Arzneimittel und Therapie

Entacapon im Nachteil

Welches Parkinson-Therapeutikum bei Fluktuationen am besten wirkt

Ob bei Parkinson-Patienten mit motorischen Fluktuationen unter einer langjährigen Levodopa-Therapie MAO-B-Hemmer, COMT-Hemmer oder Dopamin-Agonisten eingesetzt werden, wird individuell entschieden. Ein wenig Evidenz ins Dunkel bringt eine neue Studie, die einen Nachteil für COMT-Inhibitoren feststellte.

In Europa leiden ca. 1,3 Millionen Menschen an Parkinson, der durch absterbende dopaminerge Neuronen in der Substantia nigra hervorgerufen wird [1]. Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylase-Hemmer), das Prodrug des Dopamins, ersetzt den fehlenden Botenstoff und bildet den Hauptpfeiler der Parkinson-Therapie. Nach langjähriger Anwendung treten jedoch häufig motorische Fluktuation auf, resultierend aus Wearing-off-Effekten und Arzneimittel-induzierten Dyskinesien. Meist wird der Medikation dann ein Dopamin-Agonist, ein MAO-B-Hemmer oder COMT-Hemmer allein oder in Kombination hinzugefügt. Eine klare Empfehlung, welche Substanzklasse bevorzugt werden sollte, existiert aber nicht, da es bis dato keine direkten vergleichenden Studien zu dieser Problematik gibt. Diese Wissenslücke zu füllen, das war ein Ziel einer praxisnahen britischen Studie, die untersuchte, wie gut sich motorische Fluktuationen nach einer langjährigen Levodopa-Therapie mit zusätzlichen Dopamin-Agonisten, MAO-Hemmern oder COMT-Hemmern kontrollieren lassen [2].

Praxisnahes Setting

Die 500 Probanden (durchschnittlich 73 Jahre alt) wurden zwischen 2001 und 2009 zu gleichen Teilen in die entsprechenden Gruppen randomisiert. Welcher Wirkstoff der per Zufall bestimmten Substanzklasse letztendlich verwendet wurde, entschied der zuständige Studienarzt. Eingenommen wurden die Präparate dann open label, also mit Wissen des Patienten. Über die Beobachtungszeit von fünf Jahren hinweg wurde in regelmäßigen Abständen (alle sechs Monate, dann jedes Jahr) die Mobilitäts-Subskala des Parkinson‘s Disease Questionnaires PDQ-39 mittels eines Fragenkatalogs bestimmt.

Kein klarer Gewinner

Im Kopf-an-Kopf-Vergleich zwischen Dopamin-Agonisten und den Dop­amin-Abbau-hemmenden MAO-B- und COMT-Hemmern zusammen, schlugen sich Patienten, die mit Dopamin-Agonisten behandelt wurden, nach fünf Jahren um 2,4 Punkte besser, jedoch war der Unterschied nicht signifikant (p = 0,2). Das Risiko für eine Demenz, Mortalität sowie die Hospitalisierungsrate beeinflussten die Dopamin-Agonisten im Vergleich zu den MAO-B- und COMT-Inhibitoren nicht.

Im direkten Vergleich zwischen den MAO-B- und COMT-Hemmern als Add-on hatten erstere die Nase vorn. Die Mobilitäts-Subskala des entsprechenden Probandenkollektivs lag signifikant nach fünf Jahren um 4,2 Punkte höher (p = 0,03). Gleichfalls besser ­fielen auch andere Parameter aus: bspw. der PDQ-39 Gesamtscore (+2,2; p = 0,07) und EQ-5D-3L-Lebensqualitäts-Score (+0,05; p = 0,04). Das relative Risiko für eine Demenz, war mit MAO-B-Inhibitoren zwar um 30% geringer, der Zusammenhang erwies sich allerdings als nicht robust (p = 0,07). Auch die Mortalität und Hospitalisierungsrate waren mit MAO-B-Inhibitoren im Vergleich zu COMT-Inhibitoren geringfügig reduziert. In einer explorativen Analyse verglichen die Autoren auch Dopamin-Agonisten und MAO-B-Hemmer bzw. COMT-Hemmer direkt. Die Dopamin-Agonisten schlugen sich vor allem gegenüber COMT-Hemmern besser, aber nicht signifikant (Mobilitäts-Subskala des PDQ-39 gegenüber MAO-B-Inh. +0,2; p = 0,93; gegenüber COMT-Inh. +3,4; p = 0,1).

Fazit

Einen klaren Sieger gab es also nicht, einen relativen Verlierer aber schon: die COMT-Hemmer, die in dieser Studie zum überwältigenden Anteil von Enta­capon vertreten waren. Die Ergebnisse decken sich somit mit früheren indirekten Vergleichsstudien, die Entacapon eine schwächere Wirkung als Adjuvans attestierten [3]. Dopamin-Agonisten und MAO-B-Hemmer wirkten indes mehr oder weniger äquivalent. Die Autoren arbeiten noch an einer Kosten-Nutzen-Analyse. Sie vermuten bereits, dass die günstigeren MAO-B-Hemmer in diesem Kontext als Sieger hervorgehen. |

Literatur

[1] Gustavsson A et al. Cost of disorders of the brain in Europe 2010. Eur Neuropsychopharmacol. 2011;21:718-79

[2] Gray R et al. Long-term Effectiveness of Adjuvant Treatment With Catechol-O-Methyltransferase or Monoamine Oxidase B Inhibitors Compared With Dopamine Agonists Among Patients With Parkinson Disease Uncontrolled by Levodopa Therapy: The PD MED Randomized Clinical Trial. JAMA Neurol 2022;79:131-140

[3] Stowe R et al. Meta-analysis of the comparative efficacy and safety of adjuvant treatment to levodopa in later Parkinson‘s disease. Mov Disord 2011;26:587-98

Apotheker Dr. Tony Daubitz

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