Wirtschaft

Wie läuft das Jahr?

Marktdaten der Apotheken bis Januar 2022

tmb | Im Vergleich zum Vorjahr sind die Apotheken im Januar gut in das neue Jahr gestartet. Im Rx- und OTC-Bereich sind die Absätze und die Umsätze gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Doch im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ist die Entwicklung ungünstig. Dies zeigen die Daten des Apothekenpanels von Insight Health. Sie liegen nun für die ersten vier Wochen des Jahres 2022 vor.

In den ersten vier Wochen des Jahres 2022 waren die Rx-Absätze 2,6 bis 7,2 Prozent höher als in den jeweiligen Wochen des Vorjahres – mit dem niedrigsten Zuwachs in der ersten und dem höchsten Zuwachs in der zweiten Woche (siehe Abbildung 1). Bezogen auf alle vier Januarwochen stieg der Rx-Absatz um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim Rx-Umsatz war die Entwicklung ähnlich. Er stieg zwischen 2,4 und 8,1 Prozent, bezogen auf die vier Wochen um 5,8 Prozent, jeweils gegenüber dem Vorjahr. Ein ganz anderes Bild ergibt der Vergleich zu 2019, dem letzten ganzen Jahr vor der Pandemie. Im Januar 2022 lag der Rx-Absatz in den ersten drei Wochen unter den Werten von 2019. Insgesamt brachte der Januar einen Absatzrückgang um 2,3 Prozent gegenüber 2019. Dagegen stieg der Rx-Umsatz um 13,7 Prozent gegenüber dem Januar 2019. Die Apotheken mit ihrer über­wiegend absatzbezogenen Honorierung stehen damit im Rx-Markt schlechter da als vor der Pandemie. Dagegen werden die Krankenkassen durch höhere Rx-Umsätze zunehmend belastet. Diese entstehen offenbar durch die Verordnung immer teurerer Arzneimittel.

Quelle: Insight Health Daten/Apothekenpanel

Abb. 1: Rx-Umsatz und -Absatz der Apotheken vor Ort im Vergleich zum Vorjahr; Basis: Apothekenverkaufspreise bzw. Packungseinheiten

OTC weiterhin deutlich unter Vor-Corona-Werten

Im OTC-Bereich sind die Unterschiede noch größer. Im Vergleich zum Vorjahr boten die vier Januarwochen ein deutliches Plus, im Vergleich zu 2019 ein ebenso deutliches Minus. In den ersten vier Wochen des Jahres 2022 lagen die OTC-Absätze zwischen 15,8 und 25,4 Prozent im Plus gegenüber 2021 – mit dem niedrigsten Zuwachs in der zweiten und dem höchsten Zuwachs in der vierten Woche (siehe Abbildung 2). Insgesamt stieg der OTC-Absatz in den vier Januarwochen um 20,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber er sank um 20,1 Prozent gegenüber 2019. Der OTC-Umsatz stieg in den vier Januarwochen zwischen 9,3 und 15,2 Prozent gegenüber 2021. Insgesamt stieg der OTC-Umsatz in den vier Januarwochen um 12,3 Prozent gegenüber 2021, aber er sank um 16,4 Prozent gegenüber 2019. Es gibt demnach im OTC-Bereich für die Apotheken noch viel Nachholbedarf gegenüber der Zeit vor der Pandemie.

Quelle: Insight Health Daten/Apothekenpanel

Abb. 2: OTC-Umsatz und -Absatz der Apotheken vor Ort im Vergleich zum Vorjahr; Basis: reale Apothekenverkaufspreise bzw. Packungseinheiten

Dezember schwächer als November

In der vorigen Folge dieser Serie hatten wir bereits mit den ersten Daten auf die Gesamtentwicklung des Jahres 2021 zurückgeblickt (siehe AZ 2022, Nr. 3, S. 4). Nun liegen auch die absoluten Absätze und Umsätze von Vor-Ort-Apotheken, die Insight Health aus den Daten der Rechenzentren hochrechnet, für den Dezember 2021 vor. Demnach sank der Gesamtumsatz gegenüber dem November um 1,6 Prozent auf 6157,0 Millionen Euro, der Gesamtabsatz sank um 3,0 Prozent auf 148,6 Millionen Einheiten (Absätze siehe Abbildung 3; Umsätze siehe Abbildung 4). Diese Daten bestätigen den Trend, der sich bereits in den Paneldaten gezeigt hatte. Offenbar ist der Aufwärtstrend des Herbstes im Dezember abgebrochen. Ein typisches Weihnachtsgeschäft war das nicht. Immerhin waren der Gesamtabsatz und der Gesamtumsatz im Dezember noch etwas höher als im Oktober. Das vierte Quartal 2021 war mit einem Gesamtumsatz von 18.558,6 Millionen Euro und einem Gesamtabsatz von 445,3 Millionen Einheiten das stärkste Quartal des Jahres.

Quelle: Insight Health

Abb. 3: So viele Einheiten haben die Apotheken in den jeweiligen Kategorien pro Monat abgegeben. Ausgeschrieben die Zahlen für Dezember 2021.

Quelle: Insight Health

Abb. 4: So viel haben die Apotheken in den jeweiligen Kategorien pro Monat umgesetzt. Ausgeschrieben die Zahlen für Dezember 2021.

Weniger Verschiebungen zum Versand

Zur Vervollständigung des Jahresrückblicks gehört die Relation zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versand im OTC-Geschäft. Die Daten dazu erhebt Insight Health in Kooperation mit DatamedIQ. Demnach setzten die Vor-Ort-Apotheken im Jahr 2021 OTC-Produkte (apothekenpflichtige und nicht apothekenpflichtige Arzneimittel sowie Nichtarzneimittel ohne Diagnostika) im Wert von 8583 Millionen Euro (gemessen an realen Apothekenverkaufspreisen) um. Dies waren 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr (8476 Millionen Euro). Der Unterschied zum Apothekenpanel, das einen unveränderten Wert für den OTC-Umsatz zeigt (siehe AZ Nr. 3), dürfte sich aus einer anderen Datenbasis ergeben. Hier geht es um den Vergleich zum Versand. Der OTC-Umsatz der Versender legte demnach von 2503 Millionen Euro im Jahr 2020 um 3,6 Prozent auf 2593 Millionen Euro im Jahr 2021 zu. Der Versand wuchs also wieder mehr als das OTC-Geschäft der Vor-Ort-Apotheken, aber die beiden Teilmärkte gingen nicht mehr so stark auseinander wie 2020. Der OTC-Versand ist nicht mehr zweistellig gewachsen, und im Gegensatz zu 2020 gab es vor Ort keinen Rückgang. Die enormen Verschiebungen durch die Pandemie im Jahr 2020 haben sich 2021 so nicht fortgesetzt, aber auch nicht umgekehrt. Auch die obigen Daten für Januar 2022 zeigen, dass dies noch keine Entwarnung für die Vor-Ort-Apotheken bedeutet.

0,76 Prozent Marktanteil des Versandes in der GKV

Anders als im OTC-Bereich hat der Versand bei den Umsätzen zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung weiterhin einen sehr geringen Anteil. Dies zeigen die „KV 45“-Daten des Bundes­gesundheitsministeriums, die bis zum dritten Quartal 2021 vorliegen. In den ersten drei Quartalen 2021 haben die Apotheken demnach 35.528,2 Millionen Euro mit Arznei- und Verbandmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung der GKV umgesetzt. Für „Arznei- und Verbandmittel aus Versandhandel“ in der vertragsärztlichen Versorgung gab die GKV 270,7 Millionen Euro aus. Im ersten Halbjahr waren es noch 187,9 Millionen Euro, im dritten Quartal demnach 82,8 Millionen Euro, also weniger als im Durchschnitt der beiden ersten Quartale. Der Marktanteil des Versandes am GKV-Arzneimittelumsatz betrug damit in den ersten drei Quartalen 0,76 Prozent. Doch bleibt offen, wie viel die Versender mit Rx-Arzneimitteln für Selbstzahler umsetzen. |

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