Arzneimittel und Therapie

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Erster oraler PCSK9-Hemmer punktet in Phase I

PCSK9-Hemmer blockieren das Leberenzym PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin Kexin Typ 9), das an der Zerstörung von LDL-Cholesterol-Rezeptoren auf der Zelloberfläche beteiligt ist. Infolge wird mehr LDL-Cholesterol in die Zelle aufgenommen, der LDL-Cholesterol-Spiegel sinkt. Bisher sind lediglich injizierbare PCSK9-Hemmer zugelassen, nun erfolgten die ersten Phase-I-Studien mit dem oral anzuwendenden PCSK9-Hemmer MK-0616. Bei der ersten Studie hatten 60 gesunde Männer teilgenommen, die im Cross-over-Design entweder MK-0616 in einer Dosierung zwischen 10 und 300 mg oder ein Placebo erhalten hatten. Hier zeigte sich, dass der orale PCSK9-Hemmer auch in der hohen Dosierung von 300 mg sicher war und keine Todesfälle oder schweren Nebenwirkungen auftraten. Bei der zweiten Studie hatten 40 Frauen und Männer (18 bis 65 Jahre) teilgenommen, die seit mindestens drei Monaten mit einem Statin behandelt wurden. 75% bekamen einmal täglich 10 mg oder 20 mg MK-0616, der Rest Placebo. Nach 14 Tagen war der LDL-Cholesterol-Spiegel durchschnittlich in beiden Verum-Gruppen um 65% gesunken, in der Placebo-Gruppe um lediglich 5% [Oral PCSK9 inhibitor found to be safe, effective to lower cholesterol, in first human trial, American Heart Association Scientific Sessions 2021, LBS.06].

Kein klinischer Nutzen durch Langzeit-Edaravon

Eine intravenöse Langzeit-Therapie mit dem Laktam Edaravon (Wirkmechanismus unbekannt, man vermutet eine antioxidative Wirkung) bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS) scheint keinen klinischen Nutzen gegenüber der Standardtherapie mit dem Natriumkanal-Blocker Riluzol (z. B. Rilutek®) zu haben. Das ist das Ergebnis einer multizentrischen Kohortenstudie, in der 324 ALS-Patienten entweder Riluzol allein oder in Kombination mit Edaravon erhalten hatten. Zwar war Edaravon gut verträglich, jedoch waren die Unterschiede in den Progressionsraten der Krankheit, der Zeit bis zur nichtinvasiven Beatmung sowie der Überlebenswahrscheinlichkeit zwischen den ­beiden Gruppen nicht signifikant [Witzel S et al. JAMA Network 2022. doi:10.1001/jamaneurol.2021.4893].

Blutgruppen in Spenderorganen verändert

Bei Organtransplantationen müssen die Blutgruppen von Spender und Empfänger aufeinander abgestimmt werden. Während Personen der Blutgruppe 0 als Universalspender gelten, müssen sie häufig am längsten auf ein geeignetes Spenderorgan warten, da sie sowohl Antikörper gegen das Blutgruppen-Antigen A als auch gegen das Antigen B aufweisen. Um diesen Patienten künftig schneller helfen zu können, wurde kürzlich versucht, im Labor die Blutgruppen-Antigene von Spenderorganen von A in 0 umzuwandeln. Die Ergebnisse wurden in „Science Translational Medicine“ veröffentlicht. Es zeigte sich, dass die Ex-vivo-Spülung einer menschlichen ­Lunge über vier Stunden mit ­einem Mix aus den zwei Enzymen FpGalNAc-Deacetylase und Fp-Galactosaminidase in zwei Schritten 97% der A-Antigene von den Oberfläche der Zellen entfernte, ohne dass das Lungengewebe beschädigt wurde. Im nächsten Schritt sollen solche Blutgruppen-veränderten Spenderorgane im Tierexperiment transplantiert werden [Wang A et al. Science Translational Medicine 2022. doi: 10.1126/scitranslmed.abm7190].

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