Gesundheitspolitik

Ein Signal für die Zukunft setzen

Apothekenstreik am Mittwochnachmittag in vier Bundesländern zielt auf die bevorstehende Strukturreform

ks/gbg | An der geplanten Honorarkürzung wird kaum mehr zu rütteln sein – dennoch wollen Apotheker im Saarland, in Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein ein Signal für die Zukunft setzen, indem sie am kommenden Mittwochnachmittag ihre Betriebe zusperren.
Foto: SAV

Susanne Koch: „Wir lassen uns nicht weiter an der Nase herumführen.“

Der Vorsitzenden des Saarländischen Apothekervereins Susanne Koch ist durchaus bewusst, dass der Zeitpunkt für die Protestaktion einigen zu spät angesetzt erscheint, erklärt sie im DAZ-Podcast. Schließlich soll der Gesundheitsausschuss am Mittwoch das Gesetzespaket zusammenschnüren, das der Bundestag am nächsten Tag ver­abschieden soll. Doch sie hält ein deutliches Signal für notwendig, dass „wir uns nicht weiter an der Nase rumführen lassen wollen“. Schließlich steigen die Kosten weiter, die Lieferengpässe lassen nicht nach, der Personalmangel ist allgegenwärtig – und nächstes Jahr ist eine Strukturreform angekündigt. „Ein Signal für die Zukunft zu setzen, wäre jetzt auf jeden Fall sinnvoll“, findet Koch.

Foto: AK Schleswig-Holstein

Kai Christiansen: „Das Fass ist nun endgültig übergelaufen.“

Auch Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, hat im Gespräch mit der DAZ die angekündigten Strukturreformen im kommenden Jahr im Blick. „Da kann es nur mehr Geld geben für die Apotheken, aber keinesfalls weniger“, betont er. Nach seiner Rechnung müssten die Apotheken, wenn ihr Wertschöpfungsanteil an den GKV-Ausgaben wie noch im Jahr 2005 bei 2,8 Prozent läge – aktuell sind es nur 1,9 Prozent – etwa 2,5 Milliarden Euro mehr im Jahr bekommen, als es derzeit der Fall ist. „Dieses Geld will ich haben“, sagt Christiansen selbstbewusst.

Verdient wäre es allemal, meint der Präsident: „Wie viele Aufgaben wir unentgeltlich erbringen, hat ja bereits die Freie Apothekerschaft zusammengetragen. Und es kommen immer mehr hinzu, ohne dass wir dafür bezahlt würden. Wir sind seit Jahren von der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abgekoppelt, die Kosten explodieren und einfach umschlagen können wir sie auch nicht. So kann das nicht weitergehen.“ Einen Verwendungszweck für die Milliarden hat Christiansen bereits ausgemacht. Profitieren sollen davon vor allem die Mitarbeiter in den Apotheken: „Mit den zusätzlichen Finanzmitteln könnten wir unseren Angestellten endlich ähnliche Gehälter bieten, wie sie in der Industrie und bei den Krankenkassen üblich sind.“

Damit die Aktion zumindest in seiner Region ein Erfolg wird, hat Christiansen alle 43 Apotheken in seinem Kreis angerufen und gebeten, sich zu beteiligen. Sein Engagement zeigt Wirkung: „Bis auf ein paar wenige Betriebe, bei denen ich urlaubsbedingt noch auf eine Rückmeldung warte, haben alle zugesagt“, berichtet er.

Woher die hohe Streikbereitschaft rührt, liegt für Christiansen auf der Hand: „Mit der Erhöhung des Kassenabschlags ist das Fass nun endgültig übergelaufen. Inzwischen sind viele Kolleginnen und Kollegen bereit, ernst zu machen und entsprechende Schließungen zu wiederholen, sollte dieser Warnschuss keine Wirkung zeigen.“ |

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