DAZ aktuell

Apothekensterben bedroht flächendeckende Versorgung

Sächsische Apotheker schlagen Alarm

cm/ral | Seit 2010 haben 61 Apotheken in Sachsen für immer zugesperrt. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung bekommt damit immer mehr Löcher, warnte Apotheker Daniel Mädler, Vorsitzender des Ausschusses Dienstbereitschaft/Rezeptsammelstellen/Berufs- und Wettbewerbsrecht der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) bei deren Delegiertenversammlung vergangene Woche in Dresden.

Vor allem in ländlichen Regionen ist das Apothekensterben unübersehbar, berichtete Mädler. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Für 2022 erwartet Mädler, dass insgesamt etwa 20 Apotheken im Bundesland aufgeben werden. Pandemieeffekte haben dem Ausschussvorsitzenden zufolge manch einen Betrieb am Leben erhalten – fallen sie weg, werden sich einige nicht länger halten können. „Vor allem die Pauschale für die Ausgabe der Masken hat kleinen Apotheken überproportional geholfen“, sagte Mädler.

Mehr als vier Kilometer bis zur nächsten Apotheke

Was bedeutet es für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung, wenn mit dem Ende der Pandemieeffekte die erwarteten Schließungen kommen? Dazu schauten sich Mädler und Kollegen jene Apotheken an, die innerhalb ihres Postleitzahlengebiets diese Aufgabe allein stemmen. In Sachsen sind das 133 Betriebe, die der Ausschuss in drei Cluster einteilte: Nur in einem Fall liegt demnach die nächste Apo­theke weniger als 1 km entfernt. In 61 Fällen ist die nächste Apotheke 1 bis 4 km weit weg – für Jüngere zu Fuß noch machbar, für Ältere eher nicht. Für die restlichen 71 der 133 Betriebe gilt: Bis zur nächsten Apo­theke müssen die Patienten mehr als 4 km überwinden. Ohne Auto könnte das für alle zum Problem werden.

Kaum potenzielle Käufer

Auch das Alter der Inhaber stimmt nachdenklich. 27 von ihnen sind älter als 60 Jahre und werden sich wohl bald nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger umsehen. Ob eine Übergabe in allen Fällen gelingen wird, ist mit Blick auf die Betriebs­ergebnisse mehr als fraglich: Vier der 133 betroffenen Apotheken erwirtschaften einen Jahresumsatz von weniger als 1 Million Euro und gelten somit als unverkäuflich. Auch für die 48 Betriebe, die zwischen 1 und 2 Millionen Euro Jahresumsatz bringen, dürften sich nur wenige potenzielle Käufer interessieren. 2 bis 3 Millionen Euro Umsatz im Jahr verzeichnen 46 der 133 Apotheken, die ein Postleitzahlengebiet allein versorgen. Nur jeweils 16 erwirtschaften 3 bis 4 Mil­lionen Euro beziehungsweise mehr als 4 Millionen Euro Umsatz im Jahr.

DAT-Antrag geplant

Für jene Apotheken, die betriebswirtschaftlich ohnehin schon schlecht dastehen, wird auch die Einführung des E-Rezepts zur besonderen Herausforderung, gab Mädler zu bedenken. Es gelte jetzt, eine drohende Unterversorgung vor allem in den ländlichen Regionen zu verhindern. Zu diesem Zweck will die SLAK Mädler zufolge im September beim Deutschen Apothekertag in München einen Antrag einbringen, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, dieser Entwicklung mit finanziellen Mitteln für die Apotheken entgegenzuwirken. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.