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Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Schon länger vermutet man, dass auch die Manifestation eines Diabetes mellitus unter die Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung fällt. Wie hoch das Risiko für solch eine Entgleisung des Zuckerhaushalts ist, haben amerikanische Wissenschaftler versucht zu quantifizieren. Die Ergebnisse der Untersuchung und andere News zu SARS-CoV-2 haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.

Diabetes-Risiko steigt um 40%

Inzwischen weiß man, dass auch die Manifestation eines Diabetes mellitus unter die Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung fällt. Amerikanische Wissenschaftler haben im Rahmen einer Kohortenstudie das Risiko für eine Entgleisung des Zuckerstoffwechsels infolge einer SARS-CoV-2-Infektion näher quantifiziert. Dazu haben sie die amerikanische Datenbank von US-Veteranen ausgewertet. Eingeschlossen wurden 181.280 Veteranen, die zwischen Anfang März 2020 und Ende September 2021 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren und mindestens 30 Tage nach der Erkrankung überlebt ­hatten. Der Vergleich der genesenen COVID-19-Patienten erfolgte mit zwei Kontrollgruppen (jeweils etwa vier Millionen Probanden), die beide keine SARS-CoV-2-Infektion durchlebt hatten. Die erste Gruppe wurde im gleichen Beobachtungszeitraum eingeschlossen, die zweite wurde aus dem Zeitraum vor der Pandemie Anfang März 2018 bis Ende September 2021 ausgewählt. In keiner der drei Kohorten waren die Probanden zuvor an einem Diabetes mellitus erkrankt. Die Nachbeobachtung erfolgte im Median über 352 Tage. Es zeigte sich, dass die genesenen Probanden ein um 40% höheres Risiko hatten, an einem Diabetes mellitus zu erkranken, als die Kontrollgruppe aus dem gleichen Beobachtungszeitraum (Hazard Ratio [HR]: 1,4, Krankheitslast 13,46 zusätzliche Erkrankungen pro 1000 Personen in einem Jahr). In den meisten Fällen handelte es sich um einen Typ-2-Diabetes. Auch die Wahrscheinlichkeit, antihyperglykämisch behandelt werden zu müssen, stieg um 85% (HR: 1,85). Neben einem hohen Body-Mass-Index und einem bereits vor der COVID-19-Erkrankung bestehenden Risikofaktor für Diabetes korrelierte auch die Schwere der COVID-19-Erkrankung mit dem Risiko für eine spätere Entgleisung des Zuckerstoffwechsels. Betrug das Diabetes-Risiko bei nicht-hospitalisierten Patienten noch 25%, so stieg dieses bei hospitalisierten Patienten auf 173% beziehungsweise auf 276% bei Patienten, die intensivmedizinisch behandelt worden waren. Die Studienautoren fordern genesene Patienten stärker auf Diabetes-Neuerkrankungen zu screenen und bei Manifestation eine geeignete antihyperglykämische Therapie einzuleiten [Xie Y, Al-Aly Z. The Lancet Diabetes&Endocrinology 2022. doi: 10.1016/S2213-8587(22)00044-4].

Grafik: GEMINI/AdobeStock

COVID-19 und Influenza – eine gefährliche Kombination

Mit dem Ende der Maskenpflicht in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens steigt auch wieder das Risiko, sich mit anderen respiratorischen Viren zu infizieren. Inwiefern sich eine Co-Infektion mit Adenoviren, Influenzaviren oder respiratorischen Synzytial(RS)-Viren auf das klinische Outcome von hospitalisierten COVID-19-Patienten auswirkt, war Fragestellung einer kürzlich publizierten Studie in „The Lancet“. Dazu wurden die Daten von 212.466 erwachsenen hospitalisierten COVID-19-Patienten aus Großbritannien ausgewertet. Bei 6965 getesteten Personen waren 8,4% nachweislich mit einem anderen respiratorischen Virus co-infiziert: 227 mit Influenzaviren, 220 mit respiratorischen Synzytialviren und 136 mit Adenoviren. Es zeigte sich, dass insbesondere eine Co-Infektion von SARS-CoV-2 und Influenzaviren die Wahrscheinlichkeit, künstlich beatmet werden zu müssen, im Vergleich zur alleinigen COVID-19-Erkrankung erhöhte (Odds Ratio: 4,41 gewichtet unter anderem nach Alter, Geschlecht, Anzahl Komorbiditäten, Glucocorticoid-Therapie, p = 0,0001). Eine solche Risikoerhöhung wurde unter Co-Infektionen mit RS-Viren oder Adenoviren nicht beobachtet. Dagegen konnte sowohl unter einer Influenza- als auch unter einer Adenoviren-Co-Infektion ein erhöhtes Sterberisiko im Krankenhaus gesehen werden (gewichtete OR: 1,53 bzw. 2,35, p = 0,29 bzw. p = 0,031). Bei den Ergebnissen ist ein gewisser Selektionsbias zu beachten (keine Tests auf Co-Infektionen bei nicht hospitalisierten Patienten bzw. wurden vorwiegend Patienten getestet, deren Gesundheitszustand schlecht war). Da zum Beobachtungszeitraum noch keine Impfung gegen SARS-CoV-2 zugelassen war, kann auch keine Aussage über die Auswirkungen des Impfstatus gefällt werden. Nichtsdestotrotz raten die Autoren Risikopatienten, sich in den Wintermonaten sowohl gegen Influenza- als auch SARS-CoV-2 immunisieren zu lassen. Ärzte sollen zudem hospitalisierte COVID-19-Patienten zeitnah auf Influenza-Co-Infektionen testen, um Risikopatienten so bald wie möglich zu identifizieren und entsprechende Therapiemaßnahmen einzuleiten [Swets MC et al. The Lancet 2022. doi: 10.1016/S0140-6736(22)00383-X].

Weitere Protein-basierte Vakzinen auf der Zielgeraden

Nach der Markteinführung von Nuvaxovid® steht nun die zweite Protein-basierte COVID-19-Vakzine im EU-Zulassungsverfahren: Vidprevtyn® von der Firma Sanofi Pasteurs, die zweimalig im Abstand von 21 Tagen verimpft wird. Die Vakzine enthält neben dem gentechnisch gewonnenen Spike-Protein des Wildtyps auch das Adjuvans AS03, ein Öl-Wasser-Gemisch, das bereits in dem Schweinegrippe­virus-Impfstoff Pandemrix® als Adjuvans eingesetzt wurde. Und noch ein dritter Kandidat steht in den Startlöchern: In einer Pressemitteilung hat die Europäische Arzneimittelagentur EMA den Start des Rolling-Review-Verfahrens der Protein-basierten Vakzine HIPRA (auch PHH-1V genannt) bekannt gegeben. Der von HIPRA Human Health S.L.U. entwickelte adjuvantierte Booster-Impfstoff ist indiziert für Erwachsene, die bereits mit anderen Impfstoffen grundimmunisiert wurden. Er enthält sowohl einen Teil des Spike-Proteins der Alpha-Variante von SARS-CoV-2 als auch einen Teil des Spike-Proteins der Beta-Variante. In klinischen Studien konnte HIPRA ähnlich hohe Antikörper-Spiegel wie die mRNA-Vakzine Comirnaty® erzielen. Vorläufige Ergebnisse lassen vermuten, dass HIPRA auch vor Infektionen mit Varianten, einschließlich Omikron, schützen könnte. Im Rahmen des Rolling-Review-Verfahrens wird nun das Nutzen-Risiko-Verhältnis so lange bewertet, bis genügend Nachweise für einen formellen Zulassungsantrag vorliegen [Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts, 31. März 2022, Mitteilung der EMA, 29. März 2022].

Omikron-Schutz durch 4. Dosis?

Im Rahmen einer nicht randomisierten Open-label-Studie wurde die Immunogenität und Sicherheit einer vierten Impfdosis in Israel untersucht. Von 1050 Mitarbeitern des Gesundheitswesens, die alle zuvor dreimalig mit Comirnaty® immunisiert worden waren, hatten 154 vier Monate nach der dritten Impfung eine vierte Dosis des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten, 120 eine vierte Dosis des mRNA-Impfstoffs von Moderna. Beide Vakzinen ließen sowohl die Spiegel an neutralisierenden Antikörpern, als auch die an IgG-Antikörpern gegen die rezeptorbindende Domäne von SARS-CoV-2 steigen, wobei die Titer geringfügig über denen lag, die nach der dritten Dosis gemessen worden waren. Auch stieg unter beiden Impfstoffen die Neutralisierung der Omikron-Variante und anderer Virusstämme um etwa den Faktor 10, ähnlich wie nach der dritten Dosis. Insgesamt infizierten sich in der Kontrollgruppe 25% mit der Omikron-Variante, 18,3% in der Comirnaty®-Gruppe und 20,7% in der Spikevax®-Gruppe. Die Probanden wiesen dabei zwar milde Symptome, aber eine hohe Viruslast auf und waren damit potenziell infektiös. Die Verträglichkeit beider Vakzinen fiel ähnlich aus wie nach der dritten Dosis. Aufgrund dieser Ergebnisse schlussfolgern die Autoren, dass die maximale Immunogenität von mRNA-Impfstoffen nach drei Dosen erreicht wird und dass die Antikörperspiegel durch eine vierte Dosis wiederhergestellt werden können. Der Nutzen einer vierten Dosis für gesunde Mitarbeiter des Gesundheitssystems dürfte demnach gering sein [Regev-Yochay G et al. NEJM 2022. doi: 10.1056/NEJMc2202542]. |

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