Management

Berufsstart leicht gemacht

Wie Arbeitgeber und Kollegen die „Neuen“ aufnehmen sollten

Ob nach Studium oder Ausbildung, der erste „richtige“ Job ist immer eine Herausforderung. Meist sind die Berufseinsteiger hoch motiviert. Dennoch erweist sich nicht immer alles so wie erwartet. Die Neuen im Betrieb hadern im Zweifelsfall völlig unnötig mit ihrer eigenen Kompetenz. Das trifft auch auf den Arbeitsplatz Apotheke zu. Wie kann ein solch holpriger Start verhindert werden und die Integration ins neue Arbeitsumfeld zufriedenstellender gelingen? Und wie können Arbeitskräfte langfristig gebunden werden?

Ein jeder neue Lebensabschnitt sollte den Zauber mit sich bringen, den schon Hermann Hesse in seinem bekannten Vers „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ beschrieben hat. Dieser Zauber beinhaltet einen positiven Blick in die Zukunft und freudige Erwartung auf das, was da kommen mag. Den meisten Berufsanfängern wird es da ähnlich ergehen. Sie freuen sich über ihren ersten Arbeitsplatz und starten dementsprechend in guter Stimmung, eventuell auch mit leichtem Bauchgrummeln vor Aufregung. Dass aus dem leichten Grummeln kein handfester Bauchschmerz wird, dafür müssen sowohl die Berufseinsteiger selbst sorgen als auch die Arbeitgeber und die Kollegen. Sich auf die Neuen tatsächlich einzulassen, ist die Kunst.

Auch in der Apotheke wartet jede Menge Neues auf die Einsteiger. Dabei können sich schnell Überforderungen auf vielen Ebenen einstellen – insbesondere, wenn es im Team zu wenig Zeit zur Unterstützung und Einarbeitung gibt. Probleme sollten jedoch erkannt und gelöst werden. Negative Erfahrungen, die Berufsanfängern gleich wieder den Wind aus den Segeln nehmen, sollten nicht überhand nehmen. Schließlich werden sie überall gesucht, die jungen Fachkräfte.

Neu im Team und voller Tatendrang! Es ist wichtig, Berufseinsteiger in der Apotheke ganz besonders zu unterstützen – professionell und mit Herz.

Mangelberuf Apotheker – Berufsaussichten weiterhin hervorragend

Fachkräftemangel ist ein wichtiges Thema in ganz Deutschland. Auch viele Apotheken sind davon betroffen und können teilweise freie Stellen nicht besetzen.

Einer Berechnung der ABDA zu­folge werde bis 2029 ein gravierender Personalengpass mit bis zu 10.000 unbesetzten Stellen erwartet. Das Worst-Case-Szenario geht sogar von bis zu 13.000 fehlenden Fachkräften aus. Insgesamt gebe es hervorragende Berufsaussichten für Pharmaziestudierende. Allerdings verschärfe der zunehmende Fachkräftemangel die Arbeitssituation in den Apo­theken. Die ABDA fordert in diesem Zusammenhang u. a. einen Ausbau des Angebots an Pharmaziestudienplätzen.

Auch die Fachkräfteengpass-Analyse 2021 der Bundesagentur für Arbeit (veröffentlicht im Mai 2022) zählt den Beruf des Apothekers mit zu den Engpassberufen im Gesundheitsbereich. Zum wiederholten Mal kommen die Arbeitsmarkt­experten zu dem Ergebnis, dass Fachkräfteengpässe im Bereich Pharmazie zu beobachten seien. Gute Aussichten für arbeitssuchende Apotheker, ebenso wie für die anderen in den Apotheken vertre­tenen Berufsgruppen. Auch Berufsanfänger profitieren selbstverständlich von der Mangelsituation.

Nachwuchskräfte – dringend gesucht

Die Apothekerkammern und Apothekerverbände bemühen sich um Nachwuchswerbung, eigens ins Leben gerufene Kampagnen mit Werbe- und Imagefilmen sollen jungen Menschen die Apothekenberufe näher bringen. Doch reicht das? Denn einerseits wird angenommen, dass der Trend zu Teilzeitarbeitsplätzen sich wahrscheinlich fortsetzen wird. Andererseits werden immer mehr Arbeitskräfte benötigt, da von einem erhöhten Informations- und Beratungsbedarf in den Apotheken auszugehen ist. Zudem werden in den Krankenhäusern neue Stellen für Stationsapotheker geschaffen. Auch das erhöht den Fachkräftebedarf.

Öffentliche Apotheke interessant für den Nachwuchs?

Bis zum Jahr 2029 werden nach Angaben der ABDA voraussichtlich 20.000 bis 23.000 Apotheker ihr Studium beenden und die Approbation erhalten. Doch es gibt einen Trend weg vom klassischen Berufsweg in der öffentlichen Apotheke hin zu alternativen Betätigungsfeldern. Neben den bereits erwähnten Krankenhäusern wirbt auch die pharmazeutische Industrie um die frisch gebackenen Absolventen. Nach wie vor ist dennoch die Karriere in der öffentlichen Apotheke der meist beschrittene Weg – zumindest der, für den sich die Mehrzahl der Neu-Approbierten zunächst entscheidet. Werden sie dann jedoch entmutigt und ausgelaugt im Arbeitsalltag, bereut der eine oder andere diesen Schritt und sucht sich eine Alternative.

Doch was macht einen Arbeitsplatz für pharmazeutische Nachwuchskräfte attraktiv? Kriterien, die die Entscheidung positiv beeinflussen können, sind neben dem Gehalt auch die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen. So werden häufig die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit beziehungsweise familienfreundliche Arbeitszeiten genannt. Zusätzlich positiv ist für die meisten eine motivierende und erfüllende Tätigkeit. Einiges davon bieten öffentliche Apotheken auf jeden Fall. Im Bereich der Gehälter oder Aufstiegsmöglichkeiten konkurrieren die Apotheken aber beispielsweise mit der pharma­zeutischen Industrie – und geraten hierbei häufig ins Hintertreffen. Umso wichtiger, dass die Nachwuchskräfte, die sich dennoch für ein Berufsleben in der Apo­theke entschieden haben, ihren Berufseinstieg positiv erleben. Wie können sie dabei unterstützt werden? Und was können sie selbst dazu beisteuern?

Integration in Apotheke hat viele Facetten

Welche „Fallstricke“ erleben Berufsanfänger in der Apotheke? Neben den eventuell auftretenden persönlichen Problemen oder Reibereien mit Kollegen oder dem Vorgesetzten gibt es etliche berufsbedingte Problemfelder.

Häufig mit viel Enthusiasmus gestartet, erleben viele schnell ihre ersten Dämpfer. Sie werden mit einem Berufsalltag konfrontiert, der alles andere als einfach ist – besonders zu Beginn. Reichlich Bürokratie, die zudem nicht immer einleuchtet und sich ständig ändert, macht ihnen das Leben schwer. Das Warenbewirtschaftungssystem erscheint zunächst eher als Hindernis denn als Hilfe. Hinzu kommen „schwierige“ Kunden, auf die Berufseinsteiger in diesem Maße häufig nicht vorbereitet sind. Auch Unsicherheiten gepaart mit Zeitmangel setzen so manchen unter Druck. Hoffentlich stimmt dann wenigstens das Betriebsklima – sonst wird es schnell eng und die Einstiegsfreude wandelt sich in Frustration.

Fettnäpfchen vermeiden

Tipps für die „Neuen“:

1. Schaffen Sie den Spagat zwischen Eifer und Anpassung. Sie sollten weder desinteressiert erscheinen noch sofort den „Laden“ neu gestalten wollen.

2. Aufmerksam den Betrieb kennenlernen. Aktiv zuhören. Geschickt Fragen stellen.

3. Das Team kennenlernen. Small Talk beherrschen, d. h. möglichst nicht in Fettnäpfchen treten. Eine zu große Plauderlaune kann sich als Bumerang erweisen.

4. Zeigen, dass Sie vertrauenswürdig und diskret sind. Ist eigentlich selbstverständlich, sollte aber aktiv mitgedacht werden.

5. Freundliches Auftreten zahlt sich aus. Als Arroganz interpretierbares Verhalten vermeiden.

Gute Vorbereitung und realistische Erwartungen

Wie kann es also besser klappen, dass Berufseinsteiger – und auch generell neue Kollegen – an ihrem Arbeitsplatz gut ankommen? Kurze Antwort: durch eine bewusste Vorbereitung, realistische Erwartungen und eine klare Kommunikation. Und das sollte für beide Seiten gelten.

Gute Vorbereitung: Die Ankunft des neuen Mitarbeiters – erst recht, wenn es sich um einen Berufseinsteiger handelt – sollte rechtzeitig und bewusst vorbereitet sein. Der Apothekenleiter sollte am ersten Arbeitstag möglichst anwesend sein und sich ausreichend Zeit für das Kennenlernen nehmen. Was so selbstverständlich klingt, ist leider kein Standard. Die Hektik des Berufsalltags kann dem entgegenstehen oder das Fehlen von Empathie für den Neueinsteiger. Teilweise wird sich zu wenig in die Lage der jungen Kollegen versetzt, für die alles neu und aufregend ist. Aber auch von deren Seite ist eine gute Vorbe­reitung hilfreich. Sie sollten sich idealerweise über ihren neuen Arbeitgeber beziehungsweise Arbeitsplatz informiert haben. Es ist außerdem von Vorteil, wenn die Berufseinsteiger sich mental darauf vorbereiten, dass nicht alles so laufen wird, wie sie es sich vorher vorgestellt haben. Das ist erfahrungsgemäß immer so. „Anders“ heißt jedoch letztlich nicht automatisch schlechter.

Einführungsphase einplanen: Es sollte eine Phase für die Einarbeitung eingeplant werden. Dieses Vorhaben sollte auch klar so kommuniziert werden. Ferner sollte geplant werden, wer den neuen Kollegen in welche Bereiche am besten einführen beziehungsweise einarbeiten kann. Nach dieser Phase sind selbstverständlich nicht „alle“ Fragen umfassend geklärt. Eine die spezifischen Belange der Apotheke berück­sichtigende systematische Ein­arbeitungszeit kann jedoch helfen, den Neuen schneller in das Team zu integrieren. Auch der Berufseinsteiger sollte diese Phase aktiv dazu nutzen, möglichst viele relevante Fragen anzusprechen.

Erwartungen abklären: Sowohl der Apothekenleiter als auch der neue Kollege sollten ihre Erwartungen an die Zusammenarbeit deutlich kommunizieren. Dabei stehen zunächst einmal natürlich die Vorgaben vonseiten der Apotheke im Vordergrund. Das sollte idealerweise auch schriftlich er­folgen. Dabei geht es sowohl um Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen als auch um Pausenzeiten. Ebenso sollte festgehalten werden, was im Falle einer Erkrankung zu tun ist. Die genaue Beschreibung der (zunächst) anfallenden Arbeiten kann ebenso Bestandteil dieses Einführungsblocks sein.

Ermuntern, Mut zusprechen: Aller Anfang ist schwer. Das weiß eigentlich jeder. Es sollte also nicht vergessen werden, dem Berufseinsteiger oder neuen Kollegen Mut zuzusprechen. Ferner ist es eine schöne Geste, Gesprächsbereitschaft auch für die Zukunft zu signalisieren. Eine entsprechende Ermunterung, Probleme nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern offen anzusprechen, kann die Zusammenarbeit wesentlich verbessern.

Dabei sollte eine strukturierte Integration auf fachlicher, sozialer sowie kultureller Ebene erfolgen. Formale und fachliche Integration ist wichtig, um den Mitarbeiter „fit“ für den Betrieb zu machen. Vergessen werden sollte jedoch nicht die soziale Integration in das Team. Es sollte ein „Wir-Gefühl“ entstehen und sich ein gutes Team herausbilden können. Die kulturelle Ebene beinhaltet sowohl die Vermittlung der Unternehmenskultur als auch die Auseinandersetzung mit gegebenenfalls vorhandenen unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen. Und das alles mit dem Ziel, den neuen Mitarbeiter möglichst dauerhaft an den Betrieb binden zu können. |

Inken Rutz, Apothekerin und freie Journalistin

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