Wirtschaft

Wolt will die „App für Alles“ werden

Finnischer Lieferdienst drängt auf deutschen Apothekenmarkt

ts | In das Geschäft mit der Arzneimittelbelieferung drängt sich ein weiterer Marktteilnehmer: Das finnische Unternehmen Wolt, das Anfang Juni vom US-Konzern Doordash übernommen wurde, arbeitet aktuell mit wenigen Apotheken zusammen, will den Bereich aber ausweiten.

Auf der Webseite des Lieferdienstes Wolt stehen bislang vor allem Speisen, die sich die Kunden gegen eine Liefergebühr innerhalb von 35 Minuten nach Hause liefern lassen können. Doch das ändert sich gerade. Mittlerweile arbeitet das Unternehmen mit Hauptsitz im finnischen Helsinki hierzulande zunehmend auch mit Apotheken zusammen und bietet deren verschreibungsfreie Produkte zur Lieferung an die Haustür an.

Auf Anfrage teilt Wolt mit: „Im Pharmabereich haben wir derzeit die Apominga in München mit drei Filialen, die Centro-Jacobi-Apotheke in Hamburg und die Rosen Apotheke in Frankfurt am Main auf der Plattform. Im Kosmetikbereich bieten wir derzeit Produkte von Anbietern wie Nivea, Lush, L’Occitane und Sober Cosmetics an.“

Dabei steht Wolt mit seinem Angebot im Pharmabereich in Deutschland nach eigenen Angaben noch am Anfang. Bei der Auswahl der Partnerschaften gehe man „stark kuratiert“ vor; man lege Wert auf qualitativ hochwertige Partner und nehme dafür in Kauf, gegebenenfalls langsamer als Wettbewerber zu expandieren.

„Gute Werbung für das klassische Offline-Geschäft“

Die Kunden würden sehen, wo sie bestellen, und bekämen „nicht automatisch die nächste Apotheke zugewiesen“. Damit unterstütze man lokale Händler, sich mit ihrer eigenen Marke zu platzieren, was „auch eine gute Werbung für das klassische Offline-Geschäft“ sei.

Gleichzeitig helfe dies dem Apothe­ker, zusätzliches Volumen auf der bestehenden Kostenbasis zu generieren und seine Kapazitäten besser zu nutzen. Die Partner würden dabei von Wolt mit Software für das „Picking“ der Waren unterstützt.

Dabei holen Kuriere die bestellten Waren bei den Apotheken ab und liefern diese innerhalb von 35 Minuten an die Kunden. Diese bezahlen eine Liefergebühr zwischen 1,90 Euro und 3,90 Euro, abhängig von der Distanz. Der Mindest­bestellwert beträgt zehn Euro. Zusätzlich erhebt Wolt eine nicht näher bezeichnete Provision.

Einer, der die Dienste von Wolt bereits seit Anfang dieses Jahres in Anspruch nimmt, ist der Münchener Apotheker Michael Grintz, Inhaber mehrerer Bienen-Apotheken. Grintz, der auch mit dem Lieferdienst First A zusammenarbeitet und Amazon nutzt, sieht Wolt als einen weiteren Dienstleister und Marktplatzanbieter. Auf Anfrage gibt er zu verstehen, dass die Nutzung dieser Dienste für ihn wirtschaftlich Sinn ergebe. Über Wolt biete er rezeptfreie Produkte an, üblicherweise seien dies Arzneimittel für den Akutbedarf.

Das Ziel von Wolt ist nach Angaben eines Pressesprechers, zur „App für Alles“ zu werden. So sei es in Helsinki bereits möglich, von Schuhen über Lebensmittel „alles zu bestellen“ und sich diese Waren innerhalb von 35 Minuten per Kurier liefern zu lassen. In Deutschland würden derzeit immer mehr Produktkategorien auf der Plattform integriert: seien es Blumen, Tierbedarf & Tierfutter, Kosmetik, Sextoys, Back­waren, Lebensmittel oder eben Apothekenprodukte. Das Ziel: „Wir wollen dem Einzelhandel das Rüstzeug an die Hand geben, um gegen Amazon und Co. zu bestehen.“ |

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