Gesundheitspolitik

Lauterbach beharrt auf erhöhtem Kassenabschlag

Viel Lob für die Apotheker im Grußwort beim Deutschen Apothekertag / Neue Perspektiven sollen Belastung ausgleichen

cha | Auch wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht persönlich, sondern nur per Stream beim Deutschen Apothekertag in München erschien – an freundlichen Worten sparte er in seinem Grußwort nicht. Zwar hält er an der geplanten Erhöhung des Apothekenabschlags fest, will den Apothekern aber neue Perspektiven eröffnen.

Im nächsten Jahr werde er auf jeden Fall persönlich zum Deutschen Apothekertag kommen, versprach Lauterbach zu Beginn seines Grußworts. In diesem Jahr war ihm das wegen einer Kabinettssitzung nicht möglich. Kurz vor dem Apothekertag war es immerhin – neun Monate nach Amtsantritt – zu einem ersten persönlichen Austausch mit der Standesführung gekommen. Dieser sei, so Lauterbach, gewinnbringend gewesen, man werde dies weiter pflegen. Ausführlich bedankte sich der Minister für die Leistungen der Apotheker in der Pandemie. Es sei auch ihnen zu verdanken, dass Deutschland bisher „relativ gut durch die Pandemie gekommen“ sei.

Foto: AZ/Alex Schelbert

Gesundheitsminister Karl Lauterbach Wer ihn persönlich in München er­wartete, wurde enttäuscht. Doch immerhin ist der Dialog in Gang gekommen.

Lauterbach kündigte an, die Rolle der Apotheker bei der Versorgung auszubauen. „Wir sind auf Sie angewiesen“, betonte er. Dies gelte vor allem auch in unterversorgten Gebieten – der Versand könne das nicht übernehmen. Ausdrücklich begrüßte er die pharmazeutischen Dienstleistungen und betonte, dass die fünf angebotenen nur der Beginn sein könnten.

Viel Lob ernteten die Apotheker zudem für die schnelle Umsetzung der Digitalisierung: Dies sei beispielhaft für andere Leistungserbringer. Dabei wies Lauterbach ausdrücklich darauf hin, dass durch das E-Rezept die freie Apothekenwahl nicht angetastet werden dürfe. Vielmehr solle es den lokalen Apotheken helfen, neue Aufgaben anzubieten.

Deutlich weniger entgegenkommend zeigte der Minister sich bei der geplanten Erhöhung des Kassenabschlags. Er habe ein Defizit von 17 Mrd. Euro von seinem Vorgänger geerbt. Die FDP, schob Lauterbach in der anschließenden Diskussion nach, ermögliche es wegen der Schuldenbremse nicht, das Defizit über Steuermittel abzudecken. Er hätte den Apothekern diese Belastung gerne erspart, aber die Lasten müssten fair verteilt werden. Als Ausgleich will Lauterbach den Apothekern neue Per­spektiven eröffnen. Zudem würden die Apotheken finanziell durch eine Ausweitung der Hochpreiser entlastet – eine Aussage, der aus dem Auditorium widersprochen wurde und die Lauterbach nun prüfen will.

In der Diskussion betonte die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen Ursula Funke, dass es in den Apotheken keine Effizienz­reserven gebe. Wenn Lauterbach eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung wolle, müsse er die Apotheken stärken. „Korrigieren Sie diesen Fehler!“, forderte Funke unter lautstarker Unterstützung des Auditoriums. In seiner Antwort versprach Lauterbach, er werde nichts unternehmen, was die Apothekendichte gefährde. Und: Das Wirtschaftsministerium (Anmerkung: dies legt die Höhe des Fixzuschlags fest) sei zuständig dafür, Entlastungsmöglichkeiten zu finden. |

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