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Management

Der Apotheker als Manager

Aus der Praxis für die Praxis – Teil 10: Schluss mit Jammern

Im heutigen Beitrag geht es um das ständige Gejammere einzelner Mitarbeiter und darum, wie Sie damit umgehen können.

1. Halb volle oder halb leere Gläser?

Sie kennen das sicher, dass manche Mitarbeiter gerne auf die halb leeren Gläser hinweisen und dadurch wenig zur positiven Alltagsstimmung beitragen. Natürlich hängt der Himmel nicht immer voller Geigen. Andererseits ist aber auch nicht jeden Tag düsteres und stürmisches Wetter.

Es ist in letzter Zeit mal wieder zur Mode geworden, die Schwarz-Weiß-Bilder den Farbfotos vorzuziehen. Das Fatale daran ist nur, dass schlechte Stimmung und dunkle Gedanken in der Regel nicht die Kreativität und Schaffensfreude beflügeln, die in schwierigen Zeiten zur Lösung komplexer Probleme benötigt werden. Darüber hinaus sind negative Gedanken und vor allem auch negative verbale oder nonverbale Signale leider auch sehr ansteckend. So wird schnell aus einem einzelnen Schwermütigen eine ganze Gruppe. Bitte nicht falsch verstehen: Es gibt Situationen, in denen es niemandem nach Lachen und Tanzen zumute ist, aber man muss doch auch mal festhalten dürfen, dass es oft Jammern auf hohem Niveau ist.

2. Verlorene Relativität

Der typische Berufspessimist ist oft nicht in der Lage zu erkennen, dass seine eigene Situation im Vergleich zu vielen anderen Menschen doch eigentlich nicht unkomfor­tabel ist. Obwohl er Arbeit hat, meist auch ein intaktes soziales Umfeld, genügend Freizeit und in aller Regel genügend Raum zur individuellen Selbstverwirk­lichung, blickt er meist dorthin, wo das teurere Auto oder das schönere Haus steht und die vermeintlich besseren Rahmen­bedingungen vorliegen. Man muss nicht viel Fantasie haben, sondern nur die täglichen Nachrichten anschauen, um die wirkliche Realität vieler Menschen zu sehen. Eigentlich ist es doch so einfach, in einem Land wie dem unseren eine gewisse Zufriedenheit zu verspüren und vielleicht auch eine gewisse Dankbarkeit, die Privilegien auch genießen zu dürfen. Unzufriedenheit ist eine chronische Erkrankung, die sich gerade in Ländern mit hohem sozialen Standard gerne ausbreitet.

3. Widerstand aufbauen

Schließen Sie sich doch einer „Widerstandsbewegung“ gegen Jammern und Stöhnen an. Sprechen Sie mit den betroffenen Mitarbeitern ganz offen darüber und verlangen Sie auch klar, das (übermäßige) Jammern im Betrieb zu unterlassen. Ein guter Rat an alle Betroffenen ist immer noch die einfache Lebensregel „Love it, change it or leave it“. Genau so können Sie es auch ohne schlechtes Gewissen artikulieren. Wer nicht zufrieden ist und nichts ändern will oder kann, sollte sich einen Platz suchen, wo er sich besser zu verwirklichen vermag. Jedes System hat Grenzen und Rahmenbedingungen, die entweder akzeptiert werden oder aus denen man sich befreien sollte. Natürlich ist mit der Option „leave it“ immer auch eine unbequeme Phase verbunden: neuer Arbeitsplatz, neuer Wohnort, neue Themen. Aber es liegt auch immer eine Chance in der Veränderung. Eine der größten Chancen besteht in der Option, einen unzufriedenen Menschen zu einem zufriedenen zu machen.

4. Die richtigen Worte finden

Die Vorbereitung der Ansprache des Jammernden ist wichtig. In der Kommunikation hat sich ein einfacher Dreiklang bewährt: den Sachverhalt ansprechen, ihn bewerten und Schlussfolgerungen ziehen. In dem geschilderten Beispiel könnte das lauten: „Ich erlebe Sie im Arbeitsalltag und vor allem auch im Umgang mit Kollegen häufig unzufrieden und in schlechter Stimmung. Sprüche wie ‚Das bringt doch nichts, das lohnt sich nicht, das ist Quatsch, muss das sein, was soll ich denn noch alles tun etc.‘ habe ich mir oft selbst anhören müssen. Das belastet unsere Zusammenarbeit und hat auch negative Auswirkungen auf das Team. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie derartige Äußerungen in Zukunft unterlassen. Auf der sachlichen Ebene möchte ich mit Ihnen in den nächsten zwei Wochen in einem Mitarbeitergespräch gemeinsam ausloten, wo es Verbesserungspotenzial in der Zusammenarbeit gibt.“

Natürlich kostet es Überwindung, dieses Gespräch zu führen, es ist aber alternativlos, wenn Sie sich aus der Jammerwolke befreien wollen. Sie werden erleben, dass es in einigen Fällen hilft, ein entsprechendes Bewusstsein zu entwickeln und eine positive Verhaltensänderung auszulösen. Hartnäckige Jammerprofis beeindruckt das vielleicht nicht, aber dann bleiben Ihnen ja auch noch weitere Schritte.

5. Angst vor Kündigung

Das Argument „Ich kann es mir derzeit nicht leisten, einen Mit­arbeiter zu verlieren“, ist mir nicht fremd. Wenn Sie den Nutzen in einer solchen Situation höher einschätzen als den täglichen Schmerz, dem Jammern ausgesetzt zu sein, dann belassen Sie es dabei. Aus meiner langjährigen Erfahrung in zahlreichen Coachinggesprächen komme ich persönlich zu dem Ergebnis, dass diese Strategie der Aufrechterhaltung auf lange Sicht einen hohen Preis fordert.

6. Ein bescheidener Anspruch?

Es ist nicht vermessen zu erwarten, dass alle Mitarbeiter Ihres Teams sich fachlich und sozialkompetent auf hohem Niveau einbringen. Es ist dabei aber Ihre Aufgabe, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen bereitzustellen. Und dazu gehört auch Ihre gute Laune.

In diesem Sinne …

Viel Erfolg bei der Umsetzung. |

In regelmäßiger Folge werden an dieser Stelle Themen des Managements für Apotheker behandelt. Autor ist Herr Ralf König, Vorstand der GUB AG, einer Beratungsgesellschaft mit jahrzehntelanger Erfahrung im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich Coaching und Organisation.

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