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Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

Kein Hinweis auf autoimmune Hepatitis nach mRNA-Vakzin

mab | Bei einer autoimmunen Hepatitis kommt es zu schweren, chronisch inflammatorischen Prozessen, bei denen das Immunsystem die Leber von Betroffenen attackiert und zerstört. Die Symptome fallen individuell unterschiedlich aus und können sich in einer Gelbfärbung der Haut, Flüssigkeitsablagerungen in Beinen (Ödeme) oder Bauch (Aszites) sowie gastrointestinalen Symptomen äußern. Nachdem in sehr seltenen Fällen eine autoimmune Hepatitis nach der Immunisierung mit den beiden mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/­Pfizer aufgetreten war, hat sich der Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC, Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) dem Thema angenommen. Nach der Auswertung der medizinischen Literatur, der Spontanmeldungen in der Eudravigilance-Datenbank sowie weiteren Daten der beiden Impfstoffhersteller kommt der Ausschuss zu dem Schluss, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff und einer autoimmunen Hepatitis gesehen werden kann. Die EMA wird aber weiterhin neue Meldungen engmaschig überwachen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen einführen [Pressemitteilung des PRAC, 8. April 2022].

Grafik: GEMINI/AdobeStock

Thrombosegefahr bleibt auch nach Genesung bestehen

Dass SARS-CoV-2 das Gerinnungs­system beeinflusst, ist bekannt. Nun konnte im Rahmen einer im „BMJ“ veröffentlichten Studie gezeigt werden, dass auch nach der akuten Erkrankung das Risiko für venöse Thrombosen, pulmonale Embolien sowie Blutungen über Monate erhöht ist. Für die Analyse hatten Forscher aus Schweden zwei Studien durchgeführt: In der ersten, einer Kohortenstudie, verglichen sie zunächst die Inzidenzraten thrombotischer Ereignisse von einer Million im Zeitraum zwischen Februar 2020 und Mai 2021 positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Schweden mit denen von vier Millionen Kontrollpersonen, die im Alter, Geschlecht und Wohnort übereinstimmten. Um Verzerrungen zu vermeiden, verglichen sie außerdem im Rahmen einer Fallserie die ersten Monate nach der Infektion mit anderen Lebenszeiträumen derselben COVID-19-Patienten. In beiden Auswertungen zeigt sich das gleiche Ergebnis: So hatten die COVID-19-Patienten innerhalb der ersten 30 Tage nach der Infektion ein etwa fünffach höheres Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen (Risk Ratio [RR]: 4,98). Auch die Wahrscheinlichkeit für pulmonale Lungenembolien und Blutungen war im Vergleich zu den Kontrollpersonen deutlich erhöht (RR Lungenembolie: 33,05; RR Blutungen: 1,88). Zudem stellten sie fest, dass das Risiko auch über Monate nach der eigentlichen Infektion anhielt: 70 Tage für tiefe Beinvenenthrombosen, 110 Tage für Lungenembolien und 60 Tage für Blutungen. Grundsätzlich wiesen schwerer Erkrankte ein höheres Risiko für solche Ereignisse auf als leichter Erkrankte. Den Umstand, dass im Vergleich zu anderen Erkrankungswellen die meisten tiefen Beinvenenthrombosen, Lungenembolien und Blutungen während der ersten Corona-Welle auftraten, erklären sich die Wissenschaftler durch die verbesserten Therapiemöglichkeiten und das Vorhandensein der COVID-19-Impfstoffe zu späteren Zeiträumen.

EMA empfiehlt vierte Dosis für ab 80-Jährige

In einer gemeinsamen Stellungnahme geben der ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) und die COVID-19-Arbeitsgruppe ETF der EMA nun Empfehlungen zu einer möglichen vierten Immunisierung mit einem mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 bekannt. Aktuell sprechen die Hinweise dafür, dass lediglich über 80 Jahre alte Personen, die ein höheres Risiko für schwere Erkrankungen haben, von der zweiten Auffrischungsimpfung profitieren. Die Notwendigkeit einer generellen Empfehlung der vierten Dosis für die Allgemeinbevölkerung sehen die Ausschüsse hingegen nicht. So gibt es sowohl in den Altersgruppen zwischen 60 und 79 Jahren als auch bei den unter 60-Jährigen aktuell keinen Hinweis darauf, dass der Impfschutz erheblich nachlässt und damit eine vierte Impfung notwendig machen würde. Die Arbeitsgruppen wollen die Lage aber weiterhin beobachten und ihre Empfehlungen bei neuen Signalen anpassen. Die meisten Daten zur vierten Dosis stammen aus Israel: Dort konnte man sehen, dass nach einer zweiten Auffrischungsimpfung frühestens vier Monate nach der ersten die Antikörperspiegel wieder auf das gleiche Niveau wie nach der ersten Auffrischungsimpfung angehoben werden konnten. Das Sicherheitsprofil war dabei ähnlich dem nach der ersten Auffrischungsimpfung. Auch gab es Hinweise, dass die vierte Dosis möglicherweise einen zusätzlichen Schutz gegen schwere Erkrankungen bietet, wobei noch unklar ist, wie lange dieser Nutzen anhält [Mitteilung der EMA, 6. April 2022].

Netzhautschäden als mögliche Folge von Erkrankungen

Nachdem einige COVID-19-Patienten über Sehstörungen berichteten, hatte man diese vor allem auf Schäden in den Blutgefäßen oder eine viral bedingte Erhöhung des Augeninnendrucks zurückgeführt. Nachdem aber auch in der Netzhaut von verstorbenen COVID-19-Patienten SARS-CoV-2 nachgewiesen werden konnte, haben sich Forscher des Max-Planck-Instituts den Befall des Auges einmal näher angeschaut. Für ihre Untersuchung verwendeten sie menschliche reprogrammierte Stammzellen, aus denen sie zunächst Organoide (= organähnliche Modellsysteme) der Netzhaut ­bildeten und diese anschließend gezielt mit SARS-CoV-2 infizierten. Es zeigte sich, dass das Virus die Netzhautzellen infizierte und sich dort auch replizierte. Neben Zellen in der äußeren Körnerschicht der Organoide waren vor allem die in inneren Schichten gelegenen retinalen Ganglienzellen von dem Virusbefall betroffen. Dies könnte laut den Wissenschaftlern die Sehstörungen bei COVID-19-Patienten erklären. Sie raten aber auch dazu, bei Long-COVID-Patienten die Netzhaut für mögliche Schäden im Auge zu behalten [Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft, 24. März 2022].

mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer nun ein Jahr haltbar

Wie der Hersteller Biontech/Pfizer bekannt gibt, ist bei allen von ihm produzierten mRNA-Impfstoffen die Haltbarkeit im tiefgefrorenen Zustand von neun auf zwölf Monate verlängert worden. Das aufgedruckte Verfallsdatum ist damit nicht mehr gültig und verlängert sich entsprechend. Sowohl die Konzentrate zur Herstellung einer Injektionsdispersion für über Zwölfjährige (lila Kappe), als auch die Konzentrate zur Herstellung einer Injektionsdispersion für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren (orange Kappe) sowie die Fertiglösung für über Zwölfjährige (graue Kappe) können demnach künftig weiter verwendet werden, wenn das Verfallsdatum fast oder bereits abgelaufen ist. Nicht betroffen von der Änderung ist die Haltbarkeit im aufgetauten Zustand: Diese beträgt weiterhin einen Monat für Impfstoffe mit der lila Kappe sowie jeweils zehn Wochen für Vakzine mit der grauen oder orangefarbenen Kappe [Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung KBV, 11. April 2022]. |

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