Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Kopf hoch

Redensarten und Sprichwörter

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Der Kopf ist zweifelsfrei eine der wichtigsten Körperregionen, damit bringt man über Mimik seine Haltung zum Ausdruck, er beherbergt das Gehirn und ist maßgeblicher Treiber für Sympathie. Folgerichtig wird er in Redensarten und Sprichwörtern häufig bemüht, und dies in vielerlei Ausprägungen.

Wenn jemand das Offensichtliche nicht bemerkt, sich dumm oder ungeschickt anstellt, dann hat er ein Brett vor dem Kopf. Um Ochsen als Zugtiere zu nutzen und diese auf die eigentliche Aufgabe zu fokussieren, setzte man das Blendbrett ein, so tat der Ochse ob des Brettes nur jeweils den nächsten Schritt.

Wenn dies aus Sicht der betrach­teten Person aktiv erfolgt, wenn man also etwas nicht wahrnehmen oder wahrhaben möchte, dann steckt man am besten den Kopf in den Sand. Jungen Leuten oder auch Ewigjungen schreibt man häufig unrealistische Pläne oder nicht ­realisierbare Ideen zu und bezeichnet dies redensartlich damit, er oder sie habe Flausen im Kopf. Und um diese Flausen aus dem Kopf zu kriegen, indem man seine Meinung kundtut, tadelt und mahnt, wäscht man der entsprechenden Person den Kopf.

Nervöse, hysterische oder auch wenig belastbare Menschen bekommen nicht selten Panik, handeln gedankenlos und verlieren damit den Kopf oder benehmen sich einfach nur kopflos. Und die anderen, die sich alles zutrauen, sich für allmächtig halten, tollkühn und unbedacht sind, riskieren Kopf und Kragen. Manchem gelingt es trotz dieser bedroh­lichen und riskanten Lage noch, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und wenn das nicht klappt oder es vielleicht doch nur halb so schlimm war und kam, reißt man der betroffenen Personen eben nicht gleich den Kopf ab.

In Wettbewerben liefert man sich – so der Ausgang bis zum Schluss offen ist – ein sogenanntes Kopf-an-Kopf-Rennen. Hier wird der Ursprung im Pferdesport vermutet, wo man nicht selten nur um eine Kopflänge gewinnt.

Sture Menschen, die ihren Willen bisweilen auch rücksichtslos durchzusetzen trachten, wollen mit dem Kopf durch die Wand. Die Schelte für einen anderen beziehen, auch für Dritte Verantwortung übernehmen, bedeutet, den Kopf für jemanden hinhalten. Ängstigt man eine Person oder irritiert diese, macht man jemanden kopfscheu, und besonders gewiefte Personen vermögen anderen den Kopf zu verdrehen, indem sie diese in sich verliebt machen.

Wer rasch zusagt ohne zu zögern, sagt etwas auf den Kopf zu, wer sich von Liebgewonnenem trennen muss, Hoffnungen aufgibt oder sich von Ideen verabschiedet, schlägt sich etwas aus dem Kopf, und mit Fug und Recht kann man konstatieren, dass die Welt vor lauter Pandemie und sonstigen Katastrophen gegenwärtig Kopf steht. Wer dies zum Anlass nimmt, zu tief ins Glas zu schauen, also reichlich Alkohol verzehrt, hat einen dicken bzw. schweren Kopf. Und wer von einer auf dem Kopf stehenden Welt überfordert oder verwirrt erscheint, weiß am Ende nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Alles Beharrungsvermögen reicht nicht aus, die Sturheit trägt keine Früchte und sämtliches Argumentieren hilft nicht, dann und genau dann kann man sich noch so lange auf den Kopf stellen, man erhält Absagen oder eine Verweigerung der eigenen Wünsche. Schließlich sind nicht selten Sorgen dafür verantwortlich, dass man sich den Kopf zerbricht, oder anders herum argumentiert, kein Kopfzerbrechen macht man sich bei unwichtigen Dingen und man bekommt dann auch keine Kopfschmerzen, wenn mal etwas nicht so läuft, wie man dies idealerweise für sich angenommen hatte. Wenn ein Problem übermächtig zu werden droht, wie ein Gewächs, welches ob seiner schieren Größe die Sicht verstellt oder als nicht beherrschbar gilt, dann wächst einem alles über den Kopf.

Zum Kopf zählen Teile wie Stirn oder Gesicht dazu. Die Stirn bieten, z. B. wenn man sich widersetzt oder im negativen Sinne frech und ggf. unverschämt ist, zählt genauso zu den Redensarten wie alles rund um das menschliche Gesicht. Wenn man mehr sieht als andere, bekommt man etwas zu Gesicht, und wenn etwas passt, stimmig ist und ein gutes Gesamtes abgibt, dann steht es einem gut zu Gesicht. Grimassen machen nennt man auch Gesichter schneiden und Beleidigungen, Kränkungen und jede Art von Beschädigung werden schnell zum Schlag ins Gesicht. Hier das Gesicht zu wahren, keinen Gesichtsverlust zu erleiden und mit Stärke sein wahres Gesicht zu zeigen, wird als passende Antwort darauf verstanden.

Kopf hoch, Apothekerinnen und Apotheker, zeigen Sie in diesen von Transformationen gezeichneten Zeiten Ihr wahres Gesicht, bieten Sie den Zweiflern am Geschäftsmodell Offizin-Apotheke und notorischen Online-Fetischisten die Stirn und zeigen Sie erhobenen Hauptes, zu was Sie befähigt sind, nicht kopflos, sondern bedacht, nicht mit dem berühmten Brett vor dem Kopf, sondern mit Köpfchen. |

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