Gesundheitspolitik

Gematik beim Konnektortausch kompromissbereit

Vorerst nur Austausch für bis August 2023 ablaufende Konnektoren / KBV: Informationen über aktuelle Alternativen fehlen

cha | Rund 300 Millionen Euro soll die gesetzliche Kranken­versicherung bezahlen, damit in Deutschlands Arztpraxen 130.000 Konnektoren, deren Sicherheitszertifikat abläuft, ersetzt werden können. Angesichts leerer Kassen bei den Kassen ist es wenig verwunderlich, dass diese Entscheidung kritisch hinterfragt wurde. Nun zeigt sich die Gematik kompromissbereit, doch teuer könnte es trotzdem werden.

Angesichts der enormen Kosten durch den angeblich notwendigen Austausch schraubte man beim Computermagazin c‘t einen der betroffenen Konnektoren auf. Das Ergebnis: Man muss nicht gleich die ganze Hardware ersetzen, es reicht, einen neuen Satz von gSMC-K-Karten mit frischen Zertifikaten zu erstellen und einzusetzen.

Infolgedessen forderte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) im Vorfeld der Gesellschafterversammlung der Gematik am 2. August 2022 eine „lückenlose Aufklärung“ des Sachverhalts. Doch darauf ließ sich das Bundesgesundheitsministerium, das als Mehrheitseigner die Zügel in der Hand hält, nicht ein. Immerhin konnte die KBV einen Teilerfolg erzielen, wie Vorstandsmitglied Thomas Kriedel per Pressemeldung mitteilte: „Wir haben durchsetzen können, dass die Gematik zur nächsten Gesellschafterversammlung eine Alternativen­prüfung zum Konnektorentausch vorlegen wird.“

Wahlmöglichkeiten für später ablaufende Geräte

Diese ist nun erfolgt. Wie die Gematik meldete, hat die Gesellschafterversammlung am vergangenen Montag die Entscheidung zum Konnektortausch bestätigt. Wörtlich heißt es: „In der Gesellschafterversammlung der Gematik am 29.08.2022 wurden alle Alternativen zu einem Austausch der Konnektoren in den Praxen betrachtet. Das Ergebnis: Bei allen bis August 2023 ablaufenden Konnektoren ist der Austausch weiterhin die einzig sinnvolle Alterna­tive.“ Doch damit rudert die Gematik ein Stück weit zurück. Denn bislang war nicht die Rede davon, dass für neuere Konnektoren möglicherweise etwas anderes gilt. Nun heißt es: „Für Geräte, die ab September 2023 ablaufen, werden Wahlmöglich­keiten für den TI-Anschluss einer medizinischen Einrichtung denkbar – neben dem Konnektortausch eine Laufzeitverlängerung der TI-Gerätekarte oder ein Anschluss über eine Rechenzentrumslösung.“

Dabei denkt die Gematik auch an die Interessen der Anbieter am Markt. „Die Gesellschafter empfehlen darüber hinaus, das Finanzierungsmodell für die sichere Anbindung an die Telematikinfrastruktur anzupassen, um diese verschiedenen Varianten bei der TI-Anbindung zu ermöglichen“, heißt es. Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin, dass Alternativen für die Geräte, die ab September 2023 ablaufen, nur in Betracht kommen, „wenn der wirtschaft­liche Anreiz für die Industrie, die diese Lösungen für den Markt umsetzen müsste, auch attraktiv ist“.

Die KBV ist mit diesem Beschluss keineswegs zufrieden: „Die Ge­sell­schafterversammlung der Gematik am Montag hat keine Klarheit gebracht, welche möglichen Al­ter­nativen eines Konnektoren­tausches verbindlich jetzt und aktuell bestehen“, heißt es von der Pressestelle. Dieser Beschluss lasse die niedergelassenen Kollegen aktuell vollkommen im Unklaren, was verbindliche Aussagen zu möglichen Alternativen eines Konnek­torentausches angehe, weshalb die KBV konsequent mit „Nein“ gestimmt habe. Durch den Mehrheitsbeschluss sei ein Austausch der Konnektoren letztlich zementiert worden – zumindest bis September 2023. „Dass die Gematik zudem Rahmenvorgaben für die Finanzierung an die zuständigen Vertragspartner vorgibt, zeigt erneut das vorherrschende Missverständnis einer Technikzentrierung, der sich alles unterordnen soll“, heißt es weiter.

Bleiben die Apotheken verschont?

Für die Apotheken wächst mit der Entscheidung der Gematik allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass sie vom Konnektorentausch verschont bleiben. Denn laut Mitteilung der ABDA wäre in den Apotheken, deren Konnektoren ab 2019 „ausgerollt“ wurden, erst ab 2024 ein Hardwaretausch relevant. Bis dahin dürfte mehr Klarheit bestehen, was tatsächlich notwendig und möglich ist. |

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