DAZ aktuell

Die Pharmazie ist weiblich, aber ...

... die Frauenquote in der Standesvertretung lässt noch zu wünschen übrig

jb/ral | Am Dienstag war Weltfrauentag. Aus diesem Anlass haben wir uns angeschaut, wie viele Frauen aktuell die Interessen der Apothekerschaft vertreten – und mussten feststellen, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Denn obwohl die Pharmazie an und für sich ein weiblicher Beruf ist, ist die Frauenquote in der Standesvertretung nach wie vor niedrig.

Ende 2020 gab es in Deutschland über alle Tätigkeitsfelder hinweg fast 68.000 berufstätige Apotheker, davon waren 71,2 Prozent Frauen (Quelle: ABDA). Lediglich bei der Bundeswehr sind mehrheitlich männliche Pharmazeuten tätig, die Frauenquote liegt hier bei 36 Prozent. An den Universitäten herrscht mittlerweile nahezu ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, wobei das ­vermutlich den Doktorandinnen und Post-Docs geschuldet ist, weniger den Professorinnen. Und auch bei der ­Apothekenleitung haben sich die Geschlechterverhältnisse immer mehr angeglichen. Waren es 2011 46,7 Prozent Frauen, die eine Apotheke führten, lag der Anteil der Inhaberinnen 2017 bereits bei 48,4 Prozent. Mittlerweile gibt es etwa gleich viele Chefinnen wie Chefs in den deutschen Apotheken (Frauenquote 2020: 49,3%).

Noch deutlich weniger Kammerpräsidentinnen als -präsidenten

In der Standesvertretung spiegeln sich die Geschlechterverhältnisse aber nach wie vor nicht wider, auch wenn sich die Frauenquote seit unserer letzten Analyse Ende 2018 etwas verbessert hat. So steht heute mit Gabriele Regina Overwiening eine Frau an der Spitze der ABDA, die erste überhaupt. Die Bundesapothekerkammer hat mit Ursula Funke nun immerhin eine Vizepräsidentin. Amtsvorgänger Thomas Benkert ist heute BAK-Präsident. Und auch in den Kammern und Verbänden gibt mehr Chefinnen. 2018 waren es bei den Kammern nur drei: Ursula Funke in Hessen, Magdalene Linz in Niedersachsen und Gabriele Regina Overwiening in Westfalen-Lippe. Ursula Funke und Gabriele Regina Overwiening sind nach wie vor im Amt. Cathrin Burs hat das Amt von Magdalene Linz übernommen und mit Kerstin Kemmritz, Berlin, haben nun vier von 17 Kammern eine Präsidentin. Bei den Verbänden gab es mit Christiane Lutter (Bremen) und Claudia Berger (Saarland) 2018 lediglich zwei weibliche Vorsitzende. Sie sind beide noch im Amt. Mit Tatjana Zambo in Baden-Württemberg und Anke Rüdinger in Berlin hat sich die Zahl der Verbandschefinnen immerhin verdoppelt.

ABDA-Vorstand: Nur 4 von 13 sind weiblich

Und wie sieht es bei der ABDA aus? Im 13-köpfigen geschäftsführenden Vorstand, vielleicht das wichtigste Gremium in der Standesvertretung, sind mittlerweile vier Frauen vertreten und damit doppelt so viele wie 2018. Neben der ABDA-Präsidentin sitzen dort Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke, die Berliner Verbandsvorsitzende Anke Rüdinger und die Angestelltenvertreterin Silke Laubscher, die zudem Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ist. Im Gesamtvorstand der ABDA sind mittlerweile zehn von 40 Mitgliedern Frauen, 2018 waren es nur acht.

Frauen häufiger auf Kammer- und Verbandsebene

Wenig überraschend: Je weiter nach „unten“ man geht, desto höher ist der Frauenanteil. Auf Kammer- und Verbandsebene findet man durchaus Vorstände, die mehrheitlich weiblich sind, zum Beispiel der Kammervorstand in Bayern (5 von 9 Vorständen Frauen; entspricht 55 Prozent). Auch die Zeiten, in denen man unter den Delegierten Frauen mit der Lupe suchen musste, sind vorbei. In Anbetracht der Geschlechterverhältnisse in der Apothekerschaft ist aber grundsätzlich noch viel Luft nach oben. |

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