Gesundheitspolitik

Keine Links zu Versendern!

Apothekerin warnt OTC-Hersteller vor Vertrauensverlust

cm | Immer mehr Pharmafirmen werben im Internet für ihre OTC-Produkte. Manch ein Produzent setzt dabei auf schnelles Shopping und verlinkt auf Webseiten zu Arzneimittelversendern. Apothekerin Margit Schlenk aus Nürnberg hat jetzt genug davon: In einem Brief an den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) warnt sie die Mitgliedsunternehmen davor, die enge Beziehung mit den Präsenzapotheken aufs Spiel zu setzen.

Es falle auf, schreibt Schlenk, dass einige Hersteller seit geraumer Zeit in den sozialen Medien Werbung für rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel schalten, die eigentlich apothekenexklusiv vertrieben werden, und dabei zum Online-Shopping einladen: „Man landet dann auf shop-apotheke.com oder, wenn überhaupt, sehr umständlich und über mehrere Klicks bei einer Vor-Ort-Apotheke – dies eher als Deckmäntelchen noch angebotene Option“, ärgert sich die Inhaberin zweier Apotheken.

Diese Art des Marketings komme bei ihr ebenso wie bei den Kollegen gar nicht gut an. Sie empfänden dies „als Schlag ins Gesicht der beratenden Vor-Ort-ApothekerInnen und PTA“, betont Schlenk. Eigentlich säßen Apotheken und Arzneimittel­hersteller doch in einem Boot und sollten alles tun, um die Präsenzapotheken zu erhalten. „Ihre Mitgliedsunternehmen tun gerade genau das Gegenteil – aus Angst?“, fragt sie den BAH. Die Pharmazeutin warnt: „Kurzfristige Geldgier (schneller Online-Umsatz) findet Resultat in dauerhaftem Vertrauensverlust in der Vor-Ort-Apotheke.“

Viele Kollegen ziehen laut Schlenk bereits Konsequenzen: Sie listeten Sortimente aus, wenn „so unpartnerschaftliches Verhalten an den Tag gelegt wird“. Die Apothekerin appelliert an die Hersteller: „Bitte überdenken Sie Ihre Werbeaktivitäten!“

Cranz: BAH ist auch zukünftig ein starker Partner

Der Brief der Pharmazeutin ist am BAH nicht vorbeigegangen: Gegenüber der Redaktion betont Haupt­geschäftsführer Hubertus Cranz den hohen Stellenwert, den die Beziehung zu den Apotheken hierzulande für den Verband und seine Mitgliedsunternehmen hat: „Der BAH war schon immer und ist auch zukünftig ein starker Partner und Unterstützer der inhabergeführten Apotheke vor Ort“, erklärt er. „Denn sie ermöglicht eine persön­liche, niedrigschwellige und qualifizierte Arzneimittelversorgung der Menschen in diesem Land. Dies gilt es zu erhalten und zu stärken.“

Aus diesem Grund setze sich der BAH in zahlreichen Initiativen gezielt für die Präsenzapotheken ein. Dass einzelne Hersteller wie geschildert ihre Produkte online bewerben und zum Beispiel auf die Seite der Shop Apotheke verlinken, ändere nichts daran, dass der Verband sich den stationären Apotheken verbunden fühlt. „Wenn einzelne Mitgliedsunternehmen auf Angebote von Versandapotheken verweisen, ist dies deren individuelle unternehmerische Entscheidung, die sich aus deren Wettbewerbssituation ergibt“, betont Cranz. „Dies tut dem vielfältigen und starken Engagement des BAH und seiner Mitgliedsunternehmen für die Vor-Ort-Apotheken keinen Abbruch.“ |

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