maßgeschneidert auf die persönlichen Bedürfnisse des Patienten sein. Hierbei ist eine gute Adhärenz des Patienten Grundvoraussetzung. Aber das ist nicht immer leicht, denn ein häufiger Grund für Non-Adhärenz ist z. B. ein Schamgefühl. Viele Patienten wollen nicht mit der Sauerstoffflasche gesehen werden, oder das Gerät ist zu laut oder nicht richtig eingestellt.

Impfen nicht vergessen

COPD-Patienten sollten sich regelmäßig gegen die saisonale Influenza impfen lassen und auch eine Pneumokokken-Impfung erhalten.

Da sich bei Betroffenen häufiger Ängste und Depressionen manifestieren, ist eine frühzeitige und prophylaktische psychotherapeutische Begleitung angeraten. Hierbei wird anhand von Achtsamkeitsübungen erlernt, wie mit Angst, negativen Gedanken und Antriebslosigkeit umgegangen werden kann und ab wann eine professionelle Behandlung angezeigt ist.

Bei all diesen Stellschrauben sollten COPD-Patienten aber nicht alleine gelassen werden. Mit interprofessioneller Begleitung durch ausgebildete Fachkräfte können sie motiviert und unterstützt werden, ihr Verhalten positiv zu beeinflussen. Dadurch lernen sie, ihre körperliche Gesundheit zu erhalten, Symptome und funktionelle Beeinträchtigungen im Alltag zu ­verringern und so ihr emotionales und soziales Wohlbefinden sowie ihre Lebensqualität zu steigern. |

Literatur

[1] Schrijver J et al. Self management interventions for people with chronic obstructive pulmonary disease. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2022(1)

[2] Menn P et al. Direct medical costs of COPD – an excess cost approach based on two population-based studies. Respir Med, 2012. 106(4): p. 540-8

Apothekerin Dorothée Malonga Makosi, MPH

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