Management

Der neue Anfang nach dem Ende

Kündigung durch den Mitarbeiter: Wie das Offboarding gut gelingen kann

Die Kündigung eines Mitarbeiters hat in vielen Unternehmen einen schlechten Beigeschmack. Sie kann von den anderen Mitarbeitern als Verrat angesehen werden oder vom Chef als enttäuschende Entwicklung. Passend zur Einstellung fallen die Reaktionen aus. Der ausscheidende Mitarbeiter wird beschimpft, ignoriert oder mit einem Haufen Überstunden bedacht. Dabei gehört ein Wechsel des Arbeitgebers in vielen Fällen zur natürlichen Entwicklung. Wenn ein Unternehmen es schafft, ein „gutes Ende“ zu gestalten, darf es auf das Potenzial gehender Mitarbeiter hoffen, auf wohlwollende Werbung und vielleicht sogar eine Rückkehr nach einer gewissen Zeit.

Die Gründe für eine Kündigung sind vielfältig. Eine PTA, die sich für ein Studium entscheidet, eine Approbierte, die die Apotheke ihrer Eltern übernimmt, Promo­tion, Umzug, endlich doch der Ruhestand mit 70 Jahren oder die Selbstständigkeit als Vertretungsapotheker sind nur ein paar Varianten. Auch wenn das Beschäf­tigungsende im Unternehmen bedauerlich ist, so ist es nicht das Ende der (Geschäfts-)Beziehung.

Gesetzt den Fall, dass der Mitarbeiter während seiner Zeit im Unternehmen viele gute Erfahrungen gesammelt hat, und das bis zum letzten Arbeitstag, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er sich im Nachhinein weiter positiv über den früheren Arbeitgeber äußert. Vielleicht wirbt er sogar für das Unternehmen und teilt seinem Bekannten- und Freundeskreis mit, dass seine Stelle frei wird. Studenten, Doktoranden und Vertretungen können überdies in der Apotheke immer wieder zu personellen Entlastungen führen und nach einer gewissen Zeit sogar zurück in ein festes Anstellungsverhältnis wechseln. Zum potenziellen Kunden und strategischen Netzwerkpartner hat jeder ehemalige Kollege das Zeug.

Damit der Übergang vom Mitar­beiter zum Fürsprecher des Unternehmens glückt, gilt es, ein paar Dinge zu beachten.

Foto: fizkes/AdobeStock

Wenn die scheidende Mitarbeiterin bzw. der scheidende Mitarbeiter vom „alten“ Team wertgeschätzt wird und sich am letzten gemeinsamen Arbeitstag wohlfühlt, dann hat das Offboarding gut geklappt. Aber auch im Anschluss bietet es sich an, den Kontakt zu pflegen.

Dem Wechsel ein positives Image geben

Jeder Mitarbeiter und ganz besonders die Führungskraft kann Einfluss darauf nehmen, welches Image ein Wechsel des Arbeitsplatzes im Unternehmen erhält. Bemühen Sie sich, dass es ein möglichst positives ist. Natürlich erscheint das zunächst einmal wie ein Balanceakt. Die erste Priorität ist, die Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Niemand soll das Gefühl bekommen, dass es egal ist, ob er geht oder bleibt. Schlimmer noch wäre, wenn der Eindruck entsteht, dass alle froh sind über den Weggang. Die Beantwortung der Frage: „Welchen Umgang würde ich mir selbst wünschen, wenn ich gehen würde?“, hilft dabei, gut abzuwägen. Wer im Bewusstsein kommuniziert, dass jeder ehemalige Kollege weiterhin zum „Ökosystem“ der Apotheke gehört, findet die passenden Worte, wie etwa: „Ein Wechsel ist ganz normal im beruflichen Werdegang, dadurch wachsen Erfahrung und Wissen. Nicht umsonst gibt es Lehr- und Wanderjahre. Bei Zimmermännern wird es erwartet, dass sie ihren Horizont erweitern. In akademischen Berufen ist es genauso. Viele junge Kollegen, die die Apotheke der Eltern übernehmen wollen, nutzen die Chance, in anderen Unternehmen zu lernen, um Erfahrungen zu sammeln. Nur wer die eigene Komfortzone verlässt, kann sich auch entwickeln. Wenn solche Mitarbeiter in das Unternehmen zurückkehren, haben sie die Betriebsblindheit abgelegt und bringen neue Ideen und praktikable Lösungen mit. Falls der Weg in eine andere Richtung geht, können sie uns dennoch unterstützen als Austauschpartner und Ideengeber.“

Im Kündigungsgespräch den Weg ebnen

Ein Kündigungsgespräch ist nie angenehm. Aber eine angenehme Überraschung kann es sein, wenn die Führungskraft gekonnt mit der Situation umgeht. Sofern der Grund nicht bereits bekannt ist, gilt es zu klären, warum ein Kündigungsschreiben vorgelegt wird. Es kann vorkommen, dass sich die Lebenssituation des Mitarbeiters geändert hat und er keine Möglichkeit sieht, diese mit den Interessen des Unternehmens in Einklang zu bringen. Sollte das der Fall sein, lässt sich unter Umständen eine Lösung finden und der Mitarbeiter bleibt. Die Bedürfnisse zu hinterfragen und flexible Lösungen anzubieten, ist mittlerweile ein etabliertes Vorgehen. Die Äußerung, dass „man es ja nicht jedem recht machen könnte“, hat einen wahren Kern, aber wer sich eine gewisse Wendigkeit angewöhnt hat und im guten Kontakt mit dem Team ist, findet Möglichkeiten. Niemand hat etwas davon, wenn durch Starrheit in der Personalplanung Mitarbeiter komplett wegfallen.

Im Fall neuer Karrierechancen für den Mitarbeiter ist meistens das Bedauern groß, dass sich die Zusammenarbeit dem Ende zuneigt. Auch wenn es noch so sehr auf der Hand liegt, tut es beiden Seiten gut, wenn das Bedauern und das Verständnis für diesen Schritt in klare Worte gefasst werden. Genauso wichtig ist es, das Angebot zu äußern, dass demjenigen immer eine Tür offensteht und er jederzeit willkommen ist – wenn und falls er zurückkehren möchte.

Unterstützung anbieten

Vor allem bei Kollegen, die lange im Unternehmen gearbeitet haben, sollte Zeit für die Übergabe aller Arbeitsbereiche eingeplant werden. Für den ausscheidenden Mitarbeiter entsteht dadurch das gute Gefühl, die Arbeit dem Nachfolger sauber übergeben zu können. Für die Apotheke sichert es den reibungslosen Übergang in den Abläufen.

Nicht vergessen werden darf, dass der Mitarbeiter in diesem Moment die Trennung vom Alten und die Vorbereitung auf das Neue vereinen muss, was eine doppelte Belastung darstellen kann. Wer in solchen Momenten als Arbeitgeber Unterstützung anbietet, punktet doppelt. Je nachdem, wo es hingeht, können die Vermittlung von Kontakten für Studentenjobs, die Hilfe bei der Wohnungssuche, Freistellung für Amtsgänge oder andere Angebote wertvoll sein. Schon die Frage danach, wie man unterstützen kann, zeigt Wohlwollen und Wertschätzung.

Kontakte pflegen und teilhaben lassen

Genau wie bei jedem anderen Netzwerkpartner ist es wichtig, die Kontakte zu dem ehemaligen Kollegen zu pflegen. Sofern dieser weiterhin in der Nähe wohnt und hin und wieder zu Besuch in der Apotheke ist, gestaltet es sich leicht. Kongresse, Geburtstags­grüße oder ein kurzes Telefonat, um zu hören, wie es geht, sind weitere Optionen. Dafür muss sichergestellt sein, dass die neuen Kontaktdaten in der Apotheke hinterlegt sind. Meist halten zudem die Mitarbeiter untereinander Kontakt, was das Ganze vereinfacht. Ehemalige Kollegen an den Entwicklungen im Unternehmen teilhaben zu lassen, sichert die gegenseitige Bereicherung.

Ein Dankeschön

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Am letzten Arbeitstag ist Abschied angesagt, dazu gehören ein Dankeschön und die Anerkennung für die geleistete Arbeit genauso wie die guten Wünsche für die Zukunft. Jede Apotheke hat ihre eigene Tradition, wie ein Kollege verabschiedet wird. Wichtig ist, dass es einen echten Abschied gibt, ansonsten bleibt das schale Gefühl beim Mitarbeiter, dass die eigene Arbeit nie wirklich geschätzt wurde.

Die Übergabe von Unterlagen sollte routiniert und zeitnah erfolgen, genauso wie das Ausstellen des Zeugnisses, die Auszahlung von Überstunden, die Rückgabe von Schlüsseln und weitere organisa­torische Feinheiten.

Fazit

So bitter eine Kündigung auch sein mag, sie kann sich für das Unternehmen und den ausscheidenden Mitarbeiter als neue Chance gestalten lassen. Wer im Moment geht, sollte etwas gnädig sein. In den Apotheken fehlt oft die Zeit, sich so um die Ehemaligen zu kümmern, wie es optimal wäre. Aber den Kontakt zu halten, ist keine Einbahnstraße. Wer sich grundsätzlich willkommen fühlt, der kann als „Ex“ auch weiterhin am Unternehmen Interesse zeigen und sich einfach mal blicken lassen. |

Anja Keck ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, Master-Coach (DGfC) und Systemische Beraterin. Mehr unter www.anjakeck.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.